Chatbots und KI-Sprachmodelle: Große Potenziale für Wirtschaft und Arbeitswelt

Mit dem im November 2022 gelaunchten Sprachmodell ChatGPT des kalifornischen Unternehmens Open AI hat die künstliche Intelligenz einen weiteren Sprung gemacht. Nutzer:innen können im Internet Fragen oder Aufgaben stellen – und erhalten Antworten in Form von Texten, die wirken, als hätte eine Person sie verfasst. Im Vergleich zu früheren KI-Chatprogrammen ein großer Fortschritt. Die Technologie könnte Schule und Ausbildung, aber auch die Arbeitswelt revolutionieren, besonders beliebt sind sie bei der jüngeren Generation. So sagen 58,7 Prozent der  Studierenden, dass sie Chatbots wie ChatGPT nutzen. In der Breite der deutschen Bevölkerung spielen Chatbots jedoch noch eine eher kleine Rolle. 7,5 Prozent der Deutschen nutzen sie im privaten, 2,4 Prozent im beruflichen Kontext. 20 Prozent der Befragten gibt an, bislang noch nichts von der neuen Technologie gehört zu haben. So das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von rund 2.500 Menschen in Deutschland*, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag von eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. durchgeführt hat.

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Chatbots und KI-Sprachmodelle: Große Potenziale für Wirtschaft und Arbeitswelt. ©Depositphotos

Wachstum erwartet: KI-Sprachmodelle haben eine hohe Relevanz für die deutsche Wirtschaft

Expert:innen erwarten jedoch ein starkes Wachstum, besonders bei der beruflichen Nutzung. Intelligente Sprachassistenten können beispielsweise den Kundenservice unterstützen und große Datenmengen in Echtzeit analysieren und Muster erkennen, die menschliche Analysten möglicherweise übersehen. Das versetzt Unternehmen in die Lage, schnellere Entscheidungen zu treffen und Strategien anzupassen. Das vom eco Verband geleitete KI-Projekt Service-Meister beispielsweise entwickelt ein smartes Ökosystem für den technischen Service im Zeitalter von Industrie 4.0, das Service-Techniker:innen entlasten und unterstützen wird.

Die Relevanz der KI-Chatbots und der dahinterliegenden Sprachmodelle für die Wirtschaft ist sehr groß, stellt auch die Machbarkeitsstudie „Große KI Modelle für Deutschland“ des KI Bundesverbandes fest, an der auch der eco Verband als Co-Autor beteiligt ist. Auch in Deutschland und Europa wollen immer mehr Unternehmen mit neuen und intelligenten KI-Anwendungen auf den Markt. Doch die nötigen Open-Source-Modelle, Trainingsdaten und ausreichende Recheninfrastrukturen fehlen hierzulande. Die Verfasser warnen daher, Deutschland drohe in die Abhängigkeit amerikanischer KI-Modelle wie ChatGPT zu geraten. Seit 2017 stammen 73 Prozent der KI-Foundation-Modelle aus den USA und 15 Prozent aus China, zeigt die Studie. In den USA wird die Entwicklung vor allem von den großen Technologieunternehmen mit Milliarden-Investitionen vorangetrieben. Für die digitale Souveränität in Sachen Künstlicher Intelligenz müsse in Deutschland auf internationalem Niveau geforscht, Daten gesammelt und veredelt werden, um große Modelle zu trainieren und um diese offen für die Anwendung in der Wirtschaft bereitzustellen. Dies ist das Ziel der Initiative Large European AI Models, kurz LEAM.

Ein wettbewerbsfähiger KI-Standort Deutschland braucht leistungsfähige Recheninfrastruktur

Deutschland müsse daher intensiv am Aufbau eines wettbewerbsfähigen KI-Ökosystems arbeiten, fordert eco Vorstandsvorsitzender Oliver Süme. Dazu zählten auch leistungsfähige digitale Infrastrukturen wie Rechenzentren, die aktuell in Deutschland, beispielsweise durch die hohen Stromkosten und geplanten Energieeffizienzauflagen, immer schwierigere Standortbedingungen vorfänden. Im Hinblick auf die aktuellen Verhandlungen zur geplanten KI-Verordnung, den Artificial Intelligence Act (AI-Act) im EU Parlament, fordert Süme: „Statt durch Überregulierung Innovationen zu bremsen, sollten wir jetzt mit Offenheit und Experimentierfreude sowohl seitens der Internetwirtschaft als auch der Anwenderindustrien voranschreiten. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen wir KI in unseren Schlüsselbranchen der Wirtschaft implementieren. Nur so werden wir von diesem Technologieeinsatz schnellstmöglich profitieren und durch unsere Erfahrungen hieraus neue Geschäftsmodelle generieren.“

Die LEAM-Machbarkeitsstudie zeigt übrigens auch: KI wird den Menschen weder kurz- noch langfristig ersetzen, sondern ihn vielmehr in seinen Aufgaben unterstützen. KI ist also ein Werkzeug, das wir lernen müssen zu nutzen.