Internet- und Versandhändler mit enormem Wachstum

Die deutschen Internet- und Versandhändler konnten 2011 ihren Umsatz auf 34 Milliarden Euro steigern, was einem Plus von 12,2% zum Vorjahr entspricht. Die aktuellen Umsatzzahlen des deutschen Versandhandels hat der Bundesverband des Deutschen Versandhandels e.V. (bvh) im Rahmen seiner Jahreskonferenz bekanntgegeben. Somit lag das Umsatzplus zum ersten Mal seit Durchführung der Studie „Interaktiver Handel in Deutschland 2011“ im zweistelligen Bereich. Auch der Anteil am gesamten Einzelhandel stieg um 0,4 Prozentpunkte auf den neuen Spitzenwert von 8,2%.

Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bvh: „Das exzellente Wachstum im Jahr 2011 freut unsere Branche ganz außerordentlich. Der Kauf im Internet ist mittlerweile für immer mehr Kunden zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Online-Händler konnten sich über eine Umsatzsteigerung von 3,4 Milliarden Euro auf 21,7 Milliarden Euro freuen. Das entspricht einem prozentualen Wachstum gegenüber dem Vorjahr von 18,5%. Damit wurde erstmalig die 20-Milliarden Euro-Grenze beim Umsatz mit Waren gesprengt.“
Frauen sind laut Studie mit einem Anteil von rund 58% eher geneigt, via Versandhandel zu bestellen als die männlichen Kunden(42%). Die weiblichen Kunden stehen für einen Jahresumsatz von 19,8 Milliarden Euro, männliche Verbraucher bringen es auf 14,2 Milliarden Euro. Die weibliche Kundschaft erziele zudem die meisten Umsätze durch eindeutig größere Warenkörbe als die Herren.

„Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen hier zudem die Multi-Channel-Versender, die sich als Zugpferde für die weibliche Klientel erweisen, denn die Kundinnen sorgen bei diesen Versendern allein für rund 10,5 Milliarden Euro Umsätze“, erläutert Thomas Lipke, Präsident des bvh und Chef des Multichannel-Outdoorhändlers Globetrotter. „Der männliche Anteil schafft es hier gerade einmal auf die Hälfte mit 5,2 Milliarden Euro.“ Dafür seien die reinen Internet-Händler, die sogenannten Pure-Player, mit einem Umsatz von 4,6 Milliarden Euro noch überwiegend in Männerhand.

2011 gab es 3 Sparten-Sieger, die bei ihren Gesamtumsätzen im zweistelligen Bereich zulegen konnten

Auf Platz 1 rangieren die Stationär-Händler, die zusätzlich auf den Online- und Versandhandelszug aufgesprungen sind. Sie legten 2011 gegenüber 2010 um 41% zu. Die Apothekenversender schafften der Studie zufolge ein Wachstum von 35%. Auch die reinen Internet- Player konnten ihr Geschäft um 31% ausbauen.

Betrachtet man nur die reinen Online-Umsätze, haben wiederum die Versender, die im stationären Handel beheimatet die Nase vorn: Sie legten 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 45% zu, gefolgt von den reinen Internet-Händlern. Diese konnten sich über ein Wachstum von 31% freuen. Darüber hinaus bauten die eBay-Powerseller ihr Online-Business um 10 Prozentpunkte aus.

Der größte Umsatzbringer im Versand- und Onlinehandel waren mit 12,82 Milliarden Euro Umsatz auch im Jahr 2011 die Warengruppe „Bekleidung, Textilien und Schuhe“. Dies entspricht einem Plus von einem Prozent zum Vorjahr. Rang 2 mit 3,27 Milliarden Euro nehmen „Medien, Bild- und Tonträger“ ein (+11% im Vergleich zu 2010). An 3. Stelle liegen mit einem Umsatzwachstum von 23% gegenüber dem Jahr 2010 die Unterhaltungselektronik und elektronische Artikel mit 3,26 Milliarden Euro.

Im Jahr 2011 wurden außerdem nicht nur Waren im Wert von 21,7 Milliarden Euro geordert, sondern auch digitale Services wie Eintrittskarten für Veranstaltungen, Fahrkarten oder Entertainment im Wert von 8 Milliarden Euro erworben (Umsatzplus von rund 14%). Besonders der Anteil an Bestellungen von Applikationen für das Smartphone und Musikfiles ist der Studie zufolge 2011 gestiegen. Ferner gewinnt der Kauf von Dienstleistungen per mobilem Internet immer mehr an Bedeutung: 2011 wurden rund ein Drittel der Dienstleistungskäufe via mobilem Internet getätigt.

Betrachtet man die Gesamtausgaben der Kunden im Internet 2011 kommt man auf 29,7 Milliarden Euro. Das ist ein Gesamtanstieg für Online-Produkte und Dienstleistungen von rund 17% zum Jahr 2010.

Auch im Jahr 2011 war die altbewährte Versandhandelszahlweise „Kauf auf Rechnung“ mit einem Anteil von 42% bei den Kunden die beliebteste Zahlweise. 2012 betrug der Anteil allerdings noch 51%. Inzwischen erfolgen 15% aller Bezahlungen über digitale Bezahlwege – das entspricht einem Plus von 6% im Vergleich zum Vorjahr.

Der bvh schätzt gegenwärtig ein 7,4-prozentiges Umsatzwachstum beim Gesamtversandhandel im Jahr 2012. Das entspreche einer Gesamtsumme von 36,5 Milliarden Euro. Das E-Commerce-Volumen werde 2012 höchstwahrscheinlich um 16,5% wachsen. Der Verband rechnet mit einem Umsatz im reinen Online-Handel auf 25,3 Milliarden Euro.