Digitaler Medienkonsum in China noch lange nicht gesättigt

Zweifellos war 2021 ein volatiles Jahr für asiatische Aktien und Schwellenländer im Allgemeinen. Bedenken in Bezug auf die Omikron-Variante, pandemiebedingte Lieferstörungen und das Durchgreifen der Behörden in China addierten sich zu einem Cocktail aus Herausforderungen, der die Anleger verunsicherte. Vier Gründe sprechen dafür, dass die Märkte reif für eine Neuausrichtung sind.

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Digitaler Medienkonsum in China noch lange nicht gesättigt. pixabay.com ©TheDigitalArtist (Creative Commons CC0)
  1. Chancen bei den wichtigsten asiatischen Aktienthemen

Aus unserer breiten Bottom-up-Perspektive bei LOIM sehen wir bei asiatischen Aktien Chancen bei drei gemeinsamen Themen: der vom Konsum getragenen Binnennachfrage, der anhaltenden Digitalisierung / digitalen Innovation und dem Übergang zur Kohlenstoffneutralität.

Dies sind unseres Erachtens langfristige Trends, die von Zeit zu Zeit von kurzfristigen Themen gestört werden könnten – zum Beispiel von Regulierungen, neuen Covid-19-Varianten, die vorübergehend Kontaktbeschränkungen erfordern, und geopolitischen Spannungen. Wir sind jedoch fest davon überzeugt, dass sich diese langfristigen Trends auf Sicht von mehreren Jahren durchsetzen werden.

  1. Das Wachstum des Onlinemarketings in China

Chinas digitaler Marketingsektor geriet zwar 2021 unter Druck, erscheint aber langfristig vielversprechend. Der starke Konsum digitaler Medien durch chinesische Erwachsene und die gestiegene Marktdurchdringung des Online-Detailhandels trugen dazu bei, dass nach Angaben von PWC im Jahr 2020 75 % des Gesamtvolumens der Werbebudgets in China auf digitale Medien entfielen, gegenüber 60 % im weltweiten Durchschnitt.

Doch dieses Wachstum scheint die Sättigungsgrenze noch lange nicht erreicht zu haben. Vielmehr erweisen sich neue Trends wie Live-Streaming als attraktiv, sowohl für Massenanbieter als auch für Luxusmarken, die es auf das Geld der jungen Leute in China abgesehen haben. Die langfristige Förderung der Digitalwirtschaft durch die Regierung könnte auch das Onlinemarketing in China stützen.

  1. E-Commerce-Boom in den Regionen ASEAN und Lateinamerika

Angesichts der pandemiebedingten Reisebeschränkungen in Teilen der Region ASEAN werden die Konsumenten, seien sie nun im Zentrum von Singapur, in einer Kleinstadt in Malaysia oder auf dem Land in Taiwan in Quarantäne, die Bequemlichkeit des Onlineeinkaufs sämtlicher Güter, von Gummisandalen über Feinkost zu Antibiotika oder sogar Mietlaufbändern, nicht verschmähen.

Bain & Company schätzt die Wirtschaftsleistung der Digitalwirtschaft der Region ASEAN auf USD 363 Mrd. im Jahr 2025 und USD 1 Bio. im Jahr 2030. Covid-19 beschleunigte die Digitalisierung, und die Branche bleibt nicht nur in China, sondern in ganz Asien auf Wachstumskurs.

Insbesondere konsumorientierte Unternehmen und Finanzinstitute betrachten dies eindeutig als wichtigen Treiber für zukünftiges Wachstum und investieren massiv, um ihren Kunden, vor allem der jungen Generation, eine unbeschwerte Reise in die Zukunft zu bieten.

Nach einer Schätzung von Eurometer wird sich der E-Commerce-Umsatz in Lateinamerika in den nächsten fünf Jahren auf USD 200 Mrd. (17 % Marktdurchdringung) mehr als verdoppeln. Das verheißt attraktive Anlagechancen im gesamten Onlineökosystem, insbesondere bei Marktplätzen und Fintech-Anbietern.

  1. Metaversum

Das Metaversum bedeutet inzwischen mehr als nur die aktuellen VR-Headsets oder AR-Brillen (VR: virtuelle Realität; AR: erweiterte [augmented] Realität). Das Metaversum gilt nicht mehr nur als Tummelplatz ausgebuffter Spieler und junger Leute, die der Wirklichkeit entfliehen wollen, sondern könnte sich auch als Goldgrube für eifrige Anleger erweisen.

Wir sind optimistisch in Bezug auf die Technologie, die ein besseres immersives Erlebnis ermöglicht und dazu beiträgt, das Metaversum in einem realen Ökosystem zu skalieren. Diese Technologie könnte in den Bereichen Sensorik, Anzeigetechnik oder künstliche Intelligenz, die sich dank massiver F&E-Investitionen in der gesamten Lieferkette weiterentwickelt, angesiedelt sein. Luxusmarken wie Gucci, Balenciaga und Burberry1 haben bereits Pläne angekündigt, in mit dem Metaversum zusammenhängende Entwicklungen zu investieren. So wurde letztes Jahr eine digitale Handtasche von Gucci für USD 4’000 auf einer Spieleplattform verkauft, und alle Augen werden sich darauf richten, wie sich dieses Ökosystem weiterentwickelt.

Marktkommentar von June Chua, Portfoliomanagerin, Asian Equities, Lombard Odier IM (LOIM)