Neue Secondhand-Studie: Markt für Gebrauchtwaren realisiert knapp 15 Milliarden Euro

Bis vor wenigen Jahren beschränkte sich das Stöbern nach Gebrauchtwaren hauptsächlich auf Flohmärkte, Secondhandläden und eBay. Seitdem erobern immer mehr Onlineplattformen den Sektor für Wieder- und Weiterverkauf. Insgesamt hat der Onlinehandel mit Gebrauchtware 2020 erstmals den stationären Handel überholt — auch wenn immer mehr stationäre Einzelhändler Gebrauchtwaren in ihr Sortiment aufnehmen. Der Secondhandmarkt verzeichnet damit im Jahr 2022 über alle Vertriebskanäle hinweg ein Marktvolumen von rund 14,8 Milliarden Euro – mit zuletzt hohen Wachstumsraten. Am Puls der Zeit veröffentlicht das IFH KÖLN erstmals einen umfassenden Branchenbericht rund um den Secondhandmarkt.

Neue Secondhand-Studie: Markt für Gebrauchtwaren realisiert knapp 15 Milliarden Euro
Neue Secondhand-Studie: Markt für Gebrauchtwaren realisiert knapp 15 Milliarden Euro. ©Depositphotos

„Komfortables Onlineshopping, die aktuellen Inflationswerte und eine heranwachsende Generation, die so klimabewusst ist, wie keine zuvor – die Wachstumsfaktoren für den Secondhandmarkt, insbesondere für digitale Secondhandgeschäfte, sind wegweisend. Wir rechnen auch für die kommenden Jahre mit einem steigenden Anteil für Secondhandprodukte an den Konsumausgaben“, erläutert Carina Stäbisch, Projektmanagerin am IFH KÖLN, die Ergebnisse des Branchenberichts.

Boom-Faktoren

Doch warum gewinnen gebrauchte Konsumgüter an Bedeutung? Neben dem Antrieb, insgesamt nachhaltiger zu konsumieren, werden in Zeiten der Inflation Konsumausgaben auch anders verteilt. Das alltägliche Leben ist kostspieliger geworden, weshalb Konsument:innen vermehrt nach Sonderangeboten suchen oder sogar geplante Anschaffungen aufschieben. Die privaten Konsumausgaben verlagerten sich 2022 in Bereiche wie Wohnen und Energie (24,4 %) sowie Lebensmittel (14,7 %), während andere Sektoren wie Freizeit & Hobby mit 10,3 Prozent sowie Mode & Accessoires mit 4,1 Prozent in der Prioritätenliste der Ausgaben zurückfielen*.

Das spiegelt sich auch im Secondhandmarkt wider. So konnten vor allem digitale Fashion-Secondhandanbieter profitieren und wachsen. Diese Warengruppe wird generationenübergreifend genutzt und konnte ihren Vorsprung 2022 mit 40 Prozent Marktanteil am Secondhandmarkt weiter ausbauen. Vorreiter dieser Konzepte im C2C-Bereich (Customer-to-Customer) sind eBay und das Angebot von Kleinanzeigen, seitdem ist die Zahl der Anbieter auch im B2C-Bereich gewachsen. Neben Momox gibt es inzwischen viele weitere wie Vestiare Collective, Rebelle, Vinted, Sellpy und Stuffle, die sich ihr Stück vom Kuchen des Secondhandmarktes sichern möchten.

*Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen.

Neue Trends in Wiederverwendung und Upcycling

Im Zuge des Nachhaltigkeitsdenkens gewinnen nicht nur Secondhandangebote, sondern auch Konzepte aus den Bereichen Reuse (Wiederverwendung), Upcycling (Aufwertung) und Repair (Reparatur) an Bedeutung. Eine wachsende Anzahl von Händlern bietet eigene Serviceleistungen zur Reparatur an oder kauft gebrauchte Artikel zurück, um sie erneut als Secondhandware anzubieten. Gleichzeitig werden vermehrt Mietkonzepte eingeführt, darunter die Möglichkeit, Kleidung für bestimmte Anlässe zu mieten. Diese Mietkonzepte erstrecken sich mittlerweile über verschiedene Branchen, angefangen beim Verleih von Baby-Erstausstattung wie Kinderwagen und Babybetten über Gartenmöbel bis hin zu Büromöbel für Unternehmen.

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