Damals und heute: Hat eBay in China endlich den richtigen Weg gefunden?

Erneut ist „eBay in China“ einem führenden Journalisten einen Artikel wert und Bruce Einhorn überschreibt diesen mit: „Wie eBay einen heimlichen Weg nach China fand“. Eigentlich, so Einhorn, hat es immer einen ganz sicheren Weg gegeben, Verantwortliche des eBay Online-Marktplatzes zusammenzucken zu lassen: „Man muss einfach nur nach China fragen!“ Das ist war wahrscheinlich auch heute noch so.

2003 bezahlte eBay 150 Millionen Dollar, um EachNet, derzeit Chinas Top E-Commerce-Seite, zu akquirieren. Die damalige CEO Meg Whitman investierte 100 Millionen Dollar mehr in dieses Geschäft, aber eine Kombination von Verwaltungsfehlern, man gab den lokalen Managern zu wenig Macht und zähe Konkurrenz vom lokalen Rivalen Taobao, ließen den Erfolg platzen. Ende 2006 dann gab eBay auf und schloss stattdessen ein Joint Venture mit dem lokalen Auktionär Tom Online, um in China präsent zu bleiben.

Taobao, der im Gegensatz zu eBay keine Kommissionen einbehält, hatte in China den Spitzenplatz nie verloren und Jay Lee, eBays senior vice-president und managing director für den asiatische-pazifischen Raum erklärt: „Es ist hart gegen eine kostenfreie Plattform zu konkurrieren.“

Während eBay nicht mehr zum Ziel hat Taobao herauszufordern, hat es einen Plan B für China: Chinesische Unternehmer und Ausfuhrhändler mit eBay Verbrauchern weltweit zu verbinden. Die Strategie konzentriert sich auf Verkäufer, die bereit sind auf eBay ihren Waren an Kunden auf der ganzen Welt zu verkaufen. Da eBay innerhalb Chinas wenig Präsenz hat, versuchen diese Händler die Kunden in anderen Teilen der Erde zu erreichen und dafür ist eBay die beste Plattform in China.

Auf diese Weise stiegen die eBay- und PayPal-Transaktionen von China und Hongkong aus auf 4 Milliarden Dollar im Jahr 2010. Wodurch mittlerweile China hinter den USA, Deutschland, Großbritannien und Südkorea, den 5. Rang belegt. Lee sagt, dass man eine Menge gelernt habe. China sei sehr wichtig und man brauchte einen anderen Weg der Annäherung. Um hierhin zu gelangen, schaute eBay nach Segmenten im chinesischen E-Commerce, die noch nicht von Taobaos Boss Jack Ma beherrscht werden. Taobao ist in China sehr dominant, hat jedoch außerhalb des Landes wenig Reichweite, was die Konsumenten anbetrifft. Bei Alibaba.com sieht es ähnlich aus. Hier sah eBay ein Schlupfloch und hat mittlerweile 150 Service-Agenten, die die chinesischen eBay-Händler betreuen.

Im letzten Jahr bot eBay, zusammen mit der China Post, ausländischen Käufern ihre Lieferungen aus China nachverfolgen zu können. eBay-Verkäufer in China können im Gegenzug  seit November 2010  über den Webgistix Logistikservice direkt die US-amerikanischen Verbraucher erreichen.

Aber eBay ist nur eines der großen Online-Unternehmen, das versucht(e) in China Fuß zu fassen. Google, Microsoft, Yahoo!, Amazon.com oder Myspace und AOL sind alle in China ins Stolpern gekommen, zum Teil auch, weil die chinesischen Offiziellen entschlossen sind, das Internet zu zensieren. Sie haben Angst davor, welche Rolle Ausländer vielleicht in ihrem sensiblen politischen Medium spielen könnten. Zu einem anderen Teil lag/liegt es aber daran, dass die amerikanischen Konzerne sich zu langsam bewegen und dem sich schnell wandelnden chinesischen Markt nicht anpassen können.