eBay und sein fragwürdiges Vergütungssystem zu Zeiten Meg Whitmans

In der amerikanische Finanzzeitung thestreet.com war in der vergangenen Woche ein interessanter Artikel von Eric Jackson, dem COE von Ironfire Capital, über das umstrittene Thema Managervergütungen erschienen. Der Tenor des Berichts: „Whitman kassierte als eBay brannte“. Jackson, der an der Columbia University mit einer Spezialisierung im Bereich Strategisches Management promovierte, hatte sich zuvor mit den enormen Gehältern und sonstigen Leistungsanreizen von Yahoo!s Carol Bartz und Hewlett Packards Mark Hurd befasst und zwar im Zusammenhang mit der Performance der beiden Unternehmen. Er ist der Ansicht, dass sein Blick auf das unersättliche Silicon Valley jedoch nicht komplett sei, diskutiere er nicht auch noch die Vergünstigungen, die man bei eBay erhält/erhielt.

Er geht den Weg bis zu den Anfängen eBays, nämlich in die Zeit nach der Gründung im September 1995: „Pierre Omidyar, der eBay fast 3 Jahre alleine „überwacht“ hat, stellte nach dieser Zeit fest, dass er ein Juwel in seinen Händen hielt und es an der Zeit sei, sich um ein professionelles Management zu bemühen. Also heuerte er Meg Whitman an, mit einem Lebenslauf, der sich bis dahin schon sehen lassen konnte: Harvard MBA mit Aufgaben bei Bain&Co., Hasbro, FTD, Walt Disney, Procter & Gamble und Stride Rite, als CEO im März 1998. eBay alleine ist eine unglaubliche Unternehmensgeschichte und Omidyar und sein erster Mitarbeiter Jeff Skoll verdienen enormen Respekt und Anerkennung dafür, aus dem Nichts ein Multimilliarden Unternehmen geschaffen zu haben. Skoll, der mittlerweile keine Anteile mehr an eBay hält, ließ sich sein Anteilskapital im Wert von 5,3 Milliarden Dollar 2006 auszahlen; Omidyar, immer noch Vorsitzender und Anteilseigner, 3,5 Milliarden Dollar. Die Anteile, die Omidyar bis heute noch besitzt, haben einen momentan Wert von zirka 3,8 Milliarden US-Dollar. Pierre Omidyar lebt mittlerweile auf Hawaii und ist Philanthrop – ein Menschenfreund! Bei all dem Vermögen, den die beiden für sich geschaffen haben, darf jedoch nicht vergessen werden, dass beide sehr viel mehr für andere getan haben und für diesen Erfolg sollten sie gefeiert werden.

Whitman, die im letzten Jahr als CEO von eBay zurück getreten ist und Ambitionen hegt, Gouverneurin von Kalifornien zu werden, hatte bisweilen ebenfalls ein sehr gutes Händchen als Chefin des Milliarden-Konzerns. Sie konnte das Wachstum ankurbeln, obwohl sie in den Anfangszeiten von eBay einige Webseiten-Abstürze hinnehmen musste. Dennoch, Whitmans letztes Jahr bei eBay gibt in den Augen von Jackson berechtigten Anlass zu Kritik. Sie trieb Akquisitionen voran, die alle überbezahlt waren und machte sich keine Mühe diese alle zusammen zu bringen. Die Krönung war dann der Kauf von Skype für 4,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005. Auf lange Sicht noch zerstörender allerdings war, dass sie die für Skype grundlegende Technologie nicht mit eingekauft hat, was den Skype-Gründern jetzt erlaubt gegen eBay vor Gericht zu ziehen.

Obgleich Whitman nicht so perfekt und ausgefeilt gearbeitet hat wie Omidyar und Skoll, wurde sie dennoch sehr gut „entschädigt“ für ihre Arbeit als CEO von eBay. Stimmen die Daten der “Securities and Exchange Commission€? (SEC), der Börsenaufsichtsbehörde, hat Whitman in den Jahren von 1998 bis 2008 insgesamt 47 Millionen US-Dollar eingestrichen. Zusätzlich soll sie in dem Zeitraum Aktien im Wert von 732 Millionen Dollar verkauft haben. Auch besitzt sie immer noch Aktien von eBay, die Ende letzten Jahres mit einem Wert von 500 Millionen Dollar beziffert wurden. Meiner Meinung nach, so Jackson, hat Whitman von 1998 bis zum 1. Januar 2005 das Geld redlich verdient, danach aber fängt es an fraglich zu werden. eBays neuer CEO, John Donahoe, wurde von Meg Whitman handverlesen ausgesucht, da er mit ihr zusammen bei Bain&Co gearbeitet hat. Die ersten 2 Jahre bei eBay versuchte er dem Unternehmen eBay wieder eine gewisse Richtung zu geben, die unter seinem Vorgänger verloren gegangen ist.

