Digitalbranche bleibt trotz drohender konjunkturbedingter Rezession auf Wachstumskurs
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist eine humanitäre und geopolitische Katastrophe mit erheblichen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Der Branchenmonitor Internetwirtschaft von eco und Arthur D. Little beleuchtet die möglichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Internetwirtschaft in Deutschland. Im Fokus stehen dabei sowohl allgemeine makroökonomische Trends als auch spezifische Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen der Internetwirtschaft. Abgesehen von anhaltender Inflation und Selbsteinschränkungen der Branche infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, sind die Auswirkungen auf die deutsche Internetwirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen begrenzt. Die Wachstumsprognose der Analysten für die Internetwirtschaft bis zum Jahr 2025 bleibt daher grundsätzlich stabil und geht von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 12,2 Prozent aus.
„Natürlich gehen die anhaltende Inflation sowie die angespannte Lage an den Finanz-, Rohstoff- und Energiemärkten nicht spurlos an unserer Branche vorbei“, sagt eco Vorstandsvorsitzender Oliver Süme. Insbesondere steigende Zinsen sowie Energie- und Produktionskosten setzten auch die Internetwirtschaft zunehmend unter Druck und könnten in manchen Bereichen zu sinkenden Margen führen. „Dennoch sehen wir nach wie vor in allen Segmenten Wachstumstendenzen, die zeigen, dass die Digitalisierung kein kurzfristiger Trend ist, sondern wir weiter in die nachhaltige digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft investieren müssen“, so Süme.
„Die Internetwirtschaft bleibt auch in Krisenzeiten ein starker Motor für den Wirtschaftsstandort Deutschland und ein verlässlicher Partner für Anwenderindustrien, Politik sowie Nutzer:innen.“ Aktuell sei allerdings die Unsicherheit bei den Unternehmen, als auch auf Seite der Kund:innen sehr hoch, so Süme weiter. „Die Politik muss einen Schwerpunkt auf Aktivitäten legen, die dabei helfen Unsicherheiten zu reduzieren und somit Investitionen und geschäftliche Weiterentwicklung zu unterstützen“, fordert Oliver Süme. Beispiele hierfür seien eine schnelle und verlässliche Ausgestaltung des transatlantischen Datenschutzabkommens, sowie Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Souveränität und Energieunabhängigkeit.
Preisdruck durch Inflation führt zu kurzfristigem Umsatzwachstum – gefolgt von mittelfristiger Bereinigung
„In der gesamten Internetbranche sind in allen vier Segmenten, aufgrund inflationsbedingter Preiserhöhungen und eines Trends zur Lokalisierung und Sicherung der lokalen Infrastruktur, Dienstleistungen und des Verbrauchs, kurzfristige Umsatzsteigerungen zu beobachten“, so Lars Riegel, Partner bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little (ADL). Bis 2025 erwartet die Unternehmensberatung für die deutsche Internetwirtschaft daher ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 12,2%, was einen Umsatzanstieg auf 258 Mrd. Euro bedeuten würde. „Mittelfristig besteht jedoch die Gefahr einer Konjunkturabschwächung und der Versuch der Verbraucherinnen und Verbraucher die Ausgaben für nicht dringend notwendige Dienstleistungen einzuschränken“, so Riegel weiter.
Services & Applications Dienste profitieren von steigenden Anforderungen an Cybersicherheit
Insbesondere der Branchensektor Services & Applications Dienste profitiert von der erhöhten Bereitschaft ihrer Kund:innen, in Cybersicherheit zu investieren, welche mutmaßlich auf die gestiegenen Anforderungen und die Zunahme von Cyberangriffen auf westliche Ziele zurückzuführen ist. Die eco IT-Sicherheitsumfrage1 2022 zeigt, dass 94% der TMT-Unternehmen glauben, dass das Risiko von IT-Bedrohungen dieses Jahr gestiegen ist (vgl. 77% 2021), während 71% meinen, dass bestehende Cybersicherheitssysteme unzureichend sind (vgl. 57% 2021).
Infolgedessen sind in diesem Branchensegment mittelfristig auch die höchsten Wachstumsraten zu erwarten. Der eco Branchenmonitor rechnet jährlich mit durchschnittlich 18,4 % bis 2025.
Ein groß angelegter Cyberkrieg, der sich massiv gegen deutsche Unternehmen richtet und zu Einnahmeausfällen führt, ist unwahrscheinlich. Unsicherheit und Risiken bleiben jedoch hoch und sollten in Zukunft durch sichere und robustere IT-Systeme und Infrastrukturen verhindert werden.
„Sichere digitale Infrastruktur ist gerade in der aktuellen Krisensituation unerlässlich“, so Prof. Dr. Norbert Pohlmann, eco Vorstand IT Sicherheit. Es sei daher nicht überraschend, dass die Nutzungsparameter weiter im Aufwärtstrend seien. Konkret sehe man dies auch an dem deutlichen Anstieg des Datenverkehrs am größten deutschen Internetknoten DE-CIX in Frankfurt. Der Beginn der Ukraine-Krise hat dort im Februar 2022 zu einem zusätzlichen Anstieg über die bereits massive Steigerung seit Beginn der Corona-Krise auf 11,3 Tbps geführt.
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