Das sind die Digitaltrends 2022
Die Covid-19 Pandemie, aber auch der drohende Klimawandel werden auch in diesem Jahr die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft weiter vorantreiben. „Die Digitalisierung ist Teil der Lösung vieler Herausforderungen, denen wir uns – ob mit oder ohne Pandemie – in den kommenden Jahren stellen müssen, sei es die Bewältigung des Klimawandels, der Umgang mit dem demografischen Wandel oder auch dem stetigen Kampf für Demokratie und Teilhabe auf der ganzen Welt“, sagt eco Vorstandvorsitzender Oliver Süme.
Zwei wesentliche Entwicklungen, die auch im Jahr 2022 weitergetrieben werde, seien eine zunehmende Dezentralisierung des Netzes, hin zu unternehmens- und branchenübergreifenden digitalen Ökosystemen, sowie eine zunehmende Verschmelzung zwischen realen und virtuellen Lebenswelten.
Technologien wie künstliche Intelligenz sowie Virtual und Augmented Reality treiben diese Evolution des Netzes, die aktuell unter Begriffen wie Web3 und dem Metaverse kontrovers diskutiert wird.
„In diesem Jahr erwarte ich einen weiteren Evolutionsschub des Internet“, sagt Süme, warnt jedoch gleichzeitig vor zu großer Euphorie und Sorglosigkeit im Hinblick auf die dritte Netzgeneration: „Die technologischen und regulatorischen Herausforderungen bleiben dieselben. Wir brauchen leistungsfähige digitale Infrastrukturen und sichere Dienste, nur so können wir das Vertrauen und die Akzeptanz der Nutzer:innen auf Dauer erhalten.“
Der Erfolg künftiger Evolutionsstufen des Internets hänge – wie heute auch schon – maßgeblich davon ab, wie die technische Architektur aufgesetzt werde, wie die Machtverhältnisse verteilt seien und wie die Möglichkeiten der Teilhabe ausgestaltet würden, so Süme weiter.
„Wir haben jetzt die Chance, das Internet wie wir es kennen auf das nächste Level heben. Dies gelingt jedoch nur, wenn Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft die genannten Herausforderungen gemeinsam angehen.“
Folgende digitale Technologietrends werden aus Sicht des eco Verbands, dieses Jahr maßgeblich mitprägen:
Sichere digitale Identitäten treiben die digitale Transformation
Für die fortschreitende Digitalisierung werden sichere digitale Identitäten immer mehr zur Schlüsseltechnologie. Das gilt umso mehr, seit wegen der Corona-Pandemie viel mehr Behördengänge und Geschäftsprozesse online erledigt wird. Aber nicht nur Menschen, sondern auch Maschinen oder Unternehmen können sich mit einer sicheren digitalen Identität ausweisen.
Die heute verfügbaren Lösungen werden in der Regel bisher kaum genutzt und Nutzer müssen sich zumeist für jeden neuen Service wieder umständlich neu registrieren. Neue europäischer Regelungen wie eIDAS oder die eID in Deutschland sollen die elektronische Identifikation zukünftig aber deutlich einfacher, sicherer und attraktiver machen. Hierzu wird an einem Ökosystem digitaler Identitäten gearbeitet, das die vorhandenen Elemente und Angebote, vom Personalausweis bis hin zu den verschiedenen privaten Anbietern digitaler Identitäten, miteinander verknüpft und den Nutzern einen einfachen, selbstbestimmten Umgang mit ihren digitalen Identitäten erlaubt und erleichtert.
Data Center als Enabler für eine nachhaltige Digitalisierung
Die Bedeutung von Rechenzentren als Fundament der digitalen Transformation und als wesentliche Voraussetzung zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland und Europa wird in 2022 deutlich zunehmen. Fakt ist: Europäische Rechenzentren zählen bereits jetzt zu den energieeffizientesten weltweit: Die CO2-Emissionen von Rechenzentren entwickeln sich seit 2015 in ganz Europa rückläufig. Rechenzentren arbeiten heute bereits 12 Mal energieeffizienter als noch im Vergleich zum Jahr 2010. Eine beschleunigte Energiewende und der damit verbundene Ausbau und die Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien wird in Deutschland zu einem noch wesentlich stärkeren Absinken der CO2-Emissionen von digitalen Infrastrukturen beitragen.
Rechenzentren stellen außerdem eine wertvolle Wärmequelle dar. Werden die erforderlichen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Abwärme-Nutzung geschaffen, können Rechenzentren hierzulande mehr als 10 Terrawattstunden pro Jahr zum Wärmebedarf Deutschlands beitragen. Das Ökosystem digitaler Infrastrukturen muss aber für eine nachhaltige digitale Transformation ganzheitlich gedacht werden: Nur durch flächendeckenden Einsatz von Glasfaser können beim Datentransport über 80% Energie im Vergleich zu den althergebrachten Kupferkabel generiert werden und auch der Ausbau auf 5G Technologien spart im Vergleich zu 3G Technologie bei der Nutzung des mobilen Internet bis zu 98% Energie. Schaffen wir es zudem, die Fachkräfte der Zukunft auf Ansätze des Green Codings hin weiterzubilden, sind weitere Einsparpotentiale bei der Nutzung digitaler Lösungen in greifbarerer Nähe.
