Zwei unterschiedliche Annäherungen zum Thema Versand: eBay gegen Amazon

Chris Dawson von TameBay war auf der Catalyst in London zu Gast und befand dass die Royal Mail, als einer der Hauptsponsoren auf dem Meeting, äußerst passend war. Dawson hatte nämlich das Gefühl, dass sich in den 2 Tagen des Events alles um Porto, Lieferung und dazugehörige Themen drehte.

Es kristallisiert sich mittlerweile immer mehr heraus, dass Amazon und eBay unterschiedliche Annäherungen zum Thema Lieferung und Portokosten haben. eBay hat in den letzten 2 Jahren sein Augenmerk vor allem auf den Gratisversand oder limitierte Portokosten gerichtet, um den überhöhten Lieferkosten den Garaus zu machen. Artikellistungen mit kostenfreiem Versand werden in den Suchergebnissen besser platziert und obwohl der obligatorische  Gratisversand nun kein Thema mehr ist, gibt es in einigen Kategorien nun Obergrenzen beim Porto.

Was aber bedeutet das Angebot „Gratisversand“? Es bedeutet, die billigste und gewöhnlich langsamste, nicht trackingfähige Liefermethode auszusuchen. Natürlich bietet der kostenfreie Versand für den Käufer auf den ersten Blick ein preisgünstiges Angebot, aber es führt deshalb nicht zum besten Kundendienst. Auch wenn es Käufer gibt, die es bevorzugen für einen Premium-Versand zu bezahlen, ist es aus der Erfahrung Dawsons immer noch so, dass der Kunde die erste angebotene Option auswählt.

Im Gegensatz zu eBay bietet Amazon ein voreingestelltes Angebot als Standard an, wobei Optionen verfügbar sind: Hat man es als Käufer nicht eilig mit dem Empfang der Ware, gibt es die Möglichkeit den Standard zurückzustufen. Hat man es eilig mit dem Erhalt der Ware, kann man auch höherzustufen, um die Produkte am nächsten Tag zu erhalten.

Auch gibt es die Möglichkeit des Versandkostenmodells Amazon Prime, was in den letzten Jahren sicherlich für den Internetriesen ein großer Wachstumsmotor war. Man zahlt jährlich einmalig eine Gebühr und bekommt dann alle bestellten Artikel, die als “prime-zugelassen“ auf den Seiten angeboten werden, ohne Zusatzkosten am nächsten Tag geliefert. Amazon ist ein Retailer und scheint zu verstehen, dass nicht alles über Kosten geht und damit werden sie den eBay-Service wohl immer schlagen können.

Amazon begünstigt ebenfalls aktiv die Angebote von Drittanbietern, sofern sie FBA (Fulfillment by Amazon) nutzen. Hierdurch ermöglicht man die schnelle Auslieferung und die Amazon Prime Kunden bekommen auch hier ihre Waren ohne Zusatzkosten am nächsten Tag.

Die heutigen Internetkäufer neigen dazu anzunehmen, dass Artikel innerhalb eines Tages, spätestens aber nach 2 Tagen bei ihnen ankommen. Sie sind nicht mehr bereit, 3 oder 5 Arbeitstage auf ihre gekauften Objekte zu warten, was bei den Standard-Lieferkosten fast immer der Fall ist.

Wenn eBay Retailer-freundlich sein will und Käufer an normale oder Premium Porto-Optionen heranführen möchte, müssen sie die Verkäufer dazu ermuntern, erstklassige Versand-Möglichkeiten anzubieten. Man kann ja die eBay-Händler zum Gratisversand ermuntern, aber von Seiten eBays sollte man nicht darauf bestehen, dass es die erstmögliche Option ist, nur um die bessere Platzierung in der Suchabfolge zu erhalten.

Wie stünde es z.B. mit dem Angebot Verkäufern eine höhere Platzierung zu gewähren, wenn sie einen 24 Stunden Zustellservive anböten mit der garantierten Lieferung am nächsten oder übernächsten Tag? Für viele Kunden ist nämlich das schnelle Ausliefern der Ware wichtiger, als der preiswerteste Kostenservice.

eBay und Amazon haben also 2 unterschiedliche Philosophien im Hinblick auf die Beförderungskosten:

  • eBay fördert die Händler, die den preiswertesten Versand anbieten und damit aber eventuell den schlechteren Service als erste Option.
  • Amazon bietet hingegen Auswahlmöglichkeiten, lenkt seine Kunden zu den Optionen der Lieferung an einem Tag oder der billigeren Variante, bei dem Verbraucher langsamere Auslieferungszeiten wählen können.