Deutsche setzen am meisten Vertrauen in Alltagsinfluencer
Brands stehen vor einer großen Herausforderung: Alltagsinfluencer, also private Nutzer sozialer Medien, sind die beliebtesten Accounts unter deutschen Verbrauchern – und eben nicht Prominente oder Social-Media-Stars. Dies zeigt eine neue Studie von Bazaarvoice, dem führenden Anbieter von Lösungen für Produktbewertungen und User-Generated Content (UGC). Mehr als 9.000 Konsumenten weltweit nahmen an der Studie zur sich ständig verändernden Wahrnehmung von Influencern teil, davon 1.500 in Deutschland. Die Studie zeigt außerdem die große Nachfrage von Verbrauchern nach authentischen, echten und transparenten Influencer-Inhalten.
Qualität über Quantität
Private Social-Media-Nutzer mögen sich zwar nicht für einflussreich halten, aber sie sind es auf jeden Fall. Denn immerhin folgen mehr als die Hälfte der deutschen Verbraucher (53 Prozent) am liebsten sog. Alltagsinfluencern. 36 Prozent halten die Posts dieser Personen zudem für die vertrauenswürdigste Quelle für authentische und glaubhafte Inhalte. Das liegt daran, dass sie ohne eine bestimmte Absicht tagtäglich Inhalte, Produkte und Orte teilen, an denen sie ein echtes Interesse haben.
Die häufig von Marken angesprochen Fachexperten – von Heimwerkern bis hin zu Make-Up-Artists – liegen mit 35 Prozent nur auf dem zweiten Rang. Prominenten (15 Prozent) und Social-Media Stars (13 Prozent) wird hingegen am wenigsten Vertrauen entgegengebracht. Dazu passt, dass für drei Viertel der deutschen Verbraucher (70 Prozent) die Anzahl der Follower kein Gradmesser für Authentizität ist, ihnen geht es rein um den Inhalt.
Verbraucher trauen klassischen Influencern nicht
Transparenz ist für Influencer entscheidend, denn ihr Einfluss steht und fällt mit dem Vertrauen der Follower in ihre Authentizität. Zahlreiche Länder haben daher verschiedene Vorschriften eingeführt, um ein Mindestmaß an Transparenz in den sozialen Netzwerken zu etablieren. Die Bemühungen deutscher Regulierungsbehörden sind jedoch nur für ein Drittel der Verbraucher hierzulande Grund genug, Influencern mehr Vertrauen entgegenzubringen. Lediglich 18 Prozent der Deutschen trauen den Inhalten von bezahlten Posts. Und 43 Prozent glauben auch nicht, dass Influencer in den vergangenen fünf Jahren authentischer geworden sind.
Tatsächlich wünschen sich 80 Prozent der deutschen Verbraucher strenge Regeln für Influencer, um auch die Bearbeitung oder Filterung von geposteten Inhalten offenzulegen, wie sie seit kurzem in Norwegen gelten. 26 Prozent fordern, Influencer, die sich nicht an Werbegesetze halten, dauerhaft von sozialen Plattformen zu verbannen. 22 Prozent sprechen sich sogar dafür aus, dass Influencern bei Verstößen künftig die Monetarisierung ihrer Social-Media-Accounts untersagt wird.
Die Herausforderung für Brands ist Authentizität
„Wir befinden uns in einer Ära jenseits der traditionellen Mikro- und Makro-Influencer. Verbraucher wollen sich vermehrt von Alltagsinfluencern und deren Inhalten inspirieren lassen. Über 80 Prozent suchen aktiv nach nutzergenerierten Inhalten, um ihre Kaufentscheidungen zu untermauern. Doch auch nach dem Kauf greifen mehr als 70 Prozent auf UGC zurück, um sich zu erworbenen Produkten inspirieren zu lassen. Durch die Integration von UGC in alle Touchpoints können Marken inoffizielle Botschafter einsetzen, die eine echte Verbindung zu ihren Followern und ihrem Publikum haben. Das Fachwissen des Influencers sowie die Authentizität der Inhalte sind für die Verbraucher vorrangige Faktoren und sollten für Brand Manager bei der Entwicklung künftiger Kampagnen eine wichtige Rolle spielen“, resümiert Ed Hill, SVP EMEA bei Bazaarvoice.
Über die Umfrage
Einteilung der Influencer:
Experten für ein bestimmtes Thema: Von Make-Up-Artists bis hin zu Fashionistas, Köchen, Heimwerkern und Mommy-Bloggern sind diese Influencer für ein bestimmtes Thema Experten, posten hauptsächlich oder ausschließlich darüber und geben Verbrauchern Tipps für ihren Alltag. Sie empfehlen, verkaufen oder posten oft gesponserte Inhalte für Produkte, die mit ihrem Thema zu tun haben.
Beispiele: fitgreenmind, Sascha Huber, easyalex
Prominente: Ein Blick hinter die Kulissen in das oft extravagante Leben von Menschen, die nicht erst über soziale Medien berühmt geworden sind. Dies können z.B. Schauspieler, Reality-TV-Stars, Musiker, Künstler, Sportler oder Geschäftsleute sein. Sie werben oft für Produkte, die zu ihrem Lebensstil oder ihrer Ästhetik passen – oder sie verkaufen eigen Produkte.
Beispiele: Lena Meyer-Landrut, Sarah Engels, Gerda Lewis, Toni Kroos
Social Media Stars: Das sind Influencer, die allein durch ihre Social-Media-Aktivitäten berühmt geworden sind. Sie haben nicht notwendigerweise ein Fachgebiet, in dem sie Experten sind, außer einer sehr ansprechenden Ästhetik oder ihrer Fähigkeit, Internet-Trends (wie TikTok-Tänze oder lustige Memes) gut umzusetzen oder interessante Inhalte zu erstellen. Manche sind durch einen viralen Moment berühmt geworden, dessen Strahlkraft sich bis heute hält. Sie werden oft dafür bezahlt, für Produkte zu werben, oder sie werben für etwas, das sie selbst verkaufen.
Beispiele: bibisbeautypalace, lisaandlena, Caro Daur, dagibee
Alltägliche Social-Media-Nutzer („Alltagsinfluencer“): Hier kann es sich um Freunde, Familienmitglieder, Bekannte oder auch um Menschen handeln, die sie noch nie getroffen haben aber ihnen trotzdem folgen. Sie teilen einfach ohne große Hintergedanken alltägliche Inhalte (Bewertungen und Rezensionen, Fotos und Videos), die sie wirklich interessieren und haben keine Absicht, bestimmte Produkte zu bewerben oder hervorzuheben.
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