Amazon steigt verstärkt ins Buchgeschäft ein

Amazon.com hat angekündigt, mit AmazonCrossing noch stärker in das Verlegen von Büchern einzusteigen. Fremdsprachige Bücher sollen in die englische Sprache übersetzt werden und dann auf der Amazon Webseite verkauft werden. Durch AmazonCrossing will sich der Internet-Gigant die Rechte an Büchern sichern, Übersetzer einstellen, die diese Bücher übersetzen bevor sie gedruckt und bei Amazon angeboten werden, so Jeff Belle Amazons „Vice President of books“. Belle fährt fort: „Ein sehr kleiner Prozentsatz von Büchern wird aus anderen Sprachen ins Englische übersetzt und in den Vereinigten Staaten und Großbritannien verkauft. Hier herrscht ein Ungleichgewicht und es ist ein Gebiet, auf dem Amazon noch zum Markt beitragen kann.“

AmazonCrossing hat zum Ziel, seine Daten über Kundenvorlieben nutzend, den Einfluss Amazons in der Buchverlagsindustrie zu vergrößern, um Marktnischen zu besetzen, die traditionelle Herausgeber bislang nicht gefüllt haben. Es ist bereits der 2. Versuch tiefer in den Buchmarkt einzusteigen, denn schon im Mai 2009 startete Amazon mit AmazonEncore. Hier werden Webseiten-Daten über eigenverlegende Autoren genutzt, um Autoren zu identifizieren, die von traditionellen Verlagen noch nicht unter Vertrag genommen wurden. Bisher wurden etwa 19 Bücher von AmazonEncore veröffentlicht.

Der neue Dienst des Internet-Händlers wird seine Übersetzungen auch durch nationale und unabhängige Buchhändler über Drittanbieter verkaufen sowie Digitalversionen über den Kindle-E-Book-Store anbieten. Der erste AmazonCrossing Titel, der im November 2010 veröffentlicht werden wird, ist der Roman „The King of Kahel“ des französischen Autors Tierno Monenembo. Er gewann bereits den französischen Literaturpreis  „Le Prix Renaudot“. Das Buch wird von Nicholas Elliott übersetzt.

Doch Übersetzungen können teuer sein. Übersetzer verlangen oft zwischen 100 und 125 Dollar pro Tausend Wörter. Ein 60.000-Wörter Roman zum Beispiel würde dann zwischen 6.000 und 8.000 Dollar kosten. Sehr bekannte Übersetzer verlangen mitunter noch mehr. Auch verkaufen sich übersetzte Bücher häufig schlechter als die Originalausgaben, sodass für Bücher in der Übersetzung mehr für das Marketing ausgegeben werden muss.

Ein Sprecher von Amazon lehnte eine Auskunft darüber ab, wie viel das Unternehmen bereit ist seinen Übersetzern zu bezahlen.