Amazon-Studie: 30 Jahre EU-Binnenmarkt für Wohlstand und Wachstum für Österreich
Der EU-Binnenmarkt – also der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital innerhalb der EU-Mitgliedstaaten – feiert 2023 sein 30-jähriges Bestehen. Er gilt als Motor für wirtschaftliches Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung in Europa. Seit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 hat sich das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf dauerhaft um 2,6 % erhöht, durch den Zugang zum Binnenmarkt wurden 105.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und die Kaufkraft der österreichischen Bürger:innen um 1.100 Euro gesteigert.
Inhaltsverzeichnis
„Der Binnenmarkt gehört zu den Kronjuwelen der europäischen Integrationsgeschichte. Rund 70 % des gesamten österreichischen Außenhandels wird mit den anderen 26 EU-Ländern abgewickelt und er ist damit die wichtigste Quelle unseres Wohlstands. Es gibt aber auch noch viel zu tun, um das volle Potenzial – vor allem im Dienstleistungssektor – auszuschöpfen und einen widerstandsfähigen, wettbewerbsfähigen und unbürokratischen Binnenmarkt zu schaffen.“ Christian Mandl, Leiter der Abteilung Europapolitik in der Wirtschaftskammer Österreich.
Österreichische KMU zu ihren Erfahrungen mit dem EU-Binnenmarkt befragt
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens untersuchten das internationale Beratungsunternehmen Implement Consulting Group sowie die KMU Forschung Austria im Auftrag von Amazon, ob und wie der europäische Binnenmarkt noch weiterentwickelt und gestärkt werden könnte. Dazu wurden zwischen Juni und September 2023 475 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Österreich zu den aktuellen Herausforderungen des EU-Binnenmarktes befragt. Das Ziel war es, konkrete Maßnahmen und Empfehlungen abzuleiten, um aktuelle bürokratische und regulatorische Hürden weiter abzubauen und somit den Erfolg und das Wachstum heimischer Unternehmen innerhalb des EU-Binnenmarktes zu stärken. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung der Wirtschaftskammer Österreich, der Wirtschaftskammer Wien, der Europäischen Kommission, des Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft und Amazon präsentiert.
Freier Warenverkehr als Wachstumshebel für europäische KMU
Besonders für KMU hat sich der europäische Binnenmarkt als Fundament für Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg erwiesen. In Österreich gelten ganze 99,6 % der Unternehmen als KMU: Sie erwirtschaften annähernd 60 % der heimischen Wirtschaftsleistung und tragen zu 65 % der Gesamtbeschäftigung in Österreich bei. Nicht umsonst gelten KMU als Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Für den Amazon Marketplace spielen KMU übrigens ebenfalls eine große Rolle: So stammen bereits mehr als 60 % aller bei Amazon angebotenen Produkte von unabhängigen Verkaufspartnern.
„In Europa vertreiben bereits über 275.000 kleine und mittlere Unternehmen ihre Waren über den Amazon Marketplace. Sie haben dank ihres E-Commerce Geschäfts bereits mehr als 650.000 Arbeitsplätze in Europa geschaffen und wir sind stolz darauf, sie auch weiterhin bei ihrem Wachstum zu unterstützen.“ Markus Schöberl, Director Amazon Marketplace für Österreich und Deutschland
Ein Beispiel: D&D Living, ein Anbieter für Wohnartikel aus Vorarlberg, hat seine Umsätze über den Amazon Marketplace europaweit in den vergangenen drei Jahren im Durchschnitt um 150 Prozent pro Jahr gesteigert – zuletzt auf über 3 Millionen Euro. „Der Binnenmarkt ist für das rasante Wachstum seit der Gründung unseres Unternehmens 2018 essenziell“, sind sich die Gründer Daniel Ender und Daniel Schlacher einig.
Die durch die Schaffung des EU-Binnenmarkts erfolgte Standardisierung und regulatorische Harmonisierung wirkte sich gerade für KMU vorteilhaft aus. Mit vergleichbar geringem Aufwand war es nun möglich, das Exportgeschäft auszubauen und Zugang zu europäischen Wertschöpfungsketten zu erhalten. Aktuell beträgt der Anteil der KMU an den österreichischen Gesamtexporten rund 40 %, wobei annähernd 80 % der KMU-Exporte auf den Binnenmarkt entfallen.
Auch über den Amazon Marketplace exportieren österreichische KMU den Großteil ihrer Waren in andere EU-Mitgliedstaaten. 2022 erzielten die 2.500 heimischen Verkaufspartner in Summe 550 Millionen Euro an Exportumsätzen – davon betrafen rund 465 Millionen Euro Exporte innerhalb der EU.
