Was bedeutet der Weggang Scott Thompsons für PayPal?

Als Yahoo! seinen neuen Präsidenten vorstellte, bedeutete es für Yahoo! einen großartigen Gewinn, für PayPal und eBay ist der Weggang des PayPal CEO Scott Thompson wohl eher ein großer Verlust.

PayPal ist in der Vergangenheit der Hauptwachstumstreiber von eBay gewesen, seitdem Scott Thompson das Ruder von PayPal im Jahr 2008 übernahm. Unter seiner Führung dehnte PayPal seine Nutzerbasis von zu diesem Zeitpunkt 50 Millionen auf 104 Millionen aktive User aus. Der Online-Bezahldienst vergrößerte seine Umsätze auf 4 Milliarden Dollar (von 1,8 Milliarden Dollar) und  entwickelte unter Thompsons Führung neue mobile Produkte.

John Donahoe, der CEO von eBay sagte selbst im letzten Oktober „der Zielmarkt von PayPal ist der gesamte elektronische Handel – eBay hingegen ist nur ein Großhändler.“

PayPal war für 37% der eBay-Umsätze im dritten Quartal 2011 verantwortlich, verglichen mit gerade einmal 23% vor 5 Jahren. Die Zahlungseinheit von eBay, die fast vollständig aus PayPal besteht, vermeldete 838 Millionen Dollar an Umsatz im dritten Quartal 2011, was einem Anstieg von 30% im Jahresvergleich entspricht. Zur  gleichen Zeit generierten eBays Auktionen und das Retail-Business 1,4 Milliarden Dollar an Umsatz, entsprechend einer, verglichen mit PayPal, mageren Steigerung um 3% im Jahresvergleich.

eBay hat viel zu verlieren, wenn das Unternehmen Thompsons Momentum bei PayPal nicht aufrecht erhalten kann, denn PayPal sieht sich immer neuen Mitbewerbern auf dem Bezahlmarkt gegenüber. Square, von Twitter-Gründer Jack Dorsey versucht mit einem kleinem Aufsatz für das Smartphone Kreditkartenzahlungen zu ermöglichen oder aber Google Wallet und Isis, um nur die konkurrenzfähigsten zu nennen, versuchen auch einen Teil des Kuchens abzubekommen.

Seit Scott Thompson Anfang des Jahres 2008 die Leitung von PayPal übernahm, ist es ihm gelungen, den Bezahldienst in eine erfolgversprechende Richtung zu lenken. eBay hat dafür auch in den letzten 2 Jahren in 4 Unternehmens-Akquisitionen investiert, um den Kunden einen Mehrwert bieten zu können, was im Kampf um den Spitzenplatz im Bezahlmarkt entscheidend sein könnte:

  • RedLaser bietet eine Technologie, mit der das Smartphone Barcodes scannen und Informationen zum Erzeugnis abrufen kann.
  • Milo, der Internet-Einkaufsführersmit dem die Suche nach Produkten in Geschäften in der näheren Umgebung erleichtert werden soll oder
  • die App WHERE, die auf dem Smartphone Werbeinserate aufruft, die Restaurants und Geschäfte in der Nähe empfehlen.
  • Und nicht zuletzt Hunch, eine Plattform, die auf die User zugeschnittene Empfehlungen basierend auf ihrem individuellen Geschmack liefert.

In einer Mitteilung an die PayPal-Mitarbeiter erklärte Donahoe zum Rücktritt: „Ich bin mir sicher, dass Scotts Entscheidung ein Schock für Sie war, so wie es ein Schock für mich war. Es gibt trotzdem eine Sache, deren ich mir sicher bin: PayPal hat enorme Möglichkeiten vor sich liegen und großes Potential…. We will not miss a beat“.