Bezahlen per Handy: Asien zieht Westen davon

Obwohl Handy-Bezahlsysteme in Asien und einigen Dritte-Welt-Ländern mittlerweile bereits weit verbreitet sind, ist ihnen der Durchbruch in westlichen Industrienationen bislang noch verwehrt geblieben. Trotz Mrd.-Investitionen in den vergangenen Jahren ist es nahezu keinem Unternehmen gelungen, einen allgemein akzeptierten Standard zu entwickeln, stellt die Financial Times Deutschland (FTD) in einem aktuellen Bericht fest. „Was den Einsatz des Handys für den bargeldlosen Zahlungsverkehr betrifft, befinden wir uns in Deutschland gegenwärtig noch eher in einer experimentellen Pilotphase. Die Bestrebungen der Mobilfunkkonzerne, sich in diesem Sektor zu engagieren, nehmen seit einiger Zeit aber deutlich zu“, erklärt Thomas Krabichler, Leiter des Projekts E-Commerce-Leitfaden http://www.ecommerce-leitfaden.de , im pressetext-Interview.

Das Mobiltelefon sei heute ein ständiger Begleiter im Alltag der Menschen geworden. Insofern biete es sich nur an, solche Multifunktionsgeräte auch für Bezahldienste zu nützen, meint Krabichler. Dass sich in westlichen Industrieländern dennoch bisher kein wirklicher Erfolg in diesem Bereich einstellen will, liege an mehreren verschiedenen Faktoren. „Wir haben es hier mit dem klassischen Henne-Ei-Problem zu tun. In puncto Handy-Bezahlsysteme mangelt es sowohl auf Händler- als auch auf Kundenseite noch an Akzeptanz. Ein Händler wird erst dann über die Implementierung einer derartigen Bezahlmöglichkeit nachdenken, wenn seine Kunden diese auch ausdrücklich gut heißen. Dies ist aber umgekehrt nur möglich, wenn die Händler zunehmend dazu übergehen, das Bezahlen per Handy anzubieten“, fasst Krabichler die Problematik zusammen.

Aus technischer Sicht komme noch ein weiterer Faktor hinzu, der die derzeitige Entwicklung im Bereich der Handy-Bezahlsysteme hemme. „Für die Datenübertragung nutzen viele Ansätze den Funkstandard Near Filed Communication (NFC). In Deutschland ist das ein Problem, da nur ein sehr geringer Teil der am Markt befindlichen Mobilfunk-Endgeräte diesen Standard unterstützt“, erläutert Krabichler. In Asien beispielsweise sei diese Technik im Vergleich schon deutlich stärker verbreitet. Dies bestätigt auch der FTD-Bericht, demzufolge der japanische Mobilfunkbetreiber NTT Docomo Mio.-Beträge investiert habe, um Handelsketten und Geschäfte mit NFC-fähigen Lesegeräten auszustatten. Auch in Kenia gelte ein entsprechender Service namens „M-Pesa“, der gemeinsam von Safaricom und Vodafone angeboten wird, bereits als großer Erfolg.

Das Mobiltelefon gewinnt für den elektronischen Zahlungsverkehr und den Bereich des Online-Handels zunehmend an Bedeutung. Dem US-Marktforschungsunternehmen ABI Research zufolge sollen alleine in diesem Jahr im sogenannten Mobile-Commerce-Sektor weltweit bereits 1,6 Mrd. Dollar umgesetzt werden. Vor allem die rasante Verbreitung von Smartphone-Handys hat sich in diesem Zusammenhang als treibende Kraft am Markt erwiesen. Unterstützung bekommt der Mobile-Commerce-Bereich zudem von Seiten der Online-Händler wie eBay oder Amazon, die ihre Internet-Shops zunehmend für den mobilen Zugriff optimieren. „Dass der Mobile-Commerce-Bereich noch einiges an Entwicklungspotenzial zu bieten hat, zeigt ein kürzlich gestarteter Pilotversuch der Deutschen Bahn, die mit ‚Touch & Travel‘ auf das Handy als elektronisches Zahlungsmittel setzt“, so Krabichler abschließend.

Frank