Von Mutmuskeln und lustvollem Kontrollverlust: Fünf Jahre Kulturwandel bei der Otto Group

Seit Dezember 2015 treibt der in Hamburg ansässige internationale Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group mit dem Kulturwandel 4.0 den größten Transformationsprozess in der Geschichte des Unternehmens voran. Was hat sich getan? Was steht noch bevor? Und welche Implikationen hat Corona auf das Thema? Ein Fazit und Ausblick zugleich.

Mit dem Ziel, die Zukunftsfähigkeit der weltweit agierenden Unternehmensgruppe in Zeiten der exponentiellen Digitalisierung dauerhaft zu sichern, riefen der Otto Group Vorstand sowie die Gesellschafter Prof. Dr. Michael Otto und Benjamin Otto Ende 2015 den Kulturwandel 4.0 aus. Die Idee: Ein offener, partizipativer Prozess und ein radikales Infragestellen bestehender Strukturen bei einem Maximum an Gestaltungsfreiheit – jenseits von Rollen und Hierarchien. Die vor fünf Jahren gestartete Entwicklung zu mehr Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit ist heute eine essenzielle Grundhaltung in der Otto Group, um die Veränderungen im Handel erfolgreich mitzugestalten und den gesellschaftlichen Wandel konstruktiv zu begleiten.

Die heutige Kultur in den einzelnen Unternehmen der Otto Group ist mit den Verhaltensweisen von damals nicht mehr zu vergleichen. „Es ging vor allem ums Vorleben von Veränderungen – damit haben wir im Vorstand angefangen. Mit dem Kulturwandel 4.0 haben wir ein Stück weit das Zepter aus der Hand gegeben und uns als oberste Management-Instanz proaktiv dem Kontrollverlust hingegeben”, blickt Alexander Birken, Otto Group CEO, zurück. „Das war anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig, aber es hat sich schnell herausgestellt, dass es genau der richtige Weg war, denn nur so konnten auch die Kolleg*innen partizipativ die Veränderungen mitgestalten.”

Collaboration is King

Seit Beginn des Kulturwandels 4.0 transformiert sich die Otto Group mit großen Schritten zu einem voll digitalisierten Unternehmen, was unter anderem auf eine neue Qualität der Zusammenarbeit zurückzuführen ist. Mit dem großflächigen Auf- und Ausbau von Netzwerken und Communities, dem kontinuierlichen Rollout neuer Formate zum Wissenstransfer sowie der Bereitstellung Cloud-basierter Collaboration-Tools hat der Konzern grundlegende Veränderungen an seiner DNA vorgenommen – ohne seine Werte und Prinzipien zu vernachlässigen. Ein Aspekt, der Petra Scharner-Wolff, Konzern-Vorständin Finanzen, Controlling, Personal, sehr wichtig ist: „Die digitale Transformation hat schon so manchen aus der Bahn geworfen, wenn es um fair gelebten Wettbewerb geht. Als wesentlichen Erfolg des Kulturwandels 4.0 betrachte ich die hohe Eigenverantwortung. Nähe, Respekt und Vertrauen prägen unsere Zusammenarbeit. Auch das bestätigt mich darin, dass der Kulturwandel eine der besten Management-Entscheidungen in der jüngsten Geschichte der Otto Group war.“

Wandlungsfähigkeit braucht Mut

Im Jahr 2020 sieht sich die Otto Group noch lange nicht am Ende der kulturellen Reise. Ganz im Gegenteil: Als offener Prozess initiiert und deklariert, ist der Kulturwandel heute gelebter Alltag und erinnert täglich daran, dass Wandlungsfähigkeit in aktuellen Zeiten unumgänglich ist, um geschäftlich weiter erfolgreich zu bleiben. „Dies erfordert intensives ‚Mutmuskeltraining‘ und ein regelmäßiges Verlassen der Komfortzone, was wir gemeinsam bei Formaten wie etwa dem Mut-Festival oder so genannten ‚Fuck-Up-Talks‘ zelebrieren“, so Tobias Krüger, Division Manager Kulturwandel bei der Otto Group.

Corona als Beschleuniger

Mit der globalen Pandemie hat der Kulturwandel zweifellos eine zusätzliche Dynamik erfahren. Nicht zuletzt durch das frühzeitige Einleiten struktureller und prozessualer Veränderungen konnte die Otto Group ohne größere Reibungsverluste ihren Geschäftsbetrieb in die digitale Welt verlagern. Seit März agiert ein Großteil des Konzerns im Remote Modus und stellt sich für die Zukunft auf eine dauerhafte Form des hybriden Arbeitens ein. „Dies wäre in der Form ohne den Kulturwandel nicht möglich gewesen“, stellt Alexander Birken klar. Den Grund hierfür sieht er dabei vor allem beim Faktor Mensch: „Cloud-Tools großflächig einzuführen ist das eine, aber eine Kultur des Miteinanders und Füreinanders über Monate aufrecht zu erhalten, ohne direkten menschlichen Kontakt zu haben, ist das Ergebnis der permanenten Arbeit an unser Unternehmenskultur. Veränderung ist für uns etwas Normales!“

Weitere Informationen zum Kulturwandel 4.0 haben wir in einem Dossier zum Thema zusammengestellt.

Otto