Unerwartete Einschränkungen durch internationale Krisen

Die Pandemie hat es vorgemacht, nun zieht die Russland/Ukraine-Krise nach; unser Alltag wird durch das Weltgeschehen beeinflusst. Während einige Auswirkungen zu erwarten sind, haben wir während Covid bereits gelernt, dass damit auch immer unerwartete Änderungen in unser Leben einkehren. Neben leergekauftem Desinfektionsmittel steigen derzeit beispielsweise die Zahlen an Schönheitsoperationen. Die Sanktionen gegen Russland erzeugen dafür aktuell Probleme für die Logistik-Branche und eingeschränkten Versand für viele Waren.

Womit hängen diese Entwicklungen zusammen, was müssen wir noch erwarten und welche Lösungsansätze gibt es?

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unsplash.com ©John Cameron (Creative Commons CC0)

Der Black Swan Effekt

Der Anglizismus „Black Swan“ ist ein Fachbegriff aus dem Krisenmanagement in der Wirtschaft. Er beschreibt ein Ereignis, das von Beobachtern nicht vorhergesagt wurde, aber nun massive Folgen hat.

Der Begriff basiert darauf, dass bis in das 18. Jahrhundert ein schwarzer Schwan als Metapher für das Unvorstellbare genutzt wurde, da man davon ausging, dass alle Schwäne weiß waren. Nach der Entdeckung des seltenen, schwarzen Trauerschwans, wurde diese Erwartung als unwahr bewiesen. Jetzt beschreibt er Dinge mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit, die die Menschen aber dazu zwingen, ihre Handlungen oder ihre Sicht der Dinge zu ändern.

Das trifft auch auf die unerwarteten Auswirkungen durch den Eroberungskrieg Russlands gegen die Ukraine oder die Pandemie zu. Diese sind in der Regel Domino-Effekte, die erst mit der Zeit auffallen.

Luftfracht-Transporte und Schönheitsoperationen – Beispiele von Auswirkungen im Alltag

Durch die Homeoffice-Pflicht in der Pandemie ist die Nutzung von Web-Meeting-Plattformen gestiegen. Dadurch haben sich die Menschen häufiger in Kameraaufnahmen selbst gesehen. Schönheitsmakel, die sie bisher nicht belastet haben, haben sie deshalb immer mehr gestört und damit hat Covid letzten Endes zu einem Anstieg an Schönheitsoperationen geführt.

Andere Beispiele, wie das Embargo gegen Russland, haben zu etwas nachvollziehbareren Entwicklungen geführt, unter denen dennoch viele Menschen nun unerwartet leiden. So sind beispielsweise Exporte per Luftfracht von Russland nach Deutschland oder in andere Länder seltener geworden. Nur wenige Logistik-Unternehmen bieten derzeit Exporte, Importe oder Umzüge von oder nach Russland an. Dadurch fehlt es in unserer Industrie und dem Handel an Rohstoffen und Waren, die wir inzwischen vermissen.

Die Hauptexporte Russlands sind Rohstoffe wie Gas, Öl, Kohle und Erze. Das spüren wir nicht nur in den steigenden Kraftstoff-Preisen für Fahrzeuge, sondern auch in den Lebensmittelregalen für Öle. Halten die hohen Preise für Treibstoff und die Knappheit von Öl an, werden dadurch größere Wellen geschlagen. Menschen, die sich das Tanken nicht mehr leisten können, müssen dann eventuell auf andere Transportwege umsteigen, was wiederum unsere Automobilindustrie und Stadtbilder nachhaltig beeinflussen wird.

Weitreichende wirtschaftliche Folgen von Krisen

Durch die Pandemie wurden auf der ganzen Welt Grenzen geschlossen. Dadurch konnten Erntehelfer in Form von Arbeitsmigranten nicht mehr ohne Probleme nach Deutschland einreisen. Durch die fehlenden Helfer wurden Lieferketten unterbrochen. Entwicklungen dieser Art führten dann dazu, dass, insbesondere in armen Ländern, schnell eine Lebensmittelknappheit entstand. Auch wir konnten hier das zeitweise Wegfallen einzelner Lebensmittel spüren.

Neben den Importen, die wir aus Russland erhalten haben, sind nun auch unsere Exporte, die wir nach Russland senden, eingeschränkt. Das Gleiche gilt für Dienstleistungen, die wir in Russland oder der Ukraine durch Outsourcing von anderen Unternehmen haben übernehmen lassen. Deshalb fallen jetzt viele Ressourcen, aber auch andere Schnittstellen in unseren Produktionsabläufen und Wertschöpfungsketten weg.

Neben den steigenden Öl- und Gaspreisen wird unsere Wirtschaft allgemein noch zusätzlich negativ beeinflusst werden. Das Wirtschaftswachstum ist gedämpft, die Preise und Inflationsauswirkungen steigen.

Bewegungen gegen den Schmetterlingseffekt

Gegen die Auswirkungen der Pandemie gehen die europäischen Regierungen vor allem mit digitalen Strategien vor. Das betrifft:

  • Die Förderung von Bildung durch zugängliche Lösungen und neue Lehr- und Lernmethoden
  • Die Förderung digitaler Kompetenzen für den neu entstehenden Arbeitsmarkt
  • Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen gegen Betrug im Internet
  • Das gezielte Screening und Eliminieren von Fehlinformationen über Covid
  • Ein Ausbau der Netze und Internetanbindung
  • Das Nutzen von Weltraumdaten durch Satelliten zum Erfassen von Infrastrukturlücken
  • Das Entwickeln von Supercomputern für die Erforschung und Entwicklung von medizinischen Maßnahmen

Auch die psychologischen Auswirkungen der Corona-Krise werden weitreichend erforscht. Belastung und Traumata der Gesamtgesellschaft sowie die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind im Mittelpunkt dieser Bemühungen. Auch für die psychische Belastung und Ängste wegen der Ukraine-Krise gibt es bereits viele Hilfsplattformen, die uns unterstützen.

  • In Bezug auf das Russland-Embargo stehen viele deutsche Unternehmen hinter der Entscheidung und betonen die Wichtigkeit von Frieden, Freiheit und Demokratie als Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Daher müssen sie sich nun bemühen, die Folgen des Embargos mitzutragen.
  • Insgesamt beginnt mit dem drohenden Verzicht auf Öl- und Gasimporte aus Russland eine Zeitwende. Immer mehr Firmen und Teile der Regierung suchen jetzt gezielt nach einem Ausstieg aus der Abhängigkeit und einer Kurskorrektur unserer Energiepolitik.

Als Vorteil haben wir den Fakt, dass wir nicht als einzige Nation nun gezwungen sind, russisches Gas zu ersetzen. Wenn wir europaweit an einem Strang ziehen, ist das Umsetzen von Energiewenden und alternativen Bezugsmöglichkeiten leichter zu erreichen.

Fazit

Neben der Knappheit von Desinfektionsmitteln und Handseife haben Krisen wie die Pandemie auch Dominoeffekte an weitreichenden Auswirkungen, die wir nicht voraussehen konnten. Diese Folgen fallen häufig erst mit der Zeit auf. Auch das Handelsembargo gegen Russland wird neben den steigenden Preisen für Gas und Öl noch weitere Wellen schlagen.

Gegen die Auswirkungen, wie die Einschränkungen in der globalen Logistik, wird jetzt nach Lösungen gesucht. Firmen und die Regierung suchen inzwischen nach Alternativen zu russischem Gas und Mitteln, die die negativen Folgen der Pandemie ausgleichen können. Welches Ausmaß der Schmetterlingseffekt der Krisen noch haben wird, ist schwer vorauszusagen.