Kindle gegen iPad oder iPad gegen Kindle

Amazon.com, das den jungen, aber sehr schnell wachsenden elektronischen Buchmarkt in den letzten Jahren dominierte, könnte seiner größten Bedrohung seit 3. April gegenüberstehen, als Apple mit seinem iPad auf den Markt kam, so der Autor eines siliconvalley Artikels.

Den Kindle E-Reader gibt es ab 259 Dollar, und er ist in der Hauptsache dafür entworfen, Texte auf einem grau-schwarzen Schirm zu lesen. Das iPad gibt es als Einstiegsgerät ab 499 Dollar, aber mit einem höheren Preis kommen auch mehr Funktionen: Farb-Tuch-Screen, um Bücher vom neuen Apple iBook störe herunterzuladen, Möglichkeit des Websurfens, Videoabspielmöglichkeit, Spiele und vieles mehr.

Es wird wohl eine Zeit dauern um zu wissen, ob das iPad ein Beben auf dem E-Reader-Markt verursachen wird, aber in der Zwischenzeit werden die Anhänger der elektronischen Bücher feststellen, dass es immer komplizierter wird, ein für sie passendes Lesegerät zu finden. Sollten sich die Leser dann eher für das iPad entscheiden, dann gibt es trotz allem für Amazon noch einen Silberstreif am Horizont: Amazon verkauft e-Books, die auf verschiedenen Geräten gelesen werden können, auch auf dem iPad und anderen Apple Geräten. Das heißt, der Kindle könnte zwar in Vergessenheit geraten, Amazon jedoch könnte eine andere profitable Nische im e-Boom-Geschäft besetzen. Apple könnte aber auch das Blatt noch wenden, nämlich dann, wenn man eine eigene „Buchhandlung“ eröffnet und dem Lese-Programm auf dem iPad in Zukunft mehr Aufmerksamkeit schenkt. Auch könnte Apple versuchen, sich exklusive Titel zu sichern, was den Verbrauchern sicherlich gefallen würde.

Apple hat den Vorteil, dass es hinsichtlich des Verhältnisses zu den Herausgebern der Bücher die besseren Karten hat. Amazons Verhältnis zu den Verlegern ist seit der Diskussion um seine Buchpreise etwas angespannt. Amazon verkaufte e-Books zu Niedrigpreisen, was dem Medienmogul Rupert Murdoch gar nicht gefiel. Er forderte Nachverhandlungen für die e-Books aus seinem Verlag HarperCollins, bei dem bekannte Autoren wie Michael Crichton oder Janet Evanovich unter Vertrag sind. Murdochs e-Books wurden für 9,99 Dollar bei Amazon veräußert, was Murdoch gegenüber Analysten mit den Worten kommentierte: „Wir mögen das Modell von Amazon, alles für 9,99 US-Dollar zu verkaufen, nicht.“ Der Medienmogul fuhr fort: „Entweder sie zahlen uns den Großhandelspreis von 14 Dollar oder was auch immer wir verlangen. Ich denke das Modell wertet Bücher ab und verletzt alle Händler von Hardcover-Büchern.“

Das iPad gibt Herausgebern die Gelegenheit für ein neues Preiskalkulationsmodell. Einige e-Bücher werden zu einem Preis von 14,99 Dollar gehandelt, und Apple besteht darauf, dass die Herausgeber die Bücher nicht bei einem Mitbewerber zu einem niedrigeren Preis verkaufen. Der iBookstore arbeitet momentan mit Verlagen wie Penguin, Simon & Schuster, Hachette Book Group, Macmillan und dem Murdoch-Verlag HarperCollins, zusammen.

Amazon lehnte es bislang ab sich zum Apple iPad zu äußern. Seit dem Marktstart des Kindle im Jahr 2007 hat Amazon noch nie genaue Zahlen zur Anzahl der verkauften Kindle E-Book-Reader veröffentlicht. Auch haben die Verantwortlichen sich noch nie in Einzelheiten über den Einfluss des Kindle auf das Amazon-Business allgemein ausgelassen. Analysten schätzen, dass etwa 3 Millionen Geräte sind, die unter die Leute gebracht wurden.

Verglichen mit dem Kindle scheint es auf den ersten Blick so, als habe das iPad einige Nachteile. Angefangen beim Preis des Einstiegsmodells bis hin zum Herunterladen von Büchern, was nur möglich ist, wenn das iPad mit dem Internet über Wi-Fi (oder später UMTS) verbunden ist. Zudem ist es zweimal so schwer wie der Kindle und die Batterien halten nur 10 Stunden, während beim Kindle bis zu einer Woche möglich sind. Vorteil des iPad ist der größere Bildschirm.

Tim Bajarin, Analyst bei creativestrategies. com, sagt, dass das iPad den Anfang macht zu einer größeren Verschiebung, die weggeht von statischen Digitalversionen der Bücher und Zeitschriften. Er erwartet, dass e-Bücher zukünftig Multimediadimensionen, mit interaktiven Elementen und Videoelementen haben werden.

Jetzt bleibt es, nach dem unsagbaren Hype um das Apple iPad, nur noch abzuwarten, wer der Gewinner sein wird: Der Kindle E-Reader oder das iPad!