COVID-19 sorgt laut Accenture für eine neue Innovationswelle in der Konsumgüterindustrie

Die COVID-19-Pandemie hat die Art, wie wir leben, arbeiten und soziale Kontakte pflegen, grundlegend verändert. Damit steigt der Bedarf an Innovationen und die Unternehmen der Konsumgüterbranche müssen mehr tun, als bloß auf die Krise zu reagieren, sie müssen ihre Produkte und Dienstleistungen ganz neu erfinden. Das sind die Kernergebnisse der neuen weltweiten Accenture Consumer-Studie.

Nach einem Jahr voller Lockdowns gaben 95 Prozent der Studienteilnehmer an, mindestens eine Veränderung an ihrem Lebensstil vorgenommen zu haben, die ihrer Erwartung nach von Dauer sein wird. Arbeiten im Homeoffice, veränderte Mobilitätsmuster und der zunehmende Wunsch, lokal einzukaufen, zwingen die Branchen dazu, ihre Strategien grundlegend zu überdenken, um den neuen, an die Pandemiesituation angepassten Verbraucheranforderungen gerecht werden zu können. Die jüngste Untersuchung unter mehr als 9.650 Personen in 19 Ländern untermauert die bisherigen Erkenntnisse von  Accenture, wonach sich viele Veränderungen im Verbraucherverhalten langfristig etablieren dürften.

„Die Auswirkungen der Pandemie werden noch eine ganze Weile zu spüren sein und unterstreichen nachdrücklich, wie wichtig es für verbraucherorientierte Unternehmen ist, agil, resilient und anpassungsfähig zu sein“, so David Holtmann, Geschäftsführer für Consumer Goods & Services von Accenture. „Wir haben gelernt, dass Krisen und Notsituationen auch Chancen mit sich bringen. Und auch die Pandemie hat eine neue Innovationswelle ins Rollen gebracht. Unternehmen überdenken die Art und Weise, wie sie Wachstum generieren können. Dabei setzen viele auf fortschrittliche Analysetechniken, um Veränderungen des Verbraucherverhaltens besser und früher zu erkennen und gezielt darauf zu reagieren. So reagierte die britische Brauerei Brewdog beispielsweise mit großer Agilität und Kreativität auf die Krise: Sie stellte ihre Produktion auf Desinfektionsmittel um, richtete virtuelle Bars und den ‚Brewdog Drive-Thru‘ ein und funktionierte unter der Bezeichnung ‚Desk Dog‘ einige ihrer physischen Locations zu Co-Working-Spaces um.“

COVID-19 hat eine „Transformationsverdichtung“ bewirkt: Unternehmen führen die Umstrukturierung verschiedener Teile ihrer Organisation und die Umschulung von Mitarbeitenden nun gleichzeitig durch und vermeiden langfristige Schritt-für-Schritt-Umsetzungen. Viele verbraucherorientierte Unternehmen haben ihr Geschäft in die Cloud übertragen. So war es ihnen möglich, Kosten zu sparen, die eigene Resilienz zu stärken und eine Infrastruktur zu schaffen, die Innovationen ermöglicht und mit der sich neue Wachstumsquellen erschließen lassen.

Der „dritte Ort“ gewinnt an Bedeutung

Die Pandemie hat viele Mitarbeitende ins Homeoffice gedrängt. Viele von ihnen hegen nun den Wunsch, auch in Zukunft flexibel entscheiden zu können, wie und wo sie arbeiten. Mehr als drei Viertel (79 %) der Befragten gaben an, gelegentlich an einem „dritten Ort“ (d. h. einem anderen Ort als der eigenen Wohnung oder dem Arbeitsplatz) arbeiten zu wollen. Mehr als die Hälfte wären bereit, bis zu 100 US-Dollar pro Monat aus eigener Tasche für die Möglichkeit zu zahlen, in einem Café, einer Bar, einem Hotel oder bei einem Einzelhändler mit einem entsprechenden Bereich zu arbeiten. Dies deutet auf mögliche Chancen zur Umsatzsteigerung für das Gastgewerbe und den Einzelhandel hin.