Gaia-X fördert Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI)
Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) können 2022 von digitalen Ökosystemen und unternehmensübergreifenden Datenräumen wie Gaia-X stark profitieren. Dadurch gewinnen beispielsweise KI-basierte Serviceökosysteme für technischen Service der Industrie 4.0 an Bedeutung. Neue Use-Cases und Geschäftsmodelle entstehen im Projekt Service-Meister durch den selbstbestimmten Austausch von Trainingsdaten für Machine-Learning Anwendungen. Davon profitieren IT-Dienstleister, KFZ-Werkstätten sowie andere Projekte aus der Automobilbranche und Industrie. Die Mitte des Jahres zur Verfügung stehenden Open Source Softwaremodule des Gaia-X Projektes werden Innovationen auf Basis gemeinsamer Datenräume ermöglichen.
IT-Lieferketten vor Ransomware-Attacken schützen
Mit immer mehr dezentralen IT-Ressourcen in den Unternehmen verändern sich auch 2022 die Anforderungen an IT-Sicherheit. Nicht nur die IT im Unternehmen, sondern ganze Lieferketten brauchen einen immer höheren Schutz vor Cyberangriffen. Mit der wachsenden Komplexität steigt auch die Zahl möglicher Angriffspunkte für Kriminelle. Diesem Risiko bleiben auch 2022 vor allem mittelständische Unternehmen besonders ausgesetzt. Der Trend zu Ransomware wird sich 2022 insbesondere im Mittelstand höchstwahrscheinlich leider fortsetzen. Lieferanten und Dienstleister in der IT-Supply-Chain müssen stärker als bisher in das IT-Sicherheitskonzept der Unternehmen einbezogen werden. Unternehmen sollten außerdem für eine kontinuierliche Sensibilisierung der Mitarbeiter zum Schutz vor Phishing-Attacken sorgen.
Vertrauen ins IoT (Internet of Things) wächst
Eine konsequente Etablierung von Sicherheitsstandards für IoT-Geräte ist ein wichtiger Trend im Internet der Dinge. Ein Sicherheitskennzeichen, das ab diesem Jahr beim BSI beantragt werden kann, steht für Datenschutz und -sicherheit und kann so das Vertrauen der Menschen in ein sicheres IoT stärken und neue Innovationspotentiale im Zusammenhang auch mit Web3 initiieren. Der Ausbau digitaler Infrastrukturen, insbesondere der flächendeckende Ausbau des mobilen Highspeed-Internets, bleibt als Voraussetzung für die Umsetzung von IoT-Projekten dieses Jahr ein wichtiges Thema.
Verkehrswende treibt multimodale Mobilitätslösungen
Die begonnene Vernetzung von neuen Mobilitäts-Services und ÖPNV wird sich 2022 weiter verstärken. Die Verbraucher profitieren 2022 davon und können im Handy die neuen multimodalen Mobilitätsoptionen wie Leifahrräder und Fahrdienste einfach buchen. Steigende Spritpreise und der Trend zu autofreien Innenstädten treiben diese Entwicklung. Grade im ländlichen Raum ist eine flächendeckende Versorgung mit mobilem Internet dafür Voraussetzung. Rund um die generierten Mobilitätsdaten entstehen neue Geschäftskonzepte, um die Mobilitätsversorgung der Menschen in der Stadt und auf dem Land weiter zu verbessern – im Sinne einer Verkehrswende weg vom privaten PKW. Schlagworte wie Smart City und Smart Region werden zunehmend Bestandteil realer Politik und Lebenserfahrungen. Die – auch wirtschafliche und nachhaltige Bedeutung dieses Trends kann kaum hoch genug eingeschätzt werden (Link zu Smart City Studie).
Mit New Work-Konzepten gegen den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel stellt HR-Verantwortliche zunehmend vor wachsende Herausforderungen. Ein Recruiting über den Tellerrand hinaus ist nötig. Neben mehr Diversity heißt das, auch vermehrt Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Etablierte Tools für eine digitale Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg sind dafür eine wichtige Voraussetzung. In diesem Zuge setzen sich hybride und flexible Arbeitsmodelle immer weiter durch und etablieren sich als neuer Standard. Im Bewerbungsprozess vergrößern zudem der verantwortungsvolle Einsatz von Algorithmen, Employer Branding sowie neue Matching-Plattformen und Persönlichkeitstests den Bewerber:innen-Pool.
- Digitalpolitik der Bundesregierung: 86 Prozent der Deutschen sind unzufrieden - 6. Oktober 2024
- Eco-Beschwerdestelle verzeichnet neuen Höchststand an gemeldeten Rechtsverstößen im Internet 2023 - 21. April 2024
- 4 von 5 Online-Shoppern achten auf die Sicherheit - 25. November 2023