Die TOP 100 der nachhaltigen Marktplätze in Europa

Der Markt für Secondhand-Modeverkäufe in der EU wird sich bis 2025 voraussichtlich verdoppeln und ein Gesamtvolumen von 34 Milliarden Euro erreichen. 90 Millionen Kunden haben 2021 zum ersten Mal einen gebrauchten Artikel gekauft, verglichen mit 16 Millionen im Jahr 2020. Der Wiederverkaufsmarkt für Mode wächst derzeit 11x schneller als der traditionelle Einzelhandel. Bis 2030 wird er doppelt so groß sein wie der Markt für Fast Fashion. Dies sind die Ergebnisse der zweiten Ausgabe von „TOP 100 Cross-Border Sustainable Marketplaces operating in Europe“, einer Studie, die von Cross-Border Commerce Europe mit Unterstützung von FedEx Express und Worldline durchgeführt wurde.

top100 nachhaltig
©Cross-Border Commerce Europe 2021

„Top 100 Cross-Border Sustainable Marketplaces operating in Europe“ ist eine umfassende Zusammenstellung und Bewertung von Nachhaltigkeitsdaten der weltweit erfolgreichsten Marktplatzseiten, die in Europa grenzüberschreitend agieren. Unser Ranking erfolgt auf Basis einer 100-Punkte-Skala, die 10 KPI berücksichtigt:

    • I. Nachhaltigkeitszielsetzung
    • II. Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells
    • III. Nachhaltigkeit des grenzüberschreitenden Einkaufserlebnisses
    • IV. Nachhaltigkeitszertifizierungen und -labels
    • V. Nachhaltiges Sortiment
    • VI. Last-Mile-Zustellung und Transportdienstleistungen
    • VII. Markenpartner
    • VIII. Herstellung in Südostasien und Transportwege
    • IX. CO2-Fußabdruck
    • X. Führungskräfte im Bereich Nachhaltigkeit (CSR)

Die Studie berücksichtigt alle Typen von Online-Marktplätzen (B2C, B2B, C2C, P2P) und alle Branchen außer Reisen.

Die Top 10 der in Europa nachhaltig operierenden Cross-Border-Online-Marktplätze sind:

    1. Vinted (Litauen)
    2. eBay (USA)
    3. Vestiaire Collective (Frankreich)
    4. StockX (USA)
    5. Depop (UK)
    6. Artpal (USA)
    7. Etsy (USA)
    8. Rubylane (USA)
    9. Amazon (USA)
    10. Spoonflower (USA)

Diese TOP 10 wird von C2C-Marktplätzen für den Verkauf von Waren aus zweiter Hand dominiert:

Vinted, die Nr. 1 aus Litauen, erreichte 70 von 100 Punkten und kann mit einer hochmodernen C2C-Plattform eine erstaunliche Erfolgsbilanz vorweisen (Marktkapitalisierung 4 Mrd. €). Der Vinted-Marktplatz symbolisiert damit gewissermaßen den „Siegeszug des Wiederverkaufsmarkts“. Mit einem GMV von fast 2,75 Mrd. € hält Vinted in Europa einen Anteil von fast 40 % am entsprechenden Marktsegment.

Die erfolgreichen Börsengänge der US-amerikanischen C2C-Wiederverkaufsmarktplätze ThredUP, Redbubble und Poshmark beweisen die Macht des effizienten Wachstums nachhaltiger Unternehmen und zirkulärer Modelle. 45 % der Online-Käufer haben bereits ein Kreislaufprodukt gekauft. Davon entfallen 7 % auf generalüberholte, 3 % auf recycelte, 11 % auf maßgeschneiderte und 66 % auf Artikel aus zweiter Hand. Ein Secondhand-Damenkleid spart im Vergleich zu einem neuen Kleid 4,3 kg CO² ein, was einer Autofahrt von 17 km entspricht. Wenn ein Kleidungsstück nur neun Monate länger getragen wird, verringert sich sein CO² -Fußabdruck um 20 %.

Die Übernahme von Depop durch Etsy ist nur der Anfang der Konsolidierung des Wiederverkaufssegments. Resale ist groß: In den letzten drei Jahren ist die Anzahl der Secondhand-Angebote auf eBay um 31 % gestiegen. 70 % der Secondhand-Käufer tätigen ihren ersten Luxuskauf auf Vintage-Wiederverkaufsmarktplätzen und 59 % der Käufer von Luxusprodukten geben an, dass ihnen das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist.

Die anderen bestbewerteten nachhaltigen europäischen Marktplätze sind der Wiederverkaufsmarktplatz Vestiaire Collective aus Frankreich auf Rang 3, der Customization-Marktplatz Spreadshirt aus Deutschland auf Rang 14, Asos aus Großbritannien (Rang 14), Zalando aus Deutschland (Rang 19), Bol. com aus den Niederlanden (Rang 20), die Secondhand-Marktplätze Leboncoin aus Frankreich ( Rang 21) und Tradera aus Schweden (Rang 24), Farfetch aus Portugal/UK (Rang 26), der Refurbished-Marktplatz Rebuy aus Deutschland (Rang 28) und Momox aus Deutschland/Frankreich auf Rang 30.

