Wahlfreiheit der Konsumenten darf nicht beschnitten werden

Amazons Europa Vice President Greg Greeley hat auf die Vorschläge der Europäischen Union die Wahlfreiheit der Verbraucher zu beschneiden, reagiert. Er sieht es nicht so, dass diejenigen, die ein stationäres Geschäft betreiben unfair behandelt werden (wegen beispielsweise höherer Kosten wie Personal oder Ladenmiete). Er argumentiert, dass die stationären Geschäfte neben dem Internet mitlaufen, denn mit der immer größer werdenden Anzahl von Menschen, die vor dem Einkauf im Netz offline oder online Angebote recherchieren, ziehen die stationären Händler sogar vielleicht noch einen Nutzen aus dem Internet. Und warum sollten Einzelhändler mit niedrigeren allgemeinen Kosten diese nicht auch an die Verbraucher weitergeben?

Sue Bailey von Tamebay erklärt: “Ich sehe auch nicht ein, warum ich in einer Parfümerie von einer stark geschminkten Verkäuferin mein Lieblingsparfüm teurer erstehen soll, wenn ich das gleiche Duftwasser im Internet günstiger erhalten kann. Und ehrlich, so viel gut ausgebildetes Personal ist mir bei meinen letzten Einkäufen auch nicht über den Weg gelaufen. Sie sind außerdem alle viel zu beschäftigt damit Werbebanner aufzuhängen auf denen dann steht: “Haben Sie unsere Webseite schon besucht?”

Greg Greenly zieht folgenden Schluss: “Händler sollten frei bestimmen können, welchen Distributionskanal – oder Strategie sie nutzen wollen … aber nur auf der Basis von objektiven und nicht diskriminierenden Kriterien. Politiker in Europa, einschließlich der Kommission, müssen Regeln für neutrale Geschäftsmodelle aufstellen, die es nicht erlauben, dass Hersteller willkürlich gegen Einzelhändler vorgehen.”

Wie aber viele Kleinunternehmer schon feststellen mussten, ist die Ansicht Greenlys sehr optimistisch, denn die harte Wirklichkeit ist, dass viele Hersteller sehr wohl bereits Unterschiede machen, wen sie beliefern und wen nicht (Restriktive Handelspraktiken im Internet machen den Händlern zu schaffen). Und selbst, wenn die Diskriminierung gestoppt wird, gibt es noch immer Wege die Online-Händler einzuschränken: Bestellungen beim Hersteller gehen verloren, Gegenstände sind mysteriöserweise nicht vorrätig oder man wird ewig hingehalten. Bailey sagt, dass manche eBay-Händler teilweise auch selbst schuld am Boykott der Hersteller seien, denn um immer preiswerter zu sein als andere, werden die Waren sogar unter dem Einkaufspreis angeboten. Und damit ist natürlich kein Hersteller einverstanden.

Auf lange Sicht gesehen wird sich jedoch das Thema eventuell von selbst erledigen, denn Online-Shopping wird immer beliebter. So lagen in Deutschland im Jahr 2009 die Umsätze im Internet zum ersten Mal über den stationären Handelszahlen, und Experten sagen voraus, dass der Online-Handel weiter anwachsen wird.

Bereits im September 2009 legte eBay der Europäischen Union eine Petition mit 750.000 Unterschriften europäischer Internethändler vor, in der unfaire Online-Betriebsbeschränkungen angeprangert wurden. Seit einigen Monaten nun gibt es eine Fortsetzung dieser Kampagne, in der die Diskussion um die Vertriebsbeschränkungen erneut aufgegriffen wird. Der Aufruf soll die EU-Gesetzgeber wiederholt an Änderungen im Online-Gesetz erinnern. Die neue Petition ruft die europäischen Politiker dazu auf, das Gesetz zu aktualisieren und auf den derzeitigen Stand des Internet-Alters zu bringen.