eBay CEO Donahoe ist in China – aber warum?

Wie bereits berichtet, versucht eBay eine neue Seite in seinem Geschichtsbuch zu den Handelsaktivitäten in China aufzuschlagen. Der Besuch von John Donahoe, dem CEO von eBay, als Hauptredner auf der „Alifest Konferenz“ wurde vom Forbes Magazine verglichen mit einem Erscheinen von Napoleon in Waterloo, der vom britischen Empire dazu eingeladen wurde eine Rede zu halten.

Warum aber ist Donahoe der Einladung von Jack Ma, dem CEO von Alibaba.com gefolgt? Einer Einladung, die seine Vorgängerin Meg Whitman ehemals zurückgewiesen hatte?

Donahoe sieht es als Gelegenheit, den chinesischen Händlern internationale Handelschancen zu bieten und weniger als Möglichkeit den US-Händlern den chinesischen Markt nahezubringen. Vor allem aber hofft Donahoe auf ein weiteres Wachstum seines Online-Bezahldienstes in China, nachdem bereits im April dieses Jahres PayPal auf AliExpress integriert wurde. Bei Ali Express, dessen Mutterunternehmen Alibaba.com ist, handelt es sich um eine B2B-Plattform für internationale Kunden, vorrangig für Kunden aus dem US-amerikanischen Raum, die Ware chinesischen Ursprungs beziehen möchten.

Klar ist aber auch, dass Alibaba in dieser Geschäftsbeziehung ganz eindeutig die Oberhand hat. Durch die Akquisitionen der eBay US-Partner Auctiva und Vendio in diesem Jahr gewann Alibaba 250.000 eBay-Händler hinzu, die jährlich mehr als 7 Milliarden Dollar im Bruttohandelsumsatz generieren. Zusätzlich  sind sie für schätzungsweise 5 bis 10% der eBay-Artikeleinstellungen zuständig.

Alibabas Chief Executive David Wie sagte gegenüber dem Wall Street Journal, dass er es gerne sehen möchte, dass eBay ihnen dabei hilft, Alibaba Kunden die Möglichkeit zu geben, an eBay-Händler zu verkaufen, die dann ihrerseits die Produkte wiederverkaufen können. Und das alles ist ja auch nicht neu, denn bereits im März 2009 suchte Alibaba US-amerikanische Partner und vorrangig im Visier von CEO Jack Ma waren schon damals eBay und Google.

eBay sollte vielleicht aufpassen, dass der Fokus nicht zu sehr auf den Online-Bezahldienst PayPal gerichtet wird, und dabei die eBay-Marktplätze immer mehr in den Hintergrund rücken.

Ein lesenswertes Interview  passend zu dem Thema „eBay in China“ führte Ina Steiner von Auctionbytes. Steiner befragte Helen Wang, eine Expertin in Sachen chinesischer Handel, nach ihrer Ansicht zum Auftreten von Donahoe auf dem Alibaba Event und was es für die Zukunft heißen könnte. Deutlich wird in diesem Interview in jedem Fall, dass frühere Expansionsversuche unter anderem an dem Verhalten Meg Whitmans gescheitert sind, worüber auch der onlinemarktplatz.de im vergangenen Jahr schon berichtete.