Marktplätze haben einen bedeutenden Marktanteil von etwa 50 % bei grenzüberschreitenden B2C- und C2C-Online-Käufen von Konsumgütern in Europa. Sie profitieren von der Idee, dass der E-Commerce einer nachhaltigeren und kreislauforientierten Zukunft den Weg ebnet. Bis 2030 wird der Wiederverkaufsmarkt doppelt so groß sein wie der Markt für Fast Fashion (x2). Bis zum Ende der Dekade wird Secondhand-Mode Fast Fashion überflügeln und das Wiederverkaufssegment den Secondhand-Markt anführen.

Aber die Marktplätze stehen vor ernsten Herausforderungen. Engpässe in der Lieferkettenlogistik aufgrund der großen Zahl von Online-Käufen in COVID-Zeiten beeinträchtigen die Nachhaltigkeitsbemühungen der Marktplätze, wichtige Verbraucher ändern ihre Einstellung zur Nachhaltigkeit und Einzelhändler und Marken, die DTC (Direct-to-Consumer) nutzen, verlassen sich in Bezug auf Nachhaltigkeit nicht auf die Marktplätze. Enorme Investitionen in umweltfreundliche Lager und die Last-Mile-Logistik stehen an, Innovationen für nachhaltige Lösungen zur Reduzierung und Handhabung von Online-Retouren sind erforderlich.

Im Jahr 2021 konzentrierten die Marktplätze ihre Bemühungen daher auf:

    • Transparenz, Authentizität und Rückverfolgbarkeit der Lieferkette
    • die Verpflichtung auf Nachhaltigkeitszertifikate und -bewertungsskalen, (Öko-)Labels,
      (ISO-)Standards, Umweltpakte und -indizes
    • ein nachhaltiges Produktsortiment und nachhaltige Dienstleistungen, die über Filter und Tags online leicht zu finden sind
    • nachhaltige Produktverpackungen (zertifiziert)
    • die Implementierung neuer Online-KI-, AR+VR- und 3D-Technologien, zum Beispiel virtuelle Anprobe zur Reduzierung von Retouren
    • die Befähigung zu 9-R-Services (Leistungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft) − neue Geschäftsmodelle im Sinne der CFR-Zirkularität: Re-use, Resale, Abonnement, Verleih, Recycling….
    • die Einhaltung künftiger EU-Vorschriften zur Nachhaltigkeit
    • einen Einstieg in die „grünen“ Last-Mile-Programme von Spediteuren, nachhaltiges Retourenmanagement und Handling
    • den Aufbau von Nachhaltigkeitsteams auf der Führungsebene
    • die vorrangige Zusammenarbeit mit nachhaltigen (Nischen-)Marken (Einzelhandelsmarken) sowie nachhaltigen Mode-Innovatoren und Start-Up-Dienstleistungsanbietern. Bekannte Marken und Einzelhandelsmarken, die Ihr Angebot auf Marktplätze erweitern, führen nachhaltige innovative Dienstleistungen ein bzw. integrieren entsprechende Geschäftsmodelle; 60 % zielen auf Secondhand-Angebote ab
    • das Erreichen der Ziele für den CO2-Fußabdruck, den Produkt-Umwelt-Fußabdruck (PEF) und den Biodiversitäts-Fußabdruck, verbunden mit klarer Kommunikation an die Adresse der Online-Kunden durch die Anzeige von Daten zu den Nachhaltigkeitseffekten
    • die Kompensation von CO²-Emissionen durch klimaneutrale Energieprogramme

Rücksendungen sind ein Milliarden-Euro-Problem für den Online-Modehandel. Könnten virtuelle Umkleidekabinen zum nächsten Schlachtfeld im Einzelhandel werden? Die Online- Anprobe hat sich schnell als geeignete Methode zur Verringerung der Rücksendungen erwiesen. Rücksendungen werden nur in seltenen Fällen recycelt oder weiter veräußert. 85 % der zurückgeschickten Kleidung landet weltweit auf der Mülldeponie. Jede Sekunde wird das Äquivalent einer Müllwagenladung Kleidung verbrannt oder vergraben. Nur 1 % der Modeartikel werden recycelt.

30 % der TOP 10 der nachhaltigen C2C-Marktplätze arbeiten an der Verringerung ihrer Kohlendioxidemissionen, indem sie auf „Direktversand“ innerhalb der EU setzen. Diese Marktplätze kompensieren ihre CO²-Emissionen auch durch die Einhaltung von Programmen für kohlenstoffneutrale Energie.

„Ich möchte mich bei unseren Marktforschungs-Partnern FedEx und Worldline bedanken, die gemeinsam mit unserem Forschungsteam unsagbar viel Energie in die zweite Ausgabe dieser lang erwarteten Studie gesteckt haben. Die Studie hebt die nachhaltigsten der in Europa agierenden Online-Marktplätze hevor und fördert so die Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit in der gesamten Branche“, so Carine Moitier, die Gründerin von CBCommerce.

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