Schweizer Politikerin schlägt Alarm wegen Online-Ticketverkauf zu überhöhten Preisen

Obwohl eBay immer wieder versucht, dem Ticket-Schwarzmarkt auf dem Online-Marktplatz den Garaus zu machen, so zum Beispiel unter anderem das Aufstellen von Regeln für den Fußball-Ticketverkauf bei eBay, haben in den vergangenen Monaten die Auftritte von AC/DC und U2 wieder für ein Ticketchaos auf Ricardo und eBay gesorgt. Noch bevor die Eintrittskarten im öffentlichen Verkauf waren, tauchten sie bereits zu horrenden Preisen auf den beiden Internetplattformen auf. Viele Fans der Musikgruppen versuchten an den Vorverkaufstagen noch Tickets zu erhaschen, das aber meistens vergebens. Wenn man auf das Konzert jedoch trotzdem nicht verzichten wollte, musste man oft ein Vielfaches des regulären Verkaufspreises bezahlen.

Die Schweizer SP-Nationalrätin Hildegard Fässler findet das empörend und meint: „Es kann nicht sein, dass Fans erst keine Tickets erhalten und dann noch abgezockt werden.“ Fässler hat daher in Zusammenarbeit mit der mit der Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) am 10. März 2010 eine Interpellation an den Bundesrat eingereicht und verlangt, dass die Rechtslage für den Weiterverkauf von Eintrittskarten geklärt wird. [Die Interpellation ist eine förmliche parlamentarische Anfrage an die Regierung].

Fässler und die SKS haben dem Bundesrat 2 denkbare Möglichkeiten gegen den Ticket-Graumarkt vorgeschlagen:

  • die Einführung von personalisierten Tickets und
  • die Festsetzung eines Höchstzuschlages beim Weiterverkauf von Konzerttickets.

Die Konzertveranstalter und offiziellen Ticketverkäufer erklärten bislang immer, dass sie gegen einen Weiterverkauf von ausverkauften Konzerttickets nichts tun könnten. Auf der einen Seite sei die Rechtslage nicht eindeutig geklärt und auf der anderen Seite, weil es nicht ausführbar sei, die Weiterveräußerung der Karten komplett auszuschließen, so die Stellungnahme von Ticketcorner gegenüber 20 Minuten Online.

In der letzten Woche war es zwischen dem SKS, dem Ticketcorner und dem Konzertveranstalter Goodnews zu einer heftigen Auseinandersetzung um den Ticketverkauf gekommen. Die Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz warf Goodnews und Ticketcorner vor, Eintrittskarten an den offiziellen Verkaufswegen vorbeizuschleusen, wodurch der Schwarzmarkt seine Blüten treiben könne. Die beiden Unternehmen stritten dies jedoch ab und drohten mit rechtlichen Maßnahmen. Andreas Tschöpe vom SKS erklärte, dass der Streit mittlerweile beigelegt sei, da beide Firmen plausibel darstellen konnten, dass sie keine Tickets an den offiziellen Verkaufsstellen vorbeischleusen. In einer Stellungnahme von Ticketcorner heißt es: „Wir begrüßen die Interpellation und sehen in der parlamentarischen Anfrage ein positives Zeichen. Jegliche Aktivitäten, die verhindern, dass sich Leute unrechtmäßig an Tickets bereichern, sind zu begrüßen.“

Ticketcorner gibt allerdings auch zu bedenken, dass die in der Anfrage vorgeschlagenen Maßnahmen in der Praxis fast aussichtslos seien. Eine Kontrolle von personalisierten Tickets zum Beispiel sei nur am Veranstaltungsort durchführbar. Dieser Mehraufwand stehe für den Veranstalter jedoch in keinem Verhältnis zum Erlös. Jetzt aber heißt es erst einmal abwarten, was der Bundesrat zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zu sagen hat.

Folgende 5 Fragen sind beim Bundesrat eingereicht worden:

  1. Wie beurteilt der Bundesrat die Situation, dass auf Schweizer Websites Tickets von ausverkauften Konzert- und Sportveranstaltungen zu Preisen des Mehrfachen des regulären Preises angeboten werden, zum Teil sogar vor dem offiziellen Vorverkaufsstart?
  2. Ist es legal, Konzerttickets weiterzuverkaufen, ohne auf der Differenz zwischen Wiederverkaufspreis und regulärem Preis Mehrwertsteuer und Urheberrechtsvergütungen zu leisten?
  3. Ist die Klausel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Ticketcorner, die den Weiterverkauf der Tickets untersagt, ein Mittel gegen den Grauhandel oder verstößt die Klausel im Gegenteil gegen geltendes Recht?
  4. Wie beurteilt der Bundesrat zur Diskussion stehende Maßnahmen wie die Einführung von personalisierten Tickets oder die Festsetzung eines Höchstzuschlages, zu dem Tickets weiterverkauft werden dürfen?
  5. Ist der Bundesrat bereit, selbst Maßnahmen gegen den geschilderten Graumarkt zu ergreifen?