PayPal und das Problem der E-Bücher mit “erotischen Inhalten”

Anuj Nayar, Director of Communications bei PayPal, äußerte sich vor ein paar Tagen im PayPal-Blog zur Nutzung von PayPal beim Verkauf von E-Büchern mit „erotischem Content“. Hintergrund war die Mitteilung von Smashwords, ein in den USA zu Amazon in direkter Konkurrenz stehender E-Buchhändler, der von PayPal aufgefordert worden war, Erotikinhalte von seiner Plattform zu entfernen.

Nayar damals: „Präzise gesagt erlaubt es PayPal nicht, unseren Service zu verwenden, wenn Inhalte verkauft werden, die in Zusammenhang mit Vergewaltigung, Inzest oder Sodomie stehen.“

Die Fakten

Nayar: „Anders als viele andere Payment-Anbieter gestattet PayPal sehr wohl seinen Service für den Verkauf erotischer Bücher zu nutzen. PayPal ist ein großer Verfechter für Transparenz im Internet, Meinungsfreiheit, unabhängiges Verlegen von Büchern und E-Buch-Marktplätzen. Eine Grenze ziehen wir bei bestimmten Inhalten für Erwachsene, die abnorm oder möglicherweise illegal sind.

Ein wichtiger Faktor in unserer Entscheidung oben angesprochene Inhalte zu verbieten, liegt darin, dass solche Veröffentlichungen häufig Bilder beinhalten. Zudem wird bei solchen Büchern oft die Grenze zwischen Fiktion und Non-Fiktion verzerrt. Beide genannten Faktoren sind hinsichtlich der legalen und kritischen Perspektive problematisch.

Aus Rückmeldungen, die wir zu diesem Thema erhalten haben ging hervor, dass wir versuchten unsere moralischen Grundsätze anderen aufzuerlegen und das Recht der freien Meinungsäußerung zu unterdrücken, dem ist 100%-ig nicht so.

Wir verstehen, dass Leute mit unseren Regelungen nicht immer übereinstimmen. Doch diese Entscheidung hat nichts mit unseren persönlichen Ansichten hinsichtlich des Inhaltes zu tun. Auch nicht damit, dass wir die Redefreiheitsrechte beschränken möchten. Wir möchten nur unserer gesetzlichen Verantwortung Genüge tun.

PayPal ist ein Bezahldienst. Das Recht den PayPal-Dienst zu verwenden, ist nicht dasselbe wie das Recht der freien Meinungsäußerung. Wir haben die E-Buch-Herausgeber nicht ausgeschlossen und arbeiten mit der kleinen Zahl der betroffenen Händler zusammen, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Diese soll die maximale Meinungsfreiheit erlauben. Feedback ist uns jederzeit willkommen. Aber sie müssen wissen, dass wir an obiger Regelung festhalten werden.“

So las sich die Mitteilung von Nayar noch vor ein paar Tagen.

Mittlerweile hat PayPal erneut ein Statement herausgegeben und rudert in Bezug auf seine Regelungen zurück. Man werde den Fokus nun nur auf E-Bücher legen wird, die illegale Bilder enthielten. Zudem werde man sich auf einzelne Bücher konzentrieren und nicht ganze Kategorien von Büchern mit bestimmten Inhalten verbieten. Der Online-Bezahhldienst wird aber auch weiterhin den Bücherverkauf mit kinderpornographischen Themen untersagen. PayPal wird betroffene E-Buchhändler, deren Inhalte gegen die PayPal-Regeln verstoßen benachrichtigen und gemeinsam mit ihnen versuchen die Problematik zu lösen.

Bislang hat PayPal auch noch keinen Account von betroffenen Händlern geschlossen.

Anuj Nayar, Director of Communications, PayPal hierzu im PayPal-Blog:

„Unser grundliegendes Interesse in dieser Sache ist und war, eine gemeinsame übereinstimmende Lösung zu finden, sodass auch die Meinungsfreiheit gewährleistet bleibt. Auf der anderen Seite jedoch soll auch gesichert sein, dass PayPal entsprechend der geltenden Gesetze und unseren Regeln genutzt wird.”

Der Online-Bezahldienst musste seine Regelung etwas entschärfen, nachdem verschiedene Organisationen wie Authors Guild und die National Coalition Against Censorship dagegen demonstrierten. Sie äußerten ihre Bedenken, dass Banken und Bezahldienste langsam zu viel Kontrolle darüber hätten, was geschrieben, verlegt und gelesen werden darf.

Zudem haben Kreditkarten-Unternehmen, wie beispielsweise Visa  klargestellt, dass man zwischen extremen pornographischen Fotos und E-Büchern, die die anstößigen Themen nur in Textform wiedergäben unterscheiden müsse.