Alko-Shopping – tatsächlich ein neuer Trend beim Internet-Einkauf?

„Nach dem Genuss einiger Drinks, gehen Leute tanzen, andere bestellen Essen und wieder andere widmen sich dem Online-Shopping“, so beginnt ein Artikel in der New York Times.

So kann es passieren, dass man im angetrunkenen Zustand Dinge auf dem Online-Marktplatz eBay ersteigert oder im Bierrausch in einer Bar vom Smartphone aus Waren im Internet bestellt. Die New York Times will darin sogar einen neuen Trend erkannt haben, von dem Online-Händler angeblich Gebrauch machen.

Kelkoo, ein europäischer Shopping- und Preisvergleichsdienst, fand bei einer Umfrage unter britischen Staatsangehörigen heraus, dass etwa 50% der britischen Online-Shopper schon einmal im betrunkenen Zustand eingekauft hat. Natürlich können die Händler nicht wissen, ob jemand nüchtern oder angetrunken bei ihnen einkauft, doch soll es Anzeichen geben, nach denen man den „Zustand“ der Kundschaft beurteilen kann. Seitenzugriffe, Käuferberichte oder bestimmte Uhrzeiten sollen zu diesen Indizien zählen.

Beim Online-Händler Gilt werden beispielsweise ab 21 Uhr höhere Zugriffe festgestellt, so Andy Page, Chef der Gilt Groupe.  Er glaubt, dass dies durchaus am Alkoholeinfluss liegen kann.

Auf dem Online-Marktplatz eBay ist zwischen 18.30 und 22.30 Uhr die betriebsamste Zeit und das in jeder Zeitzone. Danach befragt, ob Alkoholeinfluss mit ein Grund dafür sein könnte, antwortete eBay Mobile Vice President Steve Yankovich mit „absolutely“. Er fügt an: „Wenn man bedenkt, was die meisten Menschen tun, die ja in dieser Zeit von der Arbeit nach Hause kommen – es ist eine Zeit der Entspannung. Der Verbraucher ist in einer guten Stimmung.“

Auch der E-Commerce-Anbieter ChannelAdvisor oder der Shopping-TV-Kanal QVC haben festgestellt, dass grundsätzlich der nächtliche Einkauf im Netz zunimmt. So ist im Jahr 2011 das Internet-Shopping in der Zeit ab 21 Uhr bis Mitternacht sehr stark angestiegen.

Problematisch sieht Nancy Puccinelli von der Oxford Saïd Business School das Alkohol-Shopping im Netz. Auf der einen Seite steige die Stimmung bei den Verbrauchern in der Kombination Alkohol und Einkaufen, auf der anderen Seite jedoch sei das Denkvermögen beeinträchtigt.

Da Kreditkarteninformationen und Passwörter meistens bei den  Online-Händlern gespeichert seien, sei es auch im betrunkenen Zustand ganz einfach, etwas einzukaufen. Vielleicht sogar etwas, was man nüchtern niemals kaufen würde.

Zudem vergesse man ganz schnell, dass man tatsächlich Geld ausgibt, was unter Umständen zu einem finanziellen Desaster führen könne, so Kristin A. Kassaw, eine Professorin für Psychiatrie und Verhaltensforschung. Ferner verliere man bei einem virtuellen Einkauf viel leichter den Überblick über die Menge der bereits eingekauften Produkte.

Vielleicht sollte man den Artikel mit ein wenig Vorsicht genießen, denn ist es nicht so, dass man nach Feierabend schlicht und einfach mehr Zeit und Muße zum Online-Shoppen hat und nicht zwangsläufig ein Glas zu viel getrunken haben muss?