Lieferketten weiter unter Druck – mangelnder Cashflow bei Lieferanten setzt Lieferketten zu

Die B2B-Handelsaktivitäten in den US-Lieferketten stiegen im zweiten Quartal schneller als in China. Damit gibt die größte Volkswirtschaft der Welt das Tempo für die Erholung des globalen Handels in der zweiten Jahreshälfte vor. Das zeigen die neuen Daten von Tradeshift.

Laut dem aktuellen Index of Global Trade Health von Tradeshift stiegen die Lieferkettenaktivitäten im zweiten Quartal um 9 Prozent. Im Euro-Raum liegt dieser Wert sogar bei 21 Prozent, mehr als doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt. Das Auftragsvolumen wuchs um 62 Prozent. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe im Euro-Raum erreichte im Juni ein neues Rekordhoch.

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Lieferketten weiter unter Druck – mangelnder Cashflow bei Lieferanten setzt Lieferketten zu. pixabay.com ©ValdasMiskinis (Creative Commons CC0)

Das Wachstum bleibt jedoch ungleichmäßig, insbesondere in China. Hier sanken die Handelsaktivitäten im zweiten Quartal um 22 Prozent. Das ist das zweite Quartal in Folge mit einem zweistelligen Abwärtstrend. Laut Chinas National Bureau of Statistics wurde die Produktion in chinesischen Fabriken durch Engpässe in der Lieferkette beeinträchtigt. Die Daten von Tradeshift deuten darauf hin, dass die Lieferketten in den USA und im Euro-Raum ebenfalls vor Herausforderungen stehen könnten, da die Zulieferer mit der Nachfrage nicht mithalten können.

“Die jüngste Verlangsamung in China zeigt, wie schnell sich externe Faktoren auf die Dynamik auswirken können”, sagt Christian Lanng, CEO von Tradeshift. “Lieferkettenbetreiber wandern auf einem schmalen Grat, um die Erholung auf Kurs zu halten. Große Einkäufer sind verständlicherweise sehr daran interessiert, aus dem aktuellen Nachfrageschub Kapital zu schlagen. Aber wenn die Zulieferer die Rechnung dafür bezahlen müssen, wird das ganze System unter Druck geraten.”

Aufwärtstrend im Einzelhandel setzt Lieferketten unter Druck

Die Lieferkettenaktivitäten im verarbeitenden Gewerbe wuchsen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal geringfügig. Wenn man dieselben Daten kumuliert betrachtet, wird deutlich, dass die Dynamik im gesamten Sektor sehr hoch bleibt. Ein ähnliches Bild zeichnet sich im Einzelhandel ab mit einem Anstieg von 6 Prozent im zweiten Quartal. Eine kumulative Analyse zeigt einen steilen und beständigen Anstieg der Dynamik seit Anfang 2021. Die Aufrechterhaltung dieser Dynamik setzt die Lieferketten unter Druck.

Der Druck auf die Lieferketten ist komplex und vielschichtig, aber mangelnder Cashflow ist ein wiederkehrendes Thema unter den Lieferanten, die mit der steigenden Nachfrage zu kämpfen haben. Der aktuelle Tradeshift Index zeigt, dass sich die Lücke zwischen neuen Aufträgen und Zahlungen an Lieferanten im letzten Quartal stark vergrößert hat.

Sorgen über mangelnde Liquidität wachsen – Euro-Raum besonders betroffen

Das gesamte Auftragsvolumen stieg im zweiten Quartal um 35 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Im Gegensatz dazu wuchs die Anzahl der verarbeiteten Lieferantenrechnungen im gleichen Zeitraum nur um 2 Prozent. Das ist deutlich weniger als in den Vorquartalen. Je mehr sich diese Lücke vergrößert, desto schwieriger wird es für Lieferanten, ausreichende Bargeldreserven aufzubauen, um neue Aufträge zu erfüllen. Laut den Daten von Tradeshift ist dieses Ungleichgewicht in den Lieferketten im Euro-Raum besonders akut. Hier stieg das Auftragsvolumen im zweiten Quartal um 62 Prozent, während die Gesamtzahl der Rechnungen im gleichen Zeitraum nur um 8 Prozent anstieg.

„Es braucht genügend Flexibilität im System, um die Lieferanten mit dem nötigen Treibstoff für eine schnelle Erholung zu versorgen. Hier spielen Finanzteams eine entscheidende Rolle,“ so Laang. „Technologiegestützte Lösungen können viele der aktuellen Liquiditätsengpässe beseitigen, ohne dass ein zusätzliches Risiko auf den Käufer übertragen wird.“

Tradeshift hat eine Reihe von digitalisierten Finanzierungslösungen entwickelt, um Lieferanten Optionen zu bieten, die die vorzeitige Bezahlung von Rechnungen erleichtern.

Tradeshift Network Ltd.