Irgendetwas aber passierte mit Whitman in den letzten 4 Jahren in ihrem Job, denn auch ihr Gehalt stand in keinem Zusammenhang mehr mit dem eBay Aktienpreis und ihre „bewilligten Leistungsanreize“ schossen ins Unermessliche. Nach den Unterlagen der Börsenaufsichtsbehörde sieht es so aus, dass es 2 massgebliche Hinweise für Kapitalanleger gab, die zwischen 2005 und 2008 darauf hindeuteten, dass das Interesse von Whitman davon abgedriftet ist, eBays Aktienwert zu erhöhen. Eher hatte es sich dahin gewendet, ihr eigenes Gehalt und ihre Abgeltungen zu vermehren. Wenn irgendjemand diese Hinweise erblickt hätte – und interessanterweise hatte vielleicht sogar Jeff Skoll diese erkannt, als er seinen kompletten eBay-Anteil 2006 liquidierte – hätte man noch die Reißleine ziehen können. Denn zu diesem Zeitpunkt, in den Jahren 2006/2007, lag der Aktienwert noch bei 35 Dollar, bevor es dann bergab ging und im vergangenen März mit 10 Dollar der absolute Tiefpunkt erreicht war.

Der erste Hinweis, dass der Fokus von Whitman nicht mehr auf ihren Job als CEO von eBay gerichtet war, hatte mit ihrer jährlichen Gesamtauszahlung in den letzten beiden Jahren ihrer Amtszeit zu tun, als der Aktienpreis gerade anfing an Wert zu verlieren. Anfang 2005 hatte die Aktie noch einen Spitzenwert von 58 Dollar, um dann jedoch in den folgenden 3 Jahren um 43% an Wert zu verlieren. Im Laufe derselben Periode, verfünffachte sich gleichzeitig die jährliche Totalentschädigung von Whitman auf 13,9 Millionen $ von anfangs 2,9 Millionen $. Ein interessanter Zufall, oder vielleicht überhaupt kein Zufall: Vergleicht man die Zahlen der jährlichen Salaires von 1998 bis zum Jahr 2002, so fielen diese, im Gegensatz zu den oben angeführten Zahlen, bemerkenswert bescheiden aus, nämlich jährlich 412.000 Dollar. Während dieser Zeit waren 3 Mitglieder des „eBay-Entlohnungs-Teams“ (eBay Compensation Comittee) in Amt und Würden:

  1. Philippe Bourguignon, Ex-CEO von Eurodisney
  2. Bob Kagle, Partner von Benchmark Capital und früher eBay Investor
  3. Howard Schultz, der Starbucks Gründer, der ebenso Venture-Partner von Maveron ist, einem früheren eBay-Geldgeber.2002 verließ Schultz eBays Komitee und wurde durch Tom Tierney ersetzt. Tierney war früher CEO von Bain Consulting und damit indirekt Whitmans früherer Chef.

Hatte Whitman hier einen neuen Freund gewonnen und ausgerechnet in der kleinen Gruppe, die über ihr Gehalt bestimmten? Jedenfalls sollte es einen nicht wundern, dass genau dieses Komitee nun den Geldbeutel öffnete, und für die Jahre 2003 bis 2007 gab es dann 7,6 Millionen jährliches Gehalt.

