Sergei Michailowitsch Brin drängte Google zum Rückzug aus China

Neben Larry Page ist Sergei Michailowitsch Brin Googles Mitbegründer. Und dieser Sergey Brin hat den Internet-Giganten Google nun dazu gedrängt, den chinesischen Markt zu verlassen, denn die Zensur und die Unterdrückung Andersdenkender erinnerte ihn zu sehr an seine Jugend in der damaligen Sowjetunion.

In einem Interview  mit  dem Wall Street Journal erklärte der 36- jährige Sergey Brin, der 1979 im Alter von 6 Jahren aus der Sowjetunion in die USA kam, dass die Kompromisse um in China Geschäfte machen zu können, zu groß geworden sind. Hinzukam ein Hacker-Angriff auf Google, der letztendlich das Zünglein an der Waage war.

Der 36-jährige Mitbegründer sagte, dass  es ihn sehr bewegte, als er feststellen musste, wie repressiv China regiert wird. All das weckte in ihm Erinnerungen an seine Jugend. Brin erinnerte sich an die Besuche der russischen Polizei in seinem zu Hause und der antisemitischen Diskriminierung gegen seinen Vater. Sein Vater Michael sah sich daher wegen des eigenen jüdischen Hintergrundes und des verdeckten Antisemitismus in der UdSSR zur Auswanderung in die USA gezwungen  Diese Erinnerungen ließen den Gedanken in ihm aufkeimen, dass es jetzt an der Zeit war, mit Google aus China herauszugehen.

Bis  heute, so Brin, denken er und seine Familie sehr oft über die Bedeutung ihrer Einwanderung in die USA nach. Sein Vater wäre gerne Astrophysiker geworden, was ihm jedoch in der Sowjetunion verwehrt wurde. Er wurde Mathematiker. Brin selbst hatte, indem er in den Vereinigten Staaten aufwuchs, die Freiheit „seinen eigenen unternehmerischen Träumen nachzugehen“. Er studierte in den USA Informatik an der Stanford-University und begann dort eine Promotion, die er wegen der Google-Gründung bis heute nicht abgeschlossen hat. Heute ist er „President of Technology“ bei Google.

Brin stellt in dem Interview zwar auch fest, dass China Fortschritte gemacht habe hinsichtlich der Eindämmung der Armut und dergleichen, jedoch sieht er in verschiedenen Handlungsweisen die gleichen Anzeichen des Totalitarismus, die er aus seiner Jugend schon kennt.

Vor vier Jahren hatte Brin widerwillig zugestimmt eine vom Unternehmen zensierte Suchmaschine in China zu starten, um die Regierung zufriedenzustellen. Allerdings dachte er nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 ganz anders darüber, denn nachdem der Glanz der Spiele verblasst war, mischte sich die Regierung wieder in die Geschäfte von Google ein. Zu dieser Zeit, so Sergey Brin wurden die finsteren Regeln, um in China ein Business zu betreiben, noch finsterer und die Mitarbeiter wurden immer ängstlicher.

Am 12. Januar dieses Jahres hatte Google verkündet die staatlich auferlegte Zensur zu stoppen und am Montag, dem 22. März 2010 leitete Google seine User auf die nicht zensierte Seite in Hongkong um, doch auch hier soll es schon Beschränkungen geben.

Innerhalb des Unternehmens selbst entstand eine hitzige Debatte über den Rückzug Googles aus China, bei der letztendlich Brin und andere Verantwortliche siegten. Denn der Chief Executive Eric Schmidt und andere, darunter auch Larry Page, wollten weiterhin durchhalten. Mitch Kapor, ein Silicon Valley Risikofinanzier sagte, dass es mehr Unternehmen geben sollte, die Googles Beispiel folgen und Aktionäre sowie Verbraucher sollten solche Unternehmen unterstützen und diese ermutigen Gleiches zu tun. Go Daddy Group Inc., ein Internetadressen-Provider, hat am Mittwoch  bekannt gegeben, dass er in China Kürzungen in seinem Business vornehmen wird.

„Letztendlich denke ich, muss man für sich selbst entscheiden, wo für jeden einzelnen die Schmerzgrenze des Unbehagens liegt. Wir als Unternehmen haben anscheinend diese Schwelle des Unbehagens gerade überquert“, sagt Sergey Brin.