China – Web 2.0 der zweite Versuch

Web 2.0 to China: Ok, Let’s Try This Again, so titelt die TechCrunch Autorin Sarah Lacy ihren in dem Blog veröffentlichten Artikel. Der Artikel könnte auch auf eBay zutreffen, da das Unternehmen nach der Aera Whitman wieder verstärkt versucht auf dem asiatischen Boden, und vielleicht auch zukünftig in China, Fuß zu fassen.

Die Autorin traf in China einen der Top-Leute der chinesischen Internet-Szene, der ihr sagte: „Wir haben das Sagen hier. Alle multinationalen Internet-Firmen sind bisher bei uns gescheitert, Google war eine der letzten, die gehen musste.“

Solche Aussagen sind nicht besonders einladend, sie sind eher verheerend. Und wahr sind sie auch noch, wenn man sich Googles Aktionen anschaut. Die Wahrheit ist, es gibt bereits mehr Chinesen online, als Amerikaner und das, obwohl die Internet-Penetration der Chinesen nur bei 20% liegt. Und bis jetzt (noch) ist Yahoo die einzige Plattform, die auf diesem Markt mitspielt, mit lokalem Vermögen und 1 Milliarde Dollar für einen Anteil von 40% an Alibaba (2005).

Eine komische Sache ist seit Oktober 2009 und der Gegenwart jedoch geschehen: Die Silicon Valley Web 2.0-Gang ist in China wieder eingefallen, das heißt eingefallen ist vielleicht das falsche Wort, sie „durchwatet“ eher behutsam den chinesischen Markt. Die meisten „Eintretenden“ sind sehr vorsichtig und bleiben bei limitierten, abgesicherten Plänen. Aber es gibt eine klare Tendenz des Webs 2.0 die chinesischen Wasser noch mal zu testen, immer in der Hoffnung, dass man die Fehler der ersten Generation nicht mehr macht.

Max Levchin von Slide, ebenfalls ein Web 2.0-Unternehmen hielt kürzlich einen Entwickler-Tag im Shanghaier-Büro des Konzerns ab. Wer wusste, dass Slide in Shanghai ein Büro führt? Interessanterweise wuchs Levin auch in der Sowjetunion auf, hat aber anscheinend weniger Probleme mit der chinesischen Regierung als der Google-Gründer Sergei Michailowitsch Brin, der Google zum Rückzug aus China drängte. Facebook, so heißt es, wird demnächst ebenso ein Büro aufmachen und Headhunter sind schon in China unterwegs, um die richtigen Leute zu finden.

Haben die Silicon Valley Web 2.0-Unternehmen schon aus den Fehlern der Vorgänger gelernt? Jedenfalls sollten sie ein paar Dinge beachten:

Lektion 1:

Es ist nicht anmaßend zu sagen, dass die Verantwortlichen dazu gelernt haben. Denn keiner macht solch großspurigen Statements über den chinesischen Markt wie es die Bosse des Web 1.0 gemacht haben. So sagte Whitman, damalige Chefin von eBay Anfang 2000 in einer Rede, dass „die Sonne auf eBay nie untergeht“, mit anderen Worten, dass eBay die ganze Erdkugel umspannen wird, so sicher war sie sich, den chinesischen Markt erobern zu können. Das aber ging dann schief. Mittlerweile tastet man sich langsamer und ohne Großspurigkeit heran. Man darf auch nicht vergessen, dass China mehr 1 Milliarden Dollar Internet-Unternehmen hat als jedes Land auf der Welt. Und viele der chinesischen Ideen wurden in den USA nachgeahmt, das haben die Web-Unternehmer inzwischen verstanden.

Lektion 2:

Wer in einem fremden Land, egal wie unterwegs ist, muss auch nach deren Regeln spielen. Viele hassen das, aber es ist die Realität.

Lektion 3:

Zuerst anwerben, mieten, einstellen, dann auf den Markt gehen. Viele der bereits bestehenden Büros der Web 2.0-Unternehmen sind eigentlich nur Entwicklungsbüros, die lokale Talente nutzen. Das ist eigentlich ein sicherer Weg um auf dem Markt Fuß zu fassen und Verbindungen aufzubauen. Man kann es auch den „Hulu-Weg“ nennen, denn hier gab es erst Subventionen für die Forschung und Entwicklung, bevor der CEO jüngst seine Pläne kundtat seinen Service auf dem chinesischen Markt anzubieten.

Fazit

Beachtet man diese 3 Lektionen, könnte das eine smarte Strategie sein. China ist das einzige Land außerhalb der USA, in dem so viele hochwertige Internet-Konzerne das Licht der Welt erblickt haben und es liegen noch, so schätzen Experten, etwa 20 Milliarden Dollar an Venture-Kapital in diesem Land.

Natürlich werden auch einige Start-Ups wieder scheitern, aber wenn man die derzeitige Aktivität beobachtet und zirka 400 Millionen Menschen, die das Netz nutzen, dann wird es auch mehr Husarenstücke geben.

Wo die Web 1.0-Generstion zu großspurig war, kann man sich fragen ob die Web 2.0 Genration zu vorsichtig ist. Und vielleicht ist es auch schon zu spät. Gut, Silicon Valley versucht noch herauszufinden wie das Spiel in China läuft. Und letztendlich versuchen sie zu lernen, zuzuhören und sich zuerst Freunde zu machen und dann erst siedeln sie sich an.