Internetsucht nun auch ein Thema im Drogenbericht der Bundesregierung

Am Montag dem 4. Mai 2009 wurde der aktuelle Drogenbericht der Bundesregierung in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert. Das Resultat: „Aus gesundheitlicher Sicht hat die suchtartige Nutzung des Internets an Gewicht gewonnen. Vor allem männliche Jugendliche und junge Erwachsene zeigen häufiger ein sich verlierendes, entgleitendes und in Extremfällen psychopathologisch auffälliges Online-Nutzungsverhalten insbesondere in Bezug auf Online-Spielewelten“.

Wir haben schon des Öfteren von den verschiedenen Studien zur Onlinesucht berichtet, aus denen hervorging, dass in Deutschland zur Zeit 3% bis 7% der Internet-User onlinesüchtig sind und zugleich viele Nutzer stark gefährdet sind. Allerdings liegen die Dunkelziffern hier wahrscheinlich noch sehr viel höher.  Im Gespräch mit pressetext stellt die schon häufig zitierte Onlinesucht-Beraterin und Initiatorin des Selbsthilfe-Portals Onlinesucht.de, Gabriele Farke fest: „Einige Untersuchungen gehen bereits von rund 2 Millionen Internetabhängigen in Deutschland aus. Die Zahl der Betroffenen steigt dabei kontinuierlich an.“ Farke sagt, dass die Erkenntnis, dass das Internet abhängig machen kann, keineswegs neu ist. Sie kritisiert jedoch die Ignoranz, mit der die Gesellschaft an das Thema Online-Sucht herangehe, was das eigentliche Problem sei.

Auch sei die Gefahr, die vom Phänomen Internet-Sucht ausgehe, weitaus größer als dies der Bericht der Bundesregierung erscheinen lasse. Farke erklärt aber auch, dass ein Lichtblick zu erkennen sei: Dass der Drogenbericht der Bundesregierung das Thema nun aufgegriffen und ein eigenes Kapitel gewidmet habe, sei ein Hinweis dafür, dass man in der Politik endlich auch den Ernst der Lage erkannt habe. Das Aufgreifen der Problematik im Drogenbericht ist in den Augen Farkes ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Schon im April 2008 gab es eine Anhörung vor dem Deutschen Bundestag zu dem Thema Online-Sucht, was damals eine erste Annäherung seitens der Regierung war. „Die Mühlen der Politik mahlen aber bekanntermaßen sehr langsam“, meint Farke.

Wie dem Bericht der Bundesregierung, den die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing vorgestellt hat, zu entnehmen ist, weisen Online-Süchtige fast ausnahmslos dieselben Symptome auf wie andere stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen. Für Farke ein wichtiger Punkt in der Erklärung, da dies von öffentlichen Stellen jahrelang heftig bestritten wurde. „Eine offizielle Anerkennung des Krankheitsbildes Online-Sucht ist das, was jetzt noch fehlt. Dieser Schritt ist längst überfällig. Wegen der fehlenden offiziellen Anerkennung werden derartige Probleme von Angehörigen oft einfach unter den Teppich gekehrt. Es gibt auch immer noch Ärzte oder Therapeuten, die lieber eine allgemeine psychosomatische Störung, als Online-Sucht beim Namen zu nennen“, beanstandet Farke.

Das Selbsthilfe-Portal Onlinesucht.de hat, um den Betroffenen und beteiligten Personen bei ihrem Umgang mit dem Problem Online-Sucht weiterzuhelfen, eine eigene Broschüre herausgegeben. Darin gibt es unter anderem greifbare und anschauliche Erste-Hilfe-Maßnahmen, die in den Familien verbreitet werden sollen. Zum Preis von € 1,50 kann man die Broschüre  bestellen.  An Beratungsstellen, Krankenkassen, Therapeuten und Apotheken werden Einzelexemplare gratis ausgegeben.