Wie Lebensmitteleinzelhändlern der Sprung ins Omnichannel-Geschäft gelingt

Die Corona-Pandemie hat dem Online-Handel einen enormen Schub beschert – auch im Lebensmitteleinzelhandel. Eine wachsende Zahl neuer Start-ups in der Branche arbeitet dabei rein online, muss also keine reguläre Ladeninfrastruktur mehr unterhalten. Mit Blick auf den wachsenden Wettbewerbsdruck stellt sich heute nicht mehr die Frage, ob der klassische Lebensmitteleinzelhandel überhaupt in ein Omnichannel-Geschäft investieren sollte. Vielmehr müssen Entscheider prüfen, wie sie dem Wandel kosteneffizient und profitabel begegnen wollen.

Omnichannel StrongPo urbside Pick Up
Wie Lebensmitteleinzelhändlern der Sprung ins Omnichannel-Geschäft gelingt. ©StrongPoint 2022

„Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel wurde in den vergangenen Jahren viel auf Zeit gespielt. Über Versuche und Pilotprojekte im E-Commerce-Umfeld sind viele Marktteilnehmer nicht wirklich hinausgekommen“, erklärt Tobias Kern, Business Development Director bei StrongPoint. „Dass die Kunden auch hierzulande neue Einkaufsmöglichkeiten wünschen, zeigen nicht zuletzt die drastischen Wachstumszahlen im E-Commerce sowie die neuen Angebote im Bereich Quick-Commerce.“

Wie mithilfe des geschickten Einsatzes von Technologie, Bestandsflächen wirtschaftlich für moderne Omnichannel-Geschäftsmodelle erschlossen werden können, zeigt der Experte an drei Punkten:

1. Click & Collect in der Filiale

Hierbei handelt es um die niedrigschwelligste Option für Unternehmen. Sie kommt Kunden und Kundinnen entgegen, die in urbanen Räumen wohnen und nur kurze Wege zu Ladenlokalen zurücklegen müssen. Bestellungen können ganz einfach an einem Abholpunkt eines Ladenlokals in Empfang genommen werden.

Click & Collect erlaubt Lebensmitteleinzelhändlern außerdem, Ihre Mitarbeiter effektiver einzusetzen. In den ruhigeren Geschäftszeiten können die Mitarbeitenden beispielsweise Bestellungen packen. Damit der tägliche Betrieb nicht gestört wird und um die Profitabilität zu erhöhen, sollten Entscheider auf eine leistungsfähige und vor allem speziell für den Einsatz in Ladenlokale abgestimmte Kommissionierungslösung setzen. Entscheidend ist bei der Wahl des Anbieters darauf zu achten, wie gut Soft- und Hardwarelösungen aufeinander abgestimmt sind und wie intuitiv sie sich nutzen lassen. Insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel sind die Margen gering, weshalb die erzielbare Picking-Geschwindigkeit und damit die Effizienz das wichtigste Kriterium in einem Evaluierungsprozess darstellt.

2. Curbside- und Drive-Through-Pick-up

Das sogenannte Abholen an der Bordsteinkante, Curbside-Pick-up, sowie das Drive-Through-Prinzip lehnen sich an die Vorbilder von Fast-Food-Ketten an. Interessierte fahren zu einem bestimmten Ort außerhalb des Geschäfts und lassen sich die bestellten Lebensmittel direkt ins Auto laden.

Curbside- und Drive-Through-Pick-up eignet sich gut für Geschäfte mit ausreichend Parkplätzen. Um den Abholprozess beziehungsweise Beladeprozess so reibungslos wie möglich zu halten, sollten Geschäftsführer auch hier nach Lösungen suchen, die es ihnen erlauben, beim Drive-Through wertvolle Zeit und Ressourcen zu sparen.  So gibt es Technologien, die es den Angestellten mithilfe einer Nummernschilderfassung ermöglichen, die genaue Position eines Fahrzeuges auf dem Parkplatz nachzuverfolgen und so zielgerecht die Lebensmittel abzuliefern. Lange Wartezeiten, vor allem auf größeren Parkplätzen, können so vermieden werden. Ob ein solches Modell profitabel ist, hängt auch hier, wie bei Click & Collect, im Wesentlichen davon ab, wie gut die Vorbereitung in der Bestandsfläche funktioniert. Ein hocheffizienter Einsatz von Ressourcen und ein perfekter Kommissionierungsprozess verbessern die Gewinnerzielung beträchtlich.

