Cloud-Migration bei Hermes: In nur sechs Monaten in die Wolke

Ab Frühling 2021 begann Hermes Germany, nahezu alle seine Anwendungen in die Cloud umzuziehen. Der Plan sah vor, nach etwa sechs Monaten startklar zu sein. „Wir sind rechtzeitig vor Weihnachten fertig geworden, und unsere neuen Cloud-Lösungen haben sich über die Feiertage als belastbar und stabil erwiesen. So konnten wir mehr als 99 Prozent unserer Weihnachtsversprechen einhalten“, sagt Nancy Kiesel, Platform Owner Cloud. Sie kümmert sich bei Hermes Germany gemeinsam mit ihrem IT-Kollegen Stephan Stapel, Head of Customer Solutions, um das Thema.

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Cloud-Migration bei Hermes: In nur sechs Monaten in die Wolke. ©Depositphotos

Cloud-Migration: Eine große Digitalisierungs-Reise für alle

Damit ist Hermes einer der ersten Paketlogistiker in der Cloud – und eines der wenigen Unternehmen in Deutschland, das alle Anwendungen auf einmal umgezogen hat und nicht wie viele erst ein Leuchtturm-Projekt und den Rest nach und nach. Stephan Stapel, der bei Hermes Germany für alle Kund*innen-Anwendungen von privatem Versand und Empfang sowie von Geschäftskunden verantwortlich ist: „Wir nehmen die ganze Organisation mit und lassen keinen zurück. Eine IT der zwei Geschwindigkeiten, in denen Schnellboot-Abteilungen langsame Tanker-Teams überholen, das wollten wir nicht – das tut einem Unternehmen nicht gut.“

Das Kundenportal myHermes, der Paketshop Finder, zentrale Anwendungen für die Letzte Meile sowie über 90 weitere Lösungen – alle Anwendungen laufen komplett in der Cloud. „Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Befreiung das ist“, sagt Stephan Stapel. Ein eigenes Rechenzentrum sei dagegen belastend, man habe Restriktionen und müsse mehr Kapazitäten, Räume und Teile vorhalten, als man aktuell brauche. Gerade in der Logistik, mit der Peak-Saison am Jahresende, ist die Cloud-Lösung perfekt: „Bei den starken Mengenschwankungen muss ich die Serverleistung jetzt nur noch buchen, wenn ich sie benötige“, sagt Stephan Stapel, „und tatsächlich müssen wir sogar keinen Knopf mehr drücken, sondern die Cloud erfasst die Mengenschwankungen automatisch und reagiert entsprechend.“

Neben der neuen Flexibilität und Skalierbarkeit hat der Umzug in die Cloud zahlreiche weitere Vorteile: So ist zum Beispiel die Dynamik stark angestiegen und Neuerungen sind viel schneller als früher umsetzbar. „Die Entwicklerteams sind weniger mit der Infrastruktur beschäftigt. 20 Mal häufiger als früher geht eine Anwendung live, durchschnittlich einmal pro Tag. Alles davon passiert automatisiert“, erklärt Nancy Kiesel. Das liegt auch daran, dass Anwendungen teilweise viel schneller umgesetzt werden können, da die Cloud neben der Serverleistung auch fertige Services für Apps und Komponenten mit einem hohen Reifegrad bietet: „Bevor man etwas von Null aus aufsetzt, schaut man jetzt erst einmal, ob es dazu schon einen Service in der Cloud gibt. Wir wenden das als Setzkasten an, mit dem wir verschiedene Anwendungen aufbauen können“, sagt Nancy Kiesel.

Die myHermes-Plattform, über die Paketscheine erstellt und PaketShops für die Abgabe oder die Abholung von Sendungen gesucht werden können, besteht beispielsweise aus mehr als 30 Microservices. Jeder dieser Microservices kann weiterentwickelt und live genommen werden. Durch die Cloud können die zahlreichen Hermes-Anwendungen einfacher und gleichzeitig sicherer miteinander kommunizieren, ohne über ein eigenes Rechenzentrum zu gehen. „Eine einzige Lieferung erzeugt auf ihrem Weg eine riesige Menge an Ereignissen, was dazu führt, dass jeden Tag viele Millionen von Nachrichten zwischen unseren Anwendungen versendet werden“, erklärt Stephan Stapel. So treibt die Migration auch das Tempo der Digitalisierung bei den Services für die Kund*innen voran.

Mehr Kundenservice und Nachhaltigkeit

Die Kund*innen merken zwar selbst gar nicht konkret, dass ihr Service jetzt in einem anderen System läuft – aber sie profitieren indirekt: „Änderungen und Verbesserungen gehen nun mit einer sehr viel höheren Dynamik und sind sehr viel schneller live als zuvor“, sagt Stephan Stapel. „So können wir unsere Anwendungen zügig und zielgerichtet am Kundenbedarf entlang weiterentwickeln.“ Zudem gibt es weniger Ausfälle, sodass Kund*innen viel zuverlässiger auf alle gewohnten Hermes-Services zugreifen können.

Nicht zuletzt tut Hermes Germany auch etwas Gutes für das Klima, denn der ökologische Fußabdruck von Cloud Computing ist besser als der der herkömmlichen IT. „Die großen Anbieter wie Amazon, Microsoft oder Google haben sich auf die Fahnen geschrieben, nachhaltig zu arbeiten, also die Zentren mit erneuerbaren Energien zu betreiben und beispielsweise die anfallende Abwärme zu nutzen“, sagt Nancy Kiesel. „Außerdem kann in diesen großen Rechenzentren ständig modernisiert werden und es werden immer effizientere Rechner mit besserem ökologischen Footprint eingebaut. Das kann ein einzelnes Unternehmen mit einem eigenen Rechenzentrum nur schwer leisten“, sagt sie.

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