Online-Inhalte sollen laut Murdoch kostenpflichtig werden

Rupert Murdoch, der weltweit bekannte Medienmogul und Mehrheitseigentümer des Medienkonzerns News Corp, hält entgeltliche Online-Inhalte für unabdingbar. Auf der diesjährigen Cable Show, einer Messe für Fachleuteder Kabel TV-Branche in Washington D. C erklärte Murdoch: „Die Konsumenten werden Nachrichten in Zukunft nicht mehr kostenlos abrufen können. Die New York Times betreibt z.B. gegenwärtig eine der populärsten Internetportale der USA, ist aber wirtschaftlich nicht in der Lage, ihre Services gewinnbringend anzubieten.“

Durch die ökonomische Krise sind zahlreiche amerikanische Nachrichtenmedien zum Ruin verdammt worden. Medienkonzerne wie beispielsweise Hearst Corp und EW Scripps waren gezwungen, alteingesessene Tageszeitungen einzustellen. Das verlangsamte Wachstum im Bereich Internet-Werbung führt in Zeiten der Krise dazu, dass die stark rückläufigen Erträge anderer Bereiche nicht mehr neutralisiert werden können. Armin Blohmann, Leiter von Konzernkommunikation & Investor Relations der Tomorrow Focus AG stellt im Gespräch mit pressetext fest: „Wir spüren natürlich ein defensiveres Buchungsverhalten, im Vergleich zu Print oder TV sind die Rückgänge aber noch recht gering. Trotzdem sehen wir gegenwärtig einen Bereinigungsprozess unter Onlineportalen und damit auch unter den Online-Vermarktern.“

Die von Murdoch unterbreitete Tendenz des Bezahlens von Internet-Inhalten greift auch auf andere Online-Angebote. So erklärt Mark Cook, Produktmanagementdirektor von Kodak: „Wir speichern auf den Servern der Kodak Gallery fünf Milliarden Fotos. Der dafür nötige Speicherplatz verursacht hohe Kosten, die wir nur schwer zur Gänze stemmen können.“ Einige Nachrichtenportale haben daher schon damit begonnen, neue Wege zu gehen und sich auf die Suche nach neuen Erlösmodellen gemacht. Tomorrow Focus nutzt unter Einsparung enormer Marketingkosten das reichweitenstarke Nachrichtenportal FOCUS-online, um neue Internetauftritte wie nachrichten.de bekannt zu machen. Andere Anbieter begrenzen Gebühren auf einzelne Angebote, bieten On-demand-Lösungen an oder gehen völlig neue Wege. So hat die Internet-Zeitung Huffington Post in Amerika einen Fonds in Höhe von 1,75 Millionen US-Dollar. Mit diesen Geldern sollen freie Korrespondenten unterstützt werden, so die Neue Züricher Zeitung. Blohmann meint allerdings: „Hochwertiger redaktioneller Content wird im Internet nur mehr schwer zu refinanzieren sein. Die Lösung dieses Problems wird aber angesichts des breiten Alternativangebots an frei zugänglichem Content nicht im Paid-Content liegen.“

Seit dem Start des Internets sind die Nutzer daran gewöhnt, dass General-Interest-Inhalte umsonst sind. Ferner sind Prinzipien wie Barrierefreiheit nur schwer mit kostenpflichtigen Qualitätsinhalten kompatibel. Wahrscheinlicher ist, dass spezielle Inhalte, zum Beispiel Testberichte, nur noch gegen Bezahlung erhältlich sein werden. Blohmann weiter: „Seit der allgemeinen Nutzbarmachung des Internets befindet sich die Verlagsbranche in einer historischen Umbruchphase. Werbebudgets werden auf dem europäischen wie auf dem amerikanischen Markt in Richtung Online-Relations verlagert. Im Hinblick auf Paid-Content-Überlegungen sind keine wesentlichen Differenzen zwischen europäischen Märkten und ihren US-amerikanischen Pendants auszumachen.“ Fachleute in Deutschland und Österreich stehen dem Modell „Inhalt gegen Gebühr“ allerdings skeptisch gegenüber und sehen es als nicht zukunftsfähig an.