Über die Echtheit der Bewertungen im Web

Das World Wide Web kann für Konsumenten Fluch und Segen zugleich sein. Es schafft Transparenz für die Verbraucher, denn Preise von Produkten und Services der Händler können innerhalb kurzer Zeit von zu Hause oder unterwegs aus verglichen werden.

Allerdings hat diese Transparenz auch ihre Fallen, denn oft sind es anonyme Nutzer, die Bewertungen abgegeben und wer weiß schon wer hinter diesen anonymen Bewertern steckt. Das haben auch eBay-Händler des Öfteren schon schmerzhaft feststellen müssen.

Für den potentiellen Kunden ist nicht erkennbar, ob ein Händler seine eigene Ware empfiehlt oder ein Mitstreiter das Produkt des Konkurrenten schlecht redet. Zwar versuchen die Betreiber der Bewertungsportale die schwarzen Schafe auszusortieren, doch zeigen Tests immer wieder, dass das Ausfiltern nicht besonders erfolgreich verläuft.

Ein Insider, der im Auftrag von Hotels falsche Bewertungen einstellte, gab in einem Gespräch mit ZDF Online zu, dass zirka 90% seiner abgegebenen Bewertungen tatsächlich in den Portalen erschienen. Und das, egal ob sie negativ oder positiv gewesen seien.

„Falschbewertungen kommen nicht selten vor“, sagt auch Thomas Knüwer von der Firma Kpunktnull, der Unternehmen im Umgang mit dem Internet berät. „Vor allem bei kleinen bis mittleren Unternehmen, die nicht verstanden haben, wie das alles funktioniert“. Insbesondere bei iPhone- und iPad-Apps seien Eigenbewertungen besonders häufig – und dort auch von größeren Unternehmen. Bei Apps sei ein Indiz, wenn kurz nach dem Start der Software schon überschwängliche Kritiken folgen. „Erst ab einer bestimmten Zahl von Kritiken – ungefähr 50 – kann man sicher sein, dass ein einigermaßen normales Bild entsteht“.

Systematisch untersucht haben die Sprache von Falschbewertungen Wissenschaftler der Cornell University im US-Bundesstaat New York. Sie sahen sich in einer sprachlichen Analyse etwa 800 Bewertungen von insgesamt 20 Hotels in Chicago genauer an. Die falschen Bewertungen wurden dabei im Auftrag der Universität von 20 eigens beauftragten Personen abgegeben, die echten kamen von geprüften Gästen der Hotels.

Ergebnis der Untersuchung: Wahre Erfahrungsberichte gehen deutlich mehr in Einzelheiten. Echte Bewertungen werden daher eher an konkreten Beispielen festgemacht, wie zum Beispiel dem Zustand des Bades etwa, einer detaillierteren Beschreibung der Rezeption oder dem Preis.

Neben diesen augenscheinlicheren Beispielen erkannten die Forscher auch weniger offensichtliche linguistische Auffälligkeiten:

  • Zum Beispiel systematische Abweichungen bei Zeichensetzung oder
  • die Anhäufung bei der Verwendung langer Worte.
  • Fälscher verwenden auch häufiger Verben, die wirklichen Gäste eher Substantive.

Angesichts der Professionalität mancher Fälscher sollten Kunden mit gesunder Skepsis und ein wenig gesundem Menschenverstand auf Bewertungen im Internet schauen.