Swoopo – das etwas andere Geschäfts- und Auktionsmodell

Im April dieses Jahres berichteten wir schon einmal über Swoopo und andere Auktionsportale. Nun macht Swoopo wieder von sich reden. Normalerweise basieren bei Swoopo.de die Auktionen auf dem Verlängerungsprinzip: Für jeden Klick auf „Bieten“ werden 50 Cent fällig, der Preis des Artikels steigt und die Versteigerung verlängert sich – bis keiner mehr bietet. Swoopo wird von der Münchner Entertainment Shopping AG betrieben, die das Online-Auktionshaus vor etwa 4 Jahren gegründet hatte. Damals hieß Swoopo noch TeleBid. CEO von Swoopo ist Gunnar Piening. Laut eigenen Angaben zählt Swoopo etwa 2,5 Millionen registrierte Nutzer und versteigert pro Monat bis zu 10.000 Artikel, die vor allem aus den Kategorien Unterhaltungselektronik, Computer, Telekommunikation stammen. Der Umsatz von Swoopo lag im Jahr 2008 bei etwa 21,7 Millionen Euro.

August Capital, ein Kapitalgeber, der  unter anderem auch in Skype bereits investierte, steuerte im April dieses Jahres  7,5 Millionen US-Dollar für Swoopo bei, um die Expansion des Portals besonders in den USA voran zu treiben, wo Swoopo auch Ende des Jahres 2008 seine Pforten öffnete. Das, was dem CEO von eBay, John Donahoe, unter anderem viel Kritik einbrachte, nämlich das Fokussieren auf das Festpreis-Format, führt Swoopo nun auch ein: Die Betreiber von Swoopo bieten jetzt ebenso eine Direktkauf-Option an. Sollte der Verbraucher die Lust am Mitbieten verloren haben, so kann er das Produkt direkt erwerben. Den Betrag, den der Käufer bis dahin bereits zum Mitsteigern ausgegeben hat, wird ihm dann vollständig als Rabatt vom Kaufpreis abgezogen. Anders als bei eBay ist jedoch die Versteigerung nach dem Direktkauf noch nicht beendet, was allerdings beinhaltet, dass auf mehrere Artikel geboten werden kann. Dafür müssen die Waren aber in ausreichender Menge vorhanden sein und von jedem Konsumenten per Direktkauf erworben werden können. Hierzu CEO Gunnar Piening: „Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Bieter sich für den Direktkauf entscheiden. Wir garantieren, dass der Artikel in ausreichender Menge zur Verfügung steht.“ Der ursprüngliche Preis soll dem unverbindlichen Verkaufspreis der Hersteller entsprechen. Eingeführt wird das direkte Kaufen bei Swoopo zuerst nur in Deutschland und Österreich.

Das etwas andere Business-Modell von Swoopo ließ aber auch Stimmen laut werden, dass es sehr schwer sei, Auktionen zu gewinnen. Zudem sei das Gebührensystem von Swoopo äußerst diffizil und auch die Kosten wurden kritisiert. Konrad Lischka von Spiegel Online schrieb im Mai 2009: „Es gehört mehr Glück dazu als bei eBay, weshalb sich Swoopo selbst wohl als „Erlebnis-Auktionshaus“ bezeichnet. Ein Gewinnspiel kann man eine Swoopo-Auktion auch nicht nennen, dafür haben die Mitbieter zu viel Einfluss. Letztendlich kauft man bei Swoopo Gewinnchancen auf eine Einkaufsoption.“

Nutzer von Swoopo sollten sich in jedem Fall darüber Gedanken machen, dass für jedes Gebot Kosten anfallen, denn wie schon erwähnt, für ein Gebot von 10 Cent zahlt man immerhin 50 Cent auch dann, wenn man bei der Versteigerung nicht siegreich ist. Glaubt man allerdings den Angaben von Swoopo, so zahlt man nie mehr als den angegebenen Vergleichspreis und der entspricht in etwa dem empfohlenen Verkaufspreis des Herstellers. Schaut man sich die Rechnung an, die Konrad Lischka von Spiegel Online aufgestellt hat, war in dem Fall der Einkauf auf der Swoopo-Plattform teurer als im normalen Online-Shop: Es wurde eine Playstation 3 zu einem Preis von 231,10 Euro versteigert. Die 231, 10 Euro beziehen sich auf reine Gebote ohne den Einsatz des Siegers von 50 Cent je Gebot. Zum damaligen Zeitpunkt fand man die preiswerteste Konsole bei einem Internet-Händler für 312 Euro. Lischka rechnet vor: „Für den Käufer sieht die Rechnung so aus: 243 Gebote hat er abgegeben, bezahlt also 121,50 Euro für die Gebote [243 x 0,50 €], dann noch mal 231 Euro für die Konsole, also insgesamt 352,50 Euro – 40 Euro mehr, als das Gerät derzeit beim billigsten Online-Händler kostet.“ Zwar zahlt der Gewinner nun weniger für die Playstation als den empfohlenen Verkaufspreis, aber immer noch mehr als beim günstigsten Online-Händler. Der Vorteil der neuen Variante des Direktkaufs: Es wird nun zumindest verhindert, dass Verbraucher, die einen Artikel wirklich erwerben möchten, bei der Versteigerung als Verlierer hervorgehen und dennoch bezahlen müssen, da ja der schon getätigte Einsatz komplett als Rabatt auf den Direktkaufpreis angerechnet wird.