Leiser Tod des Faxgeräts: Medizinprodukte finden den Weg in spezielle B2B-Webshops

Heimlich, still und leise hat es ausgedient: das Faxgerät, das in vielen Branchen noch immer beliebtes Werkzeug für das Bestellwesen ist. Eine Eilanfrage des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) an Unternehmen und Verbände zu Beginn der Corona-Krise zeigte, wie überholt und intransparent die Prozesse in der Supply Chain der Medizinbranche sind. „Es wurde schnell klar, dass weder der Bestand an Masken noch Desinfektionsmitteln bei Unternehmen und Großhändlern sichtbar war. Damit konnte der akute Bedarf nur schleppend befriedigt werden, Einrichtungen mit dringendem Bedarf waren im Blindflug unterwegs“, analysiert Manuel Strotmann, Geschäftsführer von Best IT. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, komplexe Geschäftsmodelle für den E-Commerce zu digitalisieren. In zahlreichen B2B-Branchen beginnen sich Webshops bereits durchzusetzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die an das Warenwirtschaftssystem angebundene Shopsoftware kennt jederzeit den Bestand, rund um die Uhr können Bestellungen angenommen und verarbeitet werden. Auch die physische Präsenz zur Bestellabwicklung reduziert sich. Bis auf die Konfektionierung sowie Verpackung und Versand können die Prozesse berührungsfrei ablaufen und sind damit auch Home Office-tauglich.

B2B-Shops machen Bestellwesen effizient

Ob Arztpraxis, Großklinik oder Klinikverbände: Modernes Bestellwesen macht die Prozesse und Planung effizient und ermöglicht so auch mehr Überblick in Krisensituationen. Der Bundesverband Medizintechnologie BVMed schlägt zur Vermeidung von Lieferengpässen während Krisensituationen sogar eine „Digitale Bestandsplattform Versorgungskritischer Medizinprodukte“ vor. Diese würde digitale Schnittstellen erfordern, um den jeweiligen Bestand der Unternehmen und Lieferanten übernehmen zu können. Bei der flächendeckenden Nutzung digitaler Bestellportale oder sogar der Verwendung von EDI, einer elektronischen Bestellschnittstelle aus der Automotive-Branche, wäre diese Anbindung unproblematisch und schnell zu erstellen. Mit dem eigens zugeschnittenen Standard eCl@ss ist es möglich, Stammdaten zu medizinischen Produkten digital auszutauschen. eCl@ss ist als ISO/IEC-normenkonformer Industriestandard der weltweite Referenz-Datenstandard für die Klassifizierung und eindeutige Beschreibung von Produkten und Dienstleistungen. „Die Medizinprodukte-Industrie steht für smarte Lösungen bereit, um die Verteilung versorgungskritischer Medizinprodukte in Krisensituationen besser über eine Bestandsdatenbank mit offenen GS1-Schnittstellen zu organisieren“, erklärte dazu der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan, der ebenfalls Vorstand bei dem MedTech-Riesen B. Braun ist.

Nationale Reserve Gesundheitsschutz

Damit wäre auch die vom Bundesgesundheitsministerium geplante „Nationale Reserve Gesundheitsschutz“ digital einfach abzubilden. Die Schnittstellen dazu wären leicht zu integrieren. „Hier muss unbedingt die logistische Expertise der MedTech-Branche eingebunden werden“, so Lugan vom BVMed. Während medizinische Daten schon lange über komplexe ITK-Systeme verarbeitet werden, herrscht in der Beschaffung der Medizinbranche bisher tatsächlich noch das Faxgerät mit Bestellscheinen vor. „Es ist Zeit, dass Prozessoptimierungen durch E-Commerce bzw. E-Procurement auch in der Klinik- und Praxisverwaltung ankommen und flächendeckend über passende B2B-Shops abgedeckt werden“, resümiert Manuel Strotmann von Best IT. Standards für elektronische Beschaffungsprozesse zwischen Krankenhäusern und Medizinprodukte-Lieferanten liegen auch durch die Arbeit des BVMed bereits vor, es mangelt allerdings noch an der konsequenten Anwendung und Vernetzung.

Best IT