Strategie i2010: Breitband-Internet für alle und Förderung des Onlinehandels innerhalb der EU

Die Europäische Kommission hat jüngst einen Bericht über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas veröffentlicht. Dieser Studie zufolge nutzen 56 % aller Europäer das Internet regelmäßig, was bedeutet mindestens einmal pro Woche. 50% aller privaten Haushaltungen und über 80% der Unternehmen verfügen dabei über einen Breitbandanschluss, um sich mit dem Internet zu verbinden.

Unter den Bürgern Europas ist darüber hinaus eine hohe Anziehungskraft für Mobilfunkdienste festgestellt worden. Die EU hat inzwischen mehr Mobilfunknutzer als Einwohner, dies entspricht einem Verbreitungsgrad von über 119%. Viviane Reding, die für die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin erklärt: „Europas digitale Wirtschaft hat ein gewaltiges Umsatzpotenzial in allen Wirtschaftssektoren. Damit dieser Vorteil aber tatsächlich in ein nachhaltiges Wachstum und neue Arbeitsplätze umgesetzt werden kann, müssen die Regierungen Führungsstärke zeigen und koordinierte Maßnahmen treffen, um bestehende Hindernisse für neue Dienste zu beseitigen.“

Die letzte Studie, die aus dem Jahre 2004 stammt, wies noch einen Anteil an regelmäßigen europäischen Internet-Nutzern auf, der ein Drittel unter dem heutigen Stand lag. Die betriebsamsten Internet-User finden sich in der Altersklasse der 16- bis 24-Jährigen. 73% von ihnen nutzen sogenannte fortgeschrittene Dienste, mit denen sie Inhalte selbst schaffen und online mit anderen teilen können. Im EU-Durchschnitt nutzen nur 35% Services dieser Art. Zwei Drittel der Europäer unter 24 Jahren sind täglich im Internet, der EU-Durchschnitt liegt in diesem Bereich bei 43%.

Ein weiteres Resultat des Berichts ist, dass junge Menschen für Internet-Inhalte wie Videos oder Musik anscheinend nur widerstrebend zahlen wollen. So sind 33% überhaupt nicht bereit dafür Geld auszugeben. Im EU-Durchschnitt waren es nur 17%. Die junge Generation ist nur dann bereit etwas zu zahlen, wen dafür ein besserer Service bzw. bessere Qualität geboten werden. Paradoxerweise gaben sie überdies mehr Geld für Video- oder Musikangebote im Web aus als der EU-Durchschnitt.

Auch wenn die Digitalisierung in Europa durchaus vorangekommen ist, besteht, so die Kommission, noch Handlungsbedarf. Beispielsweise hat ein Drittel der EU-Bürger noch nie das World Wide Web benutzt. Bulgarien, Rumänien und Griechenland, wo nur zwischen 25 und 31% der Privathaushalte über einen Internetanschluss verfügen, bilden hier die Schlusslichter.

Enttäuschend sind auch die Ergebnisse für den grenzüberschreitenden E-Commerce, denn lediglich 7% der Konsumenten haben bislang online in einem anderen Mitgliedstaat eingekauft. Überdies liegt Europa in Bezug auf Investitionen in Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologien, beim Breitbandausbau oder bei den Ausgaben für Online-Werbung hinter den USA oder Japan noch weit zurück.

Die Kommission hat nun aus den Resultaten der Studie die sogenannte „i2010“ Strategie entwickelt , deren Ziel es sein soll, jedem EU-Bürger Zugang zu einem Breitbandanschluss zu schaffen und dafür Sorge zu tragen, dass grenzüberschreitender  Online-Handel angekurbelt werden. Obendrein sollten sich die Gesetzgeber Gedanken darüber machen, wie man sich die schöpferische Energie der jungen Internet-User zu Nutze machen könnte und auch wie man sie gerecht entlohnen könnte.