Mit dem Wunsch, an einem „dritten Ort“ arbeiten zu können, geht eine veränderte Einstellung zu Geschäftsreisen einher. Etwa die Hälfte (46 %) der Teilnehmenden gab an, für die Zeit nach der Pandemie keinerlei geschäftliche Reisepläne zu haben oder künftig zumindest das bisherige Geschäftsreiseaufkommen halbieren zu wollen. Wie lange diese Einstellung Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Aktuell ist jedoch davon auszugehen, dass in erster Linie private Reisen wieder zunehmen werden. Die Branche muss sich also entsprechend anpassen und effizienter werden, um Umsatzverluste auszugleichen.

„Die Pandemie hat insbesondere Unternehmen aus der Reisebranche und dem Gastgewerbe, die sich während der Krise um zusätzliche Einnahmequellen bemühen mussten, dazu gezwungen, einen ‚kreativen Pragmatismus‘ zu entwickeln“, so Emily Weiss, Managing Director & Head of Accenture’s Global Travel Industry. „Einige Hotels haben Zimmer zu Pop-up-Restaurants umfunktioniert, während andere damit experimentiert haben, temporäre Büroräumlichkeiten für Kunden, die auf der Suche nach einem ‚dritten Ort‘ zum Arbeiten waren, zur Verfügung zu stellen. Zwar wurde in bestimmten Nischen mit Innovationen experimentiert, doch die Unternehmen müssen ihre neuen Leistungsangebote ausweiten und auf die veränderten Gesundheits- und Sicherheitsbedürfnisse der Reisenden eingehen, indem sie beispielsweise mithilfe der Cloud eine vollständig kontaktfreie Interaktion ermöglichen.“

Verbraucherverhalten dauerhaft verändert

Viele Menschen haben nach eigener Aussage nicht nur ihr Arbeits- und Reiseverhalten dauerhaft verändert, sondern geben an, dass sich auch ihr Einkaufsverhalten langfristig gewandelt haben dürfte. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unterstützen bereits veröffentlichte Untersuchungsergebnisse von Accenture, denen zufolge die rasante Zunahme des E-Commerce anhalten oder sich sogar beschleunigen wird. So hat zum Beispiel der Anteil der Onlinekäufe durch bisherige E-Commerce-Gelegenheitskäufer (d. h. Kunden, die Online-Kanäle vor dem Ausbruch der Pandemie für weniger als 25 % ihrer Käufe nutzten) im Lebensmittel-, Einrichtungs-, Mode- und Luxusgüterbereich seit Pandemiebeginn um 343 Prozent zugenommen.

„Führende Einzelhandelsunternehmen haben sich schnell an den Anstieg im E-Commerce angepasst und setzen auf Technologie, um ihren Kunden neue Leistungen anzubieten“, so Jill Standish, Senior Managing Director & Head of Global Retail Industry Group von Accenture. Viele bedienen sich disruptiver Technologien wie Augmented Reality, um das physische Einkaufserlebnis im Laden nachzubilden und Kundinnen und Kunden dabei zu helfen, sich einen Raum mit Möbeln oder ein Outfit besser vorstellen zu können. Andere Unternehmen funktionieren ihre geschlossenen Ladengeschäfte zu lokalen Fulfillment-Centern mit Kommissionierungs- und Verpackungstechnologie um. Selbst nach der Pandemie werden Unternehmen die Nachfrage der Verbraucher nach Online-Shopping mit schneller Lieferung decken und gezielter in ihr Personal, ihre Lieferketten, Ladengeschäfte und Digitalkanäle investieren müssen, um für weiteres Wachstum gut aufgestellt zu sein.“

Accenture Dienstleistungen GmbH