Das Ende der wirtschaftlichen Globalisierung

Unzufriedenheit, höhere Zahlen an Arbeitslosen und das stetig steigende Gefühl von Ungleichheit bestimmt den Alltag vieler Menschen. Hinzu kommen vermehrt scheinbar unbegründet ausgebrochene Handelskriege, Beschränkungen der Macht von ausländischen Unternehmen, verschärfte Migrationspolitik und Differenzen über die Verwaltung und Kontrolle von ausländischen Geldern. Immerhin darin ist man sich international einig: Es gilt, verstärkt die eigene Volkswirtschaft zu schützen und nach vorn zu treiben. Die politischen und ökonomischen Entwicklungen überall auf der Welt weisen Züge auf, die Vermutungen über das Ende der wirtschaftlichen Globalisierung nahelegen.

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Das Ende der Globalisierung – ist das überhaupt möglich?

Nun, zumindest nicht in allen Lebensbereichen. Mit der vierten industriellen Revolution, der Digitalisierung, befinden wir uns in einem Zeitalter, in dem die Globalisierung kaum noch rückgängig gemacht werden kann. Dank 5G-Konnektivität sind wir schneller und besser mit jedem anderen Punkt auf der Welt verbunden, als jemals zuvor. Ungeheure Möglichkeiten eröffnen sich dadurch für die Wirtschaft. Wir arbeiten im Home-Office, fahren in selbstfahrenden Autos oder unterziehen uns bald gar medizinischen Operationen, bei der ein Chirurg tausende Kilometer weit weg eine Roboterhand in Echtzeit steuert.

Auch andere digitale Angebote, wie

  • Online-Shopping-Plattformen;
  • Streaming-Dienste;
  • Soziale Netzwerke ;
  • Gaming-Branche.

hängen bezüglich ihres Profits maßgeblich von zunehmender Globalisierung ab. E-Sports-Events, Online Casinos sowie Vulkan Bet oder online Versandhäuser würden ohne Digitalisierung, Handelsabkommen und schnelle Transportwege gar nicht existieren. Die Globalisierung hat uns viele Vorteile gebracht und ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Und doch flacht die Entwicklungskurve bereits seit einigen Jahren ab. Wie ist das mit der Wirtschaft vereinbar?

Der Beginn der Globalisierung

Eine neue Ära der Globalisierung begann zuletzt mit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Der Kalte Krieg war vorbei und Länder mussten sich nicht mehr klar zum Kapitalismus oder zum Sozialismus positionieren. Man war offen für neue Ideen und selbst das kommunistische und Russland-nahe China sah seine Chance zum Aufstieg von einem Schwellen- zu einem Industrieland mithilfe globaler wirtschaftlicher Handelspartner. Vor allem die 90er und 2000er-Jahre bestanden aus einem einzigen Boom der Weltwirtschaft. Neben China schafften es in diesen zwei Jahrzehnten auch andere Regionen zu einem Industrieland aufzusteigen.

Die Entwicklung in Deutschland

Die mittlere ökonomische Wachstumsrate aller Länder lag bei etwa 4,5%. Zum Vergleich – die größten Industriestaaten der Welt, zum Beispiel Deutschland, USA und Frankreich, wiesen in diesen Jahren stetig leicht abnehmen etwa 2,4 – 2% auf. Das bedeutet, dass Schwellenländer deutlich stärker, mit durchschnittlich etwa 6% jährlichem Wirtschaftswachstum, von der Globalisierung profitierten, als die Großmächte. Eine Hyperglobalisierung hatte begonnen, die früher oder später in sich zusammenbrechen musste.

Stetig abflachende Globalisierung seit 2008

Ungläubig und fast apathisch sahen die Industrieländer also in diesen Jahren zu, wie ihr eigenes jährliches Wirtschaftswachstum allmählich auf durchschnittlich 1,5% sank, während Schwellenländer mit dem 4-fachen an Wirtschaftswachstum ihnen alsbald den Rang streitig zu machen schienen.

Was damals zwar kritisch beäugt wurde, aber noch keine politische Reaktion erforderte, wurde spätestens zur Weltwirtschaftskrise 2008/2009 nun doch zu einem Problem. Besonders die westlichen Demokratien traf die Rezession schwer und sowohl Politik als auch Bevölkerung begannen sich zu fragen, wem ein Ausbau der wirtschaftlichen Globalisierung eigentlich nutze und ob es nicht sinnvoller sei, das zu schützen, was man bisher erreicht habe.