KMU und der Binnenmarkt: Bedeutung und Herausforderungen
Zwei wesentliche Hindernisse stellen für KMU allerdings die mangelnde Harmonisierung und unterschiedliche Regulierungen in den Mitgliedstaaten dar. Mehr als die Hälfte der Unternehmen empfindet diese als stark einschränkend für ihre Geschäftstätigkeit. Die regulatorischen Hürden resultieren laut der Befragten in erhöhten Kosten (88 %), reduzierten Gewinnen (73 %) und einer Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit (70 %).
„Wir merken in der täglichen Zusammenarbeit mit unseren Verkaufspartnern, dass sie durch die Vielzahl an europäischen Regulierungen und die mangelnde Harmonisierung in den Mitgliedstaaten vor Herausforderungen gestellt werden. Wir orientieren uns eng an den Vorgaben der Behörden, um den Verkaufspartnern das Verständnis der Anforderungen zu erleichtern und Hilfestellung zu leisten, mit eigenen Lösungen und Teams sowie mit einem Netzwerk an Dienstleistern, das bei der Einhaltung der Registrierungs- und Meldepflicht helfen kann. Verkaufspartner sind überaus wichtig für Amazon und unsere Kund:innen und wir werden sie auch weiterhin dabei unterstützen, die bestehenden Vorgaben zu erfüllen.“ Markus Schöberl, Director Amazon Marketplace für Österreich und Deutschland.
Rechtliche Hindernisse sind ebenfalls ein Anliegen: 39 % der KMU fühlen sich in ihrer Fähigkeit, an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen, eingeschränkt und 38 % sehen sie als Barriere für den Export an private Kund:innen. So auch Wolfgang Fuchs, Gründer des Yoga-Labels Lotuscrafts aus Wien: „Online-Handel aus Österreich zu betreiben ist nicht einfach. Amazon war für uns ein Kick-Start. Jedoch stellen uns neben der Umsatzsteuerregistrierung in den einzelnen europäischen Ländern auch die nationalen Regelungen für Verpackungsverordnungen vor große Herausforderungen. Das führt so weit, dass wir in Erwägung ziehen, uns aus einzelnen Ländern gänzlich zurückzuziehen.“
„Heute erwirtschaften wir 80 % unseres Umsatzes durch Exporte.“ Wolfgang Fuchs, Gründer und Geschäftsführer, Lotuscrafts.
Für KMU spielt auch die Digitalisierung eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, ihr Wachstum anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen und zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen. Österreich liegt in Bezug auf Digitalisierung und Digitalisierungsfortschritt knapp über dem EU-Durchschnitt. Beinahe 90 % der befragten KMU aus Österreich sind der Meinung, dass eine verstärkte Nutzung digitaler Tools und Anwendungen ihrem Unternehmen helfen kann, mehr auf dem Binnenmarkt zu verkaufen. Als Voraussetzung nennen sie Maßnahmen wie eine verbesserte digitale Infrastruktur, mehr digitale öffentliche Dienstleistungen sowie einen größeren Pool an verfügbaren Fachkräften.
Die Unternehmen nennen mehrere politische Stellschrauben, die zum Abbau regulatorischer Hindernisse beitragen können – häufig durch den Einsatz von digitalen Anwendungen. 91 % der Befragten verweisen auf die Vereinfachung von Verwaltungsverfahren und mehr als die Hälfte dieser KMU ist überzeugt, dass diese Maßnahme ihnen dabei helfen würde, mehr Geschäfte über den Binnenmarkt zu tätigen.
Amazon in Österreich Studie: Europäischer Binnenmarkt als Wohlstandsbringer mit Optimierungspotenzial
Die Studie leitet aus den Antworten der Unternehmen insgesamt 11 konkrete politische Empfehlungen ab, die zur Optimierung des EU-Binnenmarktes beitragen und deren Umsetzung sowohl Österreich als auch ganz Europa zu mehr Resilienz, Wohlstand und Nachhaltigkeit verhelfen können. Die Maßnahmen umfassen den weiteren Abbau bürokratischer Hürden, verstärkte Durchsetzung bestehender Binnenmarktvorschriften, Harmonisierung (beispielsweise in Form von einheitlichen Umsatzsteuer-Identifikationsnummern), mehr Raum für digitale Lösungen – sowohl in der Verwaltung als auch auf Produktebene (z. B. digitale Produktlabels) und die Förderung von klimafreundlichen Waren und Dienstleistungen.
Zu guter Letzt gilt es zu betonen, dass die Umsetzung dieser Maßnahmen nicht nur im Sinne der österreichischen und europäischen Wirtschaft ist. Ein effizienterer Binnenmarkt bringt auch für Verbraucher:innen – und somit uns alle – erhebliche Vorteile: Darunter eine größere Produktvielfalt, niedrigere Preise sowie innovativere und nachhaltigere Produkte und Dienstleistungen.
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