Lebensmitteleinkauf im Internet führt Nischen-Dasein

Einer Studie von A.T. Kearney zufolge wird der Online-Lebensmittelhandel in den nächsten Jahren ein Nischenmarkt bleiben. Die Unternehmensberatung sieht jedoch Potential für ein leichtes Wachstum bis 2016. Flächendeckende Angebote wird es in den kommenden 5 Jahren dennoch nicht geben.

Die Experten von A.T. Kearney gehen davon aus, dass der Anteil des Internet-Handels am gesamten deutschen Lebensmittelmarkt bis zum Jahr 2016 von derzeit 0,2% auf 1,5% ansteigen wird.

Das Stiefkind-Dasein, das der Lebensmittel-Onlinehandel noch fristet wird durch mangelndes Vertrauen auf Seiten der Verbraucher  hervorgerufen, so die Studie.

Vor allem frische Lebensmittel werden bisher bevorzugt im stationären Supermarkt erworben. 2011 wurden gerade einmal 200 Millionen Euro umgesetzt, was einem Pro-Kopf-Umsatz von etwas mehr als 2 Euro gleichsteht.

Britische Internet-Händler schafften es sehr viel leichter, ihr Online-Business anzutreiben, denn in Großbritannien gaben die Verbraucher 2011 im Schnitt 82 Euro für im Netz bestellte Nahrungsmittel aus. Deutsche Händler hingegen hätten sich in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Preis-Reduzierung konzentriert, anstatt Differenzierungsmerkmale und Services weiter zu entwickeln. Das erklärt Dr. Mirko Warschun, Partner bei A.T. Kearney. Dessen ungeachtet habe der Lebensmittel-E-Commerce in Deutschland Potential. Allerdings müssten hierfür die Konsumenten erst einmal aufgeklärt werden:

  • 82% der Deutschen verfügen über wenig bis gar keine Erfahrungen im Online-Lebensmittelhandel (weniger als 1% bestellen derzeit monatlich Lebensmittel online).
  • 73% der Befragten sind mit den herkömmlichen Einkaufsmöglichkeiten zufrieden.
  • 52% sieht im Einkauf der Nahrungsmittel im Internet keinen Mehrwert.

Die größten Bedenken entstehen, weil die Kunden, immerhin 70%, die angebotenen Lebensmittel nicht sehen.

  • 62% fürchten den Internet-Einkauf, weil sie die Produktqualität nicht bewerten können.
  • 22% vermissen den persönlichen Kontakt zu den Händlern.
  • 9% antworteten, dass sie kein Online-Lebensmittelangebot in ihrer Stadt kennen würden.
  • 5% äußerten Sicherheitsbedenken.

Einen Mehrwert sehen die Verbraucher allerdings im Lieferservice:

  • 51% der befragten Personen, die bereits Erfahrungen mit dem Internet-Lebensmittelhandel gesammelt haben, sehen im Lieferservice ein wichtiges Bestellkriterium
  • 40% schätzen die Einzigartigkeit der online bestellten Produkte
  • 36% trieb die Neugier zum Einkauf
  • 30% schätzen die Zeitersparnis
  • 17% sind an den günstigeren Preisen interessiert.

Fazit von Dr. Mirko Warschun:

Die Resultate ließen klar erkennen, dass die Verbraucher an intelligenten und benutzerfreundlichen Lösungen im Online-Lebensmittelhandel Interesse zeigten. Sie bevorzugten den Lieferservice nach Hause. Reine Online-Händler hätten es daher schwer, den Markt aufgrund des starken Preiswettbewerbs und der bestehenden Start-up-Kosten auf breiter Basis zu etablieren. Eine Positionierung als Nischenanbieter in den größeren Städten und Ballungsräumen sei für sie eine Erfolg versprechende Strategie, da sich hier wegen der breiteren Kundenbasis die Auslieferung von Lebensmitteln und Frischeprodukten in der Logistik viel kosteneffizienter abbilden ließe als in ländlichen Gegenden.

Herkömmliche Einzelhändler sollten dagegen abwägen, ob sie eine Vorreiterrolle im Internet-Lebensmittelhandel einnehmen möchten. Für Super- und Verbrauchermarktketten kann das Online-Angebot ein Differenzierungsmerkmal sein, um dem Wettbewerbsdruck seitens der Discounter zu begegnen. Dies zahlt auf ihre Innovationskraft ein und verbessert außerdem die Markenakzeptanz.

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