Der zweite Fingerzeig darauf, dass Whitman sich in ihren letzten Jahren nicht mehr länger auf das Vermögen eBays konzentrierte, war die Gesamtsumme an Zeit, die sie damit verbrachte, in persönlichen Angelegenheiten auf der ganzen Welt herum zu jetten und zwar im eBay-Unternehmens-Jet, der von eBays Aktionären bezahlt wird. Was bis zum Jahr 2002 noch nicht gestattet war, nämlich den Firmenjet für persönliche Reisen zu nutzen, endete nun in Reisekosten von fast 1 Million Dollar jährlich in den letzten beiden Amtsjahren. Diese 1 Million $ schließt zusätzliche Zahlungen aufgrund von einbehaltenen Steuern ein, gleichbedeutend damit, dass die Aktionäre auch noch die Steuervorteile vom Whitman zahlten, die sie als Milliardärin vielleicht auch hätte selbst bezahlen können! Diese 2 Jahre in denen Whitman sehr verschwenderisch entschädigt wurde, fiel leider auch in die Zeit als der Aktienpreis eBays um 22% gefallen ist, obwohl in der gleichen Periode der Nasdaq um 17% angestiegen ist.

HP’s Hurds Ausgaben für private Reisen, sind im Vergleich zu Whitman jetzt fast zu vernachlässigen. Er hat nämlich nur 150.000 Dollar für Privatreisen verprasst und den Investoren “in Rechnung gestelltâ€?. Es ist schon verblüffend, dass Whitman mehr als eine Million $ für persönliches Reisen im Jahr 2006 ausgegeben hat. Außerdem muss man sich fragen, wie man diese Ausgaben vor den Investoren gerechtfertigt hat? Und das auch noch in einer Zeit des Aktienpreis-Verfalls!

Ich verfolge die Politik in Kalifornien nicht – obwohl ich ein leidenschaftlicher Unterstützer des freien Markts bin, wie Milton Friedman – aber es ist schon ironisch wenn Whitman sich jetzt als Populist porträtieren lässt –  basierend auf ihrer Zeit bei eBay. Gemäß einem Fortune Profil, letztes Jahr im März, war das einzige, was ihre Kritiker ihr vorwerfen konnte, dass sie nur in 50% der Fälle von ihrem Wahlrecht im letzten Jahrzehnt Gebrauch gemacht hat und lieber auf Wahlteilnahmen verzichtet. Natürlich blieb sie hier keine Antwort schuldig: Chronischer Zeitmangel durch die Arbeit an dem Aufbau eBays, ihre Söhnen, damals noch im Teenager-Alter und den stressigen Beruf ihres Mannes als Neurochirurg. Zudem hätten viele Reisen angestanden. Sie reiste die Hälfte der Zeit – aus persönlichen Gründen – und alles bezahlt durch eBay Aktionäre.

In den letzten zwei Jahren dann, vielleicht weil man auch irritiert war über die enormen Ausgaben, entschied sich eBay dafür, die persönlichen Reisekosten in 2 Kategorien zu unterteilen in: Rein persönliches Reisen und Reisen zu Vorstandssitzungen außerhalb San Josés. Whitman war Mitglied bei Ausschüssen von Procter-Gamble und DreamWorks in den letzten zwei Jahren ihrer Amtszeit, sodass ein Teil der Millionenbeträge für Reisen zu den Meetings in Los Angeles und Cincinnati draufgingen. Es ist schon wichtig, als CEO ein persönliches Netzwerk zu pflegen, denn wie sonst gelangt man an Kontakte zu Steven Spielberg oder anderen Größen. Aber inwieweit hat das eBays Aktionären weiter geholfen?

Erik Jackson erlaubt sich dann noch folgende Frage an das eBay Entlohnungs-Komitee: Mit Ausnahme von Hewlett Packard, leistet sich kein anderes Tech-Unternehmen solche extravaganten Ausgaben, die dann auch noch auf dem Rücken der Aktionäre ausgetragen werden. Zu hoffen bleibt nur, dass Meg Whitmans handverlesener Ziehsohn John Donahoe diese CEO Mentalität Whitman nicht übernommen hat, obwohl auch er im Jahr 2008 schon einiges an Reisekosten vorweisen kann. … Für eBay wird es langsam Zeit, erwachsen zu werden. Die Verantwortlichen müssen endlich diese Ausgabensexzesse stoppen, denn nur weil man immer etwas so oder so getan, muss es ja nicht gut gewesen sein. … Man sollte die Seite „Meg Whitman-Ära“ im Buch zuschlagen und sich der wirklich schwierigen Arbeit zuwenden – eBay wieder auf den Weg zu bringen.