Steigende Infektionszahlen und die notwendige Verschärfung des Lockdowns belasten das Konsumklima

Steigende Infektionszahlen und die notwendige Verschärfung des Lockdowns belasten das Konsumklima. Während die Anschaffungsneigung noch einmal moderat zulegt, müssen die Konjunktur- und Einkommenserwartung deutliche Einbußen hinnehmen. So prognostiziert GfK für das Konsumklima für Mai 2021 einen Wert von -8,8 Punkten und damit 2,7 Punkte weniger als im April dieses Jahres (revidiert -6,1 Punkte). Das sind die Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für April 2021.

Die Hoffnungen auf weitere Lockerungen und ein Aufleben des Konsums haben einen spürbaren Dämpfer erhalten. Die Verschärfungen der Kontaktbeschränkungen hinterlassen vor allem bei der Konjunktur- und Einkommenserwartung im April ihre Spuren. Im Vormonat waren die Hoffnungen noch groß, dass sich die Konsumstimmung – auch unterstützt durch mehr Tempo beim Impfen – schneller erholen kann.

Rolf Bürkl, GfK Konsumexperte dazu: „Die dritte Welle wird dafür sorgen, dass die Erholung der Binnenkonjunktur weiter auf sich warten lässt. Der Konsum wird in diesem Jahr – wie bereits 2020 – keine Stütze der Konjunktur sein. In den Jahren vor der Krise haben die privaten Konsumausgaben noch einen wichtigen Beitrag zum Wachstum der deutschen Wirtschaft geleistet“.

In ihrem kürzlich veröffentlichten Frühjahrsgutachten haben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konsumprognose für dieses Jahr deutlich zurückgenommen. Demnach werden die realen privaten Konsumausgaben mit einem Plus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr kaum noch steigen. Noch im Herbst des vergangenen Jahres gingen die Institute für dieses Jahr von einem Wachstum des Konsums von 4,9 Prozent aus.

Im Gegenzug werden die Prognosen für 2022 deutlich angehoben. Hier soll der reale private Konsum um 8,5 Prozent steigen.

Einkommenserwartung büßt Gewinne des Vormonats fast komplett ein

Vor allem der starke Rückgang der Einkommensaussichten trägt dazu bei, dass das Konsumklima nach zwei Anstiegen in Folge wieder Verluste erleidet. Der Einkommensindikator verliert dreizehn Punkte und rutscht auf 9,3 Zähler. Damit hat er die starken Gewinne aus dem Vormonat (+15,8 Punkte) nahezu vollständig eingebüßt.

Noch zum Zeitpunkt der Erhebung in der ersten Märzhälfte stieg bei vielen Beschäftigten im Handel die Hoffnung, dass sie mit der Wiedereröffnung der Geschäfte aus der Kurzarbeit kommen werden und sich damit auch ihre Einkommensposition spürbar verbessern kann. Diese Hoffnung hat sich nun wieder zerschlagen. Mit der Verschärfung des Lockdowns dürfte sich zudem die Angst vor Arbeitslosigkeit erneut verstärkt haben. Es ist zu befürchten, dass dadurch einige Unternehmen in die Insolvenz getrieben werden.

Anschaffungsneigung trotzt dritter Welle

Im Gegensatz zu den Einkommensaussichten stemmt sich die Anschaffungsneigung bislang noch gegen die dritte Welle. Nach einem Plus von fünf Punkten steigt der Indikator auf 17,3 Punkte. Dies ist der dritte Anstieg in Folge. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres beträgt das Plus sogar knapp 22 Zähler.
Angesichts der Verschärfung des Lockdowns erscheint diese Entwicklung zunächst etwas überraschend zu sein. Aber die überaus hohe Sparquote von gegenwärtig etwa 16 Prozent zeigt, dass ein Großteil der Haushalte über beträchtliche finanzielle Mittel verfügt, die dem Konsum zur Verfügung stehen. Damit kann im Falle von Lockerungen der Nachholbedarf, der z.B. bei Bekleidung und Schuhen entstanden ist, gedeckt werden

Konjunkturerwartung verliert

Die Konjunkturaussichten zeigen im April ein ähnliches Bild wie die Einkommenserwartung. Auch sie verlieren ihre Gewinne aus dem Vormonat. Nach einem Minus von 10,4 Zählern rutschen sie auf 7,3 Punkte. Im Vergleich zum Vorjahr steht dagegen immer noch ein stattliches Plus von knapp 29 Punkten zu Buche.

Durch die verzögerte Erholung des privaten Konsums in diesem Jahr sehen offenbar viele Konsumenten auch eine schwächere Entwicklung der Konjunktur insgesamt. Zwar steigen die Exporte, vor allem nach China und in die USA, aber die schwache Konsumentwicklung erweist sich in diesem Jahr als Konjunkturbremse. Deshalb haben auch die
Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer aktuellen Frühjahrsprognose die Wachstumsaussichten für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2021 gegenüber der Herbstprognose 2020 um einen Prozentpunkt von 4,7 auf 3,7 Prozent zurückgenommen.