3. Temperierte Abholstationen

Als weitere Alternative auf der letzten Meile bieten sich speziell für den Lebensmitteleinzelhandel entwickelte, temperierte Abholstationen an. Viele Kunden sind mit einfacheren Versionen von Logistikdienstleistern wie DHL oder Amazon bereits vertraut. Damit lassen sich gleich mehrere Herausforderungen bewältigen. Abholstationen bieten Kunden beispielsweise mehr Unabhängigkeit und Bequemlichkeit. Einkaufende können jederzeit auch außerhalb der Öffnungszeiten ihre Bestellungen in wenigen Schritten abholen. Dazu nutzen sie das integrierte Terminal oder die vom Lebensmittelmarkt bereitgestellte gebrandete App. Zudem entlasten Abholstationen Ladenlokale mit wenig Lagerplatz innerhalb der Räumlichkeiten. Ohne größere Umbaumaßnahmen ergänzen Abholstationen die Nutzfläche eines Geschäfts etwa im Außenbereich.

Natürlich ist die Anschaffung temperierter Abholstationen mit zusätzlichen Investitionen verbunden. Zudem müssen die Lebensmittelhändler die Sicherheit haben, dass die gewählte Lösung hohe Standards für die Lebensmittelsicherheit einhält, Schutz vor Witterungseinflüssen und einen einfachen Zugang gewährleistet. Ebenfalls muss bedacht werden, dass temperierte Abholstationen nur über eine begrenzte Kapazität verfügen, und regelmäßig nachgefüllt werden müssen. Eine typische Station fasst bis zu 25 Aufträge je Zeitfenster und somit ca. 50% mehr als typische Lieferfahrzeuge etablierter Next-Day Lieferanten. Um die Effizienz und den ROI einer solchen Anschaffung zu maximieren, ist es eine Grundvoraussetzung, dass Lebensmitteleinzelhändler die durchschnittliche Nachfrage kennen und die Kapazitäten ihrer Abholstationen entsprechend auswählen – eine nachträgliche Erweiterung oder Austausch einzelner Module ist später problemlos möglich.

Nicht nur Filialen bieten einen geeigneten Platz für Abholstationen. Auch Angestellte haben die Möglichkeit ihre eigenen Bestellungen in Gewerbegebieten abzuholen und somit den Lebensmitteleinkauf mit dem Arbeitsweg zu verknüpfen. Selbst in Wohngebieten und Wohnanlagen können Abholstationen positioniert werden und stellen so eine nachhaltige Alternative zur Lieferung dar. Durch die Platzierung von Abholstationen an signifikanten Punkten täglichen Lebens, lässt sich der Einkauf flexibel in bestehende Lebenssituationen integrieren.

Die Ladenfläche als Pluspunkt beim Omnichannel-Geschäft

Es zeigt sich: Lebensmitteleinzelhändler, die über Ladenflächen verfügen, können gegenüber reinen Online-Händlern im Vorteil sein, wenn sie ihren Bestand und ihre Ressourcen vollständig einsetzen. Der Schlüssel zum Erfolg sind optimierte Prozesse im Bereich der Kommissionierung und geeignete Lösungen für das Fulfillment. Sind die Grundvoraussetzungen geschaffen, lassen sich Services wie Click & Collect, Curbside-Pickup und Drive-Through sowie Abholstationen ohne Weiteres profitabel in das Geschäftsmodell integrieren. Damit können Geschäftsführer bei minimalen Kosten nicht nur neue Umsatzpotenziale erschließen, sondern ihre Kunden auch deutliche mehr Optionen für ein verbessertes Einkaufserlebnis bieten.