Was hat eBay-Gründer Omidyar anders gemacht als Whitman und Donahoe?

eBay ist so schnell gewachsen, dass die gegenwärtige Generation der Verantwortlichen in San José zu weit entfernt ist von ihrem ehemaligen Flaggschiff-Business und ihrer Basis, den Nutzern. Da dieser Konzentrations- und Verkleinerungsprozess sich unter John Donahoe im Jahr 2008 noch weiter verschärft hat, wird die Problematik immer größer.

So beginnt ein Artikel auf pheebay über die Zukunftsaussichten von eBay. Damit der Autor sich jedoch genauer mit der Zukunft befassen kann, sagt er, muss er erst zurückschauen und einige Highlights der letzten Jahre beleuchten, um dann plausibel die gegenwärtige Schwäche darlegen zu können. Pierre Omidyar – der Gründer von eBay und heute immer noch Vorstandsvorsitzender – hat 1995 AuctionWeb ins Leben gerufen, woraus später dann eBay wurde.

Zunächst war alles nur ein Experiment. Grundsätzlich wurde aus der Idee von Omidyar nur aus 2 Gründen Realität: Erstens hatte er die Idee, dass Leute möglicherweise im Internet mit Gegenständen handeln wollen, und zweitens zeigte er sein Talent als Unternehmer, baute diese Idee aus und testete diese dann.

Der erste verkaufte Artikel auf AuctionWeb war ein gebrauchter, nicht funktionstüchtiger Laser Pointer, der für 14,83 Dollar den Besitzer wechselte. Erzählungen zufolge war Omidyar so erstaunt über den Verkaufspreis, dass er den Meistbietenden kontaktierte, um ihn zu fragen, ob er verstanden hätte, dass der Laser Pointer defekt sei. Der Käufer antwortete ihm er sei Sammler defekter Laser Pointer. Der Rest ist Geschichte.

An diesem Punkt realisierte Pierre Omidyar, dass es sehr wohl für nahezu alles gibt Käufer gibt, sofern der Preis stimmt. Und das Auktionsmodell sollte den richtigen Preis bestimmen! Omidyar verstand die Grundsatz-Prinzipien: Es war nicht das Verkaufen von neuen Produkten mit kärglichen Gewinnspannen und immens großen Abverkäufen, das war Amazons Ziel. Es war vielmehr die Chance für den Normal-Verbraucher, mit gebrauchten, seltenen, besonderen und ungewöhnlichen Artikeln zu handeln. Die Abverkäufe wuchsen mit den Einstellungen ständig an und die Menschen liebten eBay. Die Community entstand.

Um aus seiner Idee ein verlässliches Business zu machen, musste man nun aber investieren und Omidyar fand in Benchmark Capital 1997 einen verlässlichen Geldgeber, der mit 5 Millionen US-Dollar aushalf. 1998 stieß dann Meg Whitman zum Unternehmen eBay und 6 Monate später wurde eBay allgemein bekannt. Schnell wuchs eBay an und wurde sowohl für Investoren, als auch für Käufer und Händler ein beliebtes Ziel. Whitman zog alle Fäden und managte sehr scharfsinnig das Business. Wahrscheinlich wusste Whitman, dass eBay der Platz sein musste, an dem die Menschen miteinander kommunizieren und Handel treiben wollten. Auch erkannte Whitman, dass durch die mangelnde Erfahrung und fehlendes Training unter den eBay-Nutzern, die Händler am meisten Hilfe benötigten. Also trieb sie die enorme Marketingmaschine solange an, bis eine der besten Suchmaschinen entstanden war. eBay begleitete seine Nutzer so behütet, dass heute eine Generation von Verkäufern dasteht, die von Marketing und Werbung wenig Vorkenntnis haben. Natürlich sind dann im Laufe der Jahre auch Probleme aufgetreten. Denn immer da, wo Geld im Spiel ist, sind auch Betrüger und Gauner mit dabei. So kam es dann zur Einführung des Feedbacks und seinen verschiedenen Abwandlungen, um den eBay-Usern ein Gefühl des Vertrauens und der Sicherheit zu geben.

Die frühen Jahre eBays werden nun immer als die besten dargestellt, aber manche sehen diese auch durch eine rosarote Brille. Schon lange bevor John Donahoe seinen Chefsessel eingenommen hat, hat das Unternehmen damit begonnen, sich von seinen Nutzern zu entfernen. Neuerungen wurden hinter verschlossenen Türen entschieden, ohne die Meinung der Nutzer zu hören. Manche interpretieren dies als Arroganz, vielleicht ist es aber einfach nur die Tatsache, dass die Verantwortlichen zu weit abgerückt von der Basis und mehr in der Theorie als in der Praxis leben. Woher soll dann ein Gefühl für die eBay-Community kommen?

Unglücklicherweise hat nun auch John Donahoe im Voraus entschieden was für eBay und seine