Zugangsmöglichkeit zum WWW als fundamentales Menschenrecht?

BBC Word Service präsentierte jüngst die Resultate einer Studie, die ergaben, dass das Internet sich in der modernen Informationsgesellschaft zu einem zentralen Kommunikations- und Wissensvermittlungs-Werkzeug entwickelt. Daher sehen 4 von 5 Menschen die Möglichkeit in das World Wide Web einzusteigen, als ein grundlegendes Menschenrecht, das jedem Staatsbürger dieser Welt zusteht. Der internationale Hörfunksender der bekannten britischen Rundfunkanstalt BBC hatte für die Studie insgesamt 27.000 Erwachsene in 26 verschiedenen Nationen in der Zeit vom 30. November 2009 bis 7. Februar 2010 befragt.

Südkoreaner sowie Spanier nutzen das Internet favorisiert zur Informationsbeschaffung, Türken, Philippiner und Ägypter vorrangig als Kommunikationsmittel. Der Anteil derer, die den Internetzugang als ein grundsätzliches Recht einfordern, war laut Studie besonders hoch in Südkorea, Mexiko und China. 78 % der Befragten haben angegeben, dass ihnen das Netz mehr Freiheiten gebracht habe. 90% sahen das Internet als einen Platz zum Lernen an und 51% verbringen ihre Freizeit in Sozialen Netzwerken. In Deutschland liegt der Anteil der Social Network-Nutzer allerdings nur bei 18%.

Auf die Frage, was die Menschen am Internet als am bedeutendsten empfinden, antworteten 47%, dass ihnen die Möglichkeit gegeben wird, an jegliche Art Information zu gelangen (60% in Deutschland). Für 32% aller Teilnehmer der Untersuchung und 24% der Deutschen steht im Vordergrund, mit anderen Menschen kommunizieren zu können. 12%  aller Befragten schätzen vor allem die Unterhaltung, 5% legen besonderen Wert auf den Internet-Handel und 3% nutzen das Internet besonders gerne als Plattform für Kreativität und den Austausch von Inhalten.

Die Betrugsgefahr ist für 32% aller Befragten ein Sorgenthema; 27% sehen in Gewalt und „eindeutigen Inhalten“ Probleme. 20% sorgen sich um Eingriffe in das Privatleben. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Neben der Begeisterung für das World Wide Web gibt es auch Zweifel unter den Studien-Teilnehmern. 48% erklärten zwar das Internet als einen sicheren Ort um die eigene Anschauung auszudrücken, 49% aber waren entgegengesetzter Ansicht. Bei den Deutschen beträgt der Anteil derer, die dem Internet in Sachen Meinungsäußerung skeptisch gegenüber stehen sogar 72%, womit Deutschland hier den 1. Platz belegt. Insgesamt 53% der Befragten haben geantwortet, dass Internet solle nicht reguliert werden soll.

Hamadoun Toure, Generalsekretär der International Telecommunication Union (itu.int) erklärte gegenüber BBC News: „Das Internet ist die potenziell stärkste Quelle der Erkenntnis, die jemals geschaffen wurde. Die Regierungen dieser Welt müssen das Web als grundlegende Infrastruktur begreifen, genauso wie Straßen, Wasserversorgung und Abfallbeseitigung. Das Recht zu kommunizieren kann nicht ignoriert werden.“ [Die ITU ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die sich mit technischen Aspekten der Telekommunikation befasst].

Noch haben es die politisch Verantwortlichen nicht umgesetzt, einen Zugang zur weltweiten Datenautobahn als ein Grundbedürfnis der Menschen zu definieren. Die Europäische Union bekennt sich zwar zu einem universellen Zugang, besonders in Bezug auf schnelles Breitbandinternet finden sich jedoch immer noch große Versorgungslücken in den Mitgliedsstaaten. Auch die Bundesrepublik ist von diesem Problem nicht ausgenommen, denn Millionen Menschen haben gegenwärtig keine Möglichkeit, über einen ausreichend schnellen Breitband-Zugang ins Internet einzusteigen. „Hier ist die Politik gefordert“, unterstreicht Bernd Rudolph, Sprecher der Initiative gegen digitale Spaltung auf Nachfrage von pressetext und Mitinitiator des „Dittrichshütter Appell“, der die Forderung nach einem Internet-Grundversorgungsanspruch bekräftigt und an die Bundesregierung übermittelt hat.

Finnland ist in Sachen Internetversorgung europäischer Vorreiter, denn der skandinavische Staat hat Mitte Oktober 2009 angekündigt, seinen Bürgern das Recht auf einen schnellen Breitbandzugang per Gesetz zusprechen zu wollen. Internet-Anbieter sollen demnach bis Anfang Juli 2010 dazu verpflichtet werden, den insgesamt 5,2 Millionen Einwohnern des Landes eine Internetverbindung mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens einem Megabit pro Sekunde zur Verfügung zu stellen.

Befragt wurden Menschen in Australien, Brasilien, Kanada, Chile, China, Costa Rica, Ägypten, El Salvador, Frankreich, Ghana, Guatemala, Honduras, Indien, Indonesien, Japan, Kenia, Mexiko, Nicaragua, Nigeria, Pakistan, Panama, Philippinen, Portugal, Russland, Südkorea, Spanien, Thailand, Türkei, Großbritannien, den USA und in Deutschland.