Veränderungen im Denken der Bürger

Die Absicherung der Vormachtstellung des eigenen Landes steht für viele an erster Stelle. Wählte man vor Jahren noch die Partei, die Reichtum und Wohlstand versprach, steht nun internationale Protektion an oberster Stelle. Das ist keine Überraschung, denn in den Industrieländern lebt der Durchschnittsbürger besser denn je. Noch mehr Wohlstand wird als unnötig empfunden und die Angst vor dem Verlust des Besitzes tritt in den Vordergrund.

Wie sonst lässt sich erklären, dass in den USA 2016 ein Präsident gewählt wurde, der mit seiner „America First“ und „Make America Great Again“-Kampagnen überraschend viele Wähler mobilisierte? Die Trump-Ära ist zu einem Ende gekommen, aber der politische Konsens bleibt der gleiche. Biden hat in seinen Wahlkampfreden zwar von politischer und ökonomischer Wiederaufnahme der Verhandlungen mit anderen Ländern gesprochen – aber zu den Bedingungen der USA. Auch Österreich wird von einem Präsidenten vertreten, dessen Partei für das Durchsetzen vorrangig nationaler Interessen steht. Selbst in Deutschland kann der verblüffende Aufstieg (und Bestand) der AfD nur eines bedeuten: Immer mehr Menschen fürchten sich regelrecht vor den Folgen der Globalisierung und wünschen sich eine Politik, die die landeseigene Vormachtstellung schützt.

Beschränkungen internationaler Firmen

Wie aus dem Nichts gegriffen schien die Anschuldigung Trumps 2019 gegenüber Huawei, der chinesische Konzern habe auf allen seinen Smartphones Spionagesoftware installiert. Mit dem Bann des Unternehmens aus dem amerikanischen Hoheitsgebiet gingen etliche politische Handelsbeschränkungen einher. Nicht nur der Verkauf der Handys war in den USA kurze Zeit später verboten. Trump erwirkte sogar, dass der Smartphonehersteller keinen Google Service mehr ab sofort auf seinen Produkten nutzen durfte.

Kritiker vermuteten eine Marktstrategie zur Stärkung Apples schwächelnder Aktie hinter diesen politischen Entscheidungen. Neben Google und Amazon ist Apple der treibende Faktor des S&P 500-Kurses, der wirtschaftlich sogar noch relevanter ist als der Dow Jones. Und den größten Smartphonehersteller Chinas, dessen Telefone von den Medien sogar als qualitativ besser als die von Apple und Samsung bewertet wurden, dauerhaft zu schaden, war ein willkommener Nebeneffekt. Obwohl Trumps Tage als Präsident gezählt sind, wurde die Beschränkung gegen Huawei bis heute nicht aufgehoben.

Migration

Sowohl der Mittelmeerraum als auch die Grenze Mexikos zu den USA zeigen beispielhaft, wie sehr Rücksicht auf andere und der Grundgedanke, seinen Mitmenschen in der Not zu helfen, mittlerweile in den Hintergrund getreten sind. Die Angst, Flüchtlinge und illegale Arbeiter könnten Arbeitsplätze stehlen und am Ende reicher sein, als man selbst, der in dem jeweiligen Land geboren wurde (und demnach angeblich mehr Recht hat, die finanziellen Vorteile zu genießen), ist allgegenwärtig.

Die Augen werden vor Krieg, Hunger und Leid verschlossen. Alles unter dem Vorwand, man müsse die eigene Wirtschaft schützen. Statt Visa-Verfahren zu erleichtern, wird ökonomisch motivierten Zuwanderern das Arbeiten im Ausland erschwert. Touristen, die möglichst viel Geld dalassen, sind hingegen herzlich willkommen. Eine ethisch nicht vertretbare Doppelmoral, die sich jedoch immer häufiger in den politischen Entscheidungen einzelner Länder finden lässt.

Sicherlich wird es kein Ende der Globalisierung per se geben. Ein solcher Fortschritt ist nur bedingt umzukehren. Worauf wir uns jedoch einstellen müssen, ist das Ende der globalen wirtschaftlichen Vernetzung. Eine neue Ordnung, ein anderer internationaler Umgangston und das endende Wir-Gefühl hin zum „Our Country First“-Denken wird die kommenden Jahr(zehnt)e politisch und ökonomisch bestimmen.

Frank