Ärger um eBays neues Bezahlsystem auf eBay Deutschland und Österreich

Ärger um eBays neues Bezahlsystem

eBay startete im September 2011 ein Pilotprojekt für ein neues Bezahlverfahren auf seinem deutschen und österreichischen Online-Marktplatz. Im Rahmen des neuen Verfahrens zahlen die Kunden den Preis für einen Artikel nicht mehr an den Verkäufer, sondern direkt an eBay und eBay bezahlt den Verkäufer. Für Käufer sollte das neue Verfahren mehr Schutz bieten, dadurch dass eBay  sich als Mittelsmann zwischen die Vertragspartner einer Online-Transaktion setzte. Derzeit jedoch sorgt dieses neue Bezahlverfahren unter den Kunden für Irritationen. Unter anderem auf der eBay Community-Seite häufen sich Beschwerden.

Dominik Molitor vom Institut für e-Commerce und Digitale Märkte an der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärt jedoch gegenüber pressetext: „Der Testlauf in einem geografisch beschränkten Gebiet ist prinzipiell die richtige Vorgehensweise. Änderungen unter Berücksichtigung des Kundenfeedbacks können dann das Produkt für alle verbessern.“

Das neue Verfahren gilt gegenwärtig nur für Händler-Accounts, die nach Beginn der Testphase im September 2011 erstellt worden sind. Wer bei betroffenen Verkäufern etwas einkaufen möchte, muss den fälligen Betrag direkt an eBay überweisen. Das Unternehmen transferiert den Betrag dann an die Händler.

Das Problem vieler Verkäufer

eBay soll die versprochene Frist für die Überweisungen nicht einhalten. Viele Betroffene warteten anstatt 2 Wochen einen ganzen Monat auf ihr Geld. Molitor glaubt dass der Grund hierfür darin liegt, dass eBay den Aufwand der Abwicklung der Zahlungen schlichtweg unterschätzt hat.

Die Kosten für Porto und Provisionsabgaben an eBay müssen Verkäufer vorfinanzieren, bis sie vom Unternehmen bezahlt werden. Einige Händler wollen sich nun von der Internet-Plattform wieder verabschieden, vor allem dann, wenn das neue Verfahren verpflichtend für alle eingeführt wird.

„Die Alternativen zu eBay sind spärlich gesät. Amazon lockt zwar auch Gewerbetreibende, ist aber keine Versteigerungsplattform. Ein eigener Webshop rechnet sich für den Großteil der eBay-Anbieter nicht“, so Molitor. Dass manche Kunden trotzdem überlegen, dem Unternehmen den Rücken zu kehren, zeigt, wie zentral die Abwicklung von Zahlungen für das Geschäft von eBay ist.

Ein weiterer Punkt, der für Unmut unter den eBay-Kunden sorgt, ist die Kommunikationspolitik des Unternehmens – mangelnde Transparenz wurde eBay ja schon häufiger vorgeworfen. Viele Postings beanstanden hinsichtlich des neuen Bezahlverfahrens, dass die Kunden unzureichend über das neue Projekt informiert wurden. Außerdem beschweren sich viele Hilfesuchende über die nicht-vorhandene Reaktion auf Versuche zur Kontaktaufnahme. Anfragen werden angeblich oft ignoriert oder mit inhaltslosen Standard-Mails beantwortet. Die Umfragen zum neuen System, die auch Verbesserungswünsche erlauben, haben bislang nicht zu Änderungen geführt. „Blogs und Foren sind eine wertvolle Informationsquelle. Nicht auf die Kunden zu hören, ist eine denkbar schlechte Strategie“, so Molitor.

Ein weiterer Punkt, der für Unmut unter den eBay-Kunden sorgt, ist die Kommunikationspolitik des Unternehmens

 

Ob eBay das neue Bezahlverfahren beibehalten wird, ältere eBay Mitglieder hinzukommen werden, das weiß man derzeit noch nicht.

eBay-Sprecherin Maike Fuest erklärte Mitte September: „eBay hat mit der Finanztransaktion an sich nichts zu tun. Das erledigen weiterhin externe Dienstleister.“  Profit will man mit dem vorgehaltenen Kapital nicht machen.

eBay behält sich allerdings auch das Recht vor, die Auszahlung der Verkäufer zu verzögern. So müssen private und gewerbliche Käufer beispielshalber verschieden lange auf ihr Geld warten. Bei Unternehmen wird zusätzlich auf den Service-Status und die Verkaufshistorie geachtet.

Hier hat eBay eine Seite online, die das Pilotprojekt erklärt.