BMJV-geförderte Studie zeigt: Keine personalisierten Preise bei Online-Einkäufen

In der Öffentlichkeit und Presse werden immer wieder einzelne Fälle von personalisierten Preisen beim Einkauf im Internet diskutiert. Bisher fehlte es dafür jedoch an einer empirisch belastbaren Grundlage. Daher hat das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz die Studie „Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce“ in Auftrag gegeben, die systematisch untersucht hat, ob bestimmte individuelle Merkmale von Verbraucherinnen und Verbrauchern einen Einfluss auf die Preise von Produkten oder Dienstleistungen im Online-Handel haben. Die Studie zeigt, dass im Online-Handel in Deutschland aktuell keine Personalisierung von Preisen zu verzeichnen ist.

Prof. Dr. Christian Kastrop, Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: „Das rasante Wachstum des Online-Handels hat auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu mehr Sorgen darüber geführt, dass die Preissetzung von anbietenden Unternehmen vom ihrem Online-Verhalten abhängt. Doch unsere Studie gibt erste Hinweise darauf, dass bei den untersuchten Anbietern und Nutzermerkmalen das Prinzip „ein Produkt – mehrere Preise“ noch nicht zutrifft. Die Frage, ob ich beim Einkauf im Internet mehr zahlen muss als meine Freundin, ein Nachbar oder die Arbeitskollegin ist für die Verbraucherpolitik von großer Bedeutung. Die Studie zeigt: Für ein Laptop, eine Waschmaschine oder eine Reise scheinen die Deutschen bei demselben Anbieter einen identischen Preis zu zahlen – unabhängig vom Wohnort, von Datenschutzeinstellungen oder vom Log-In mit einem Nutzerkonto.

Die Ergebnisse klingen erst einmal erfreulich. Aber die technischen Möglichkeiten der Markt- und Preisanpassungen werden immer ausgeklügelter. So können Verbraucherinnen und Verbraucher durch „Nudging-Techniken“ und andere Methoden zu einem bestimmten Verhalten oder gar Kaufentscheidungen gedrängt werden. Wir werden die Entwicklungen in diesem Bereich weiter genau beobachten und uns auch auf europäischer Ebene beim Thema Personalisierung – z. B. im Bereich Werbung – bei den Verhandlungen zum Digital Services Act intensiv einbringen.“

Im Rahmen der Studie wurden in einem Zeitraum von drei Monaten die Preise bei den umsatzstärksten Anbietern im E-Commerce in Deutschland und den beliebtesten Preisvergleichsportalen erhoben. Die Preisabfragen erfolgten für verschiedene Produkte und Dienstleistungen aus den wichtigsten Kategorien (z. B. Reisen, Flüge, Mietwagen, Bekleidung, Unterhaltungselektronik, Drogerie, Möbel und Haushaltswaren) mehrmals täglich und jeweils mit unterschiedlichen Nutzermerkmalen. Zu den individuellen Nutzermerkmalen gehörten etwa Surf- und Kaufhistorie, genutzter Browser, verwendetes Endgerät, Datenschutzeinstellungen, Do-not-Track-Einstellung, Kauf mit oder ohne Nutzerkonto beim Anbieter, Kauf während Facebook-Log-In oder nicht, Wochentag, Uhrzeit oder Standort. Ein Einfluss dieser Merkmale auf den Online-Preis konnte in der Studie nicht nachgewiesen werden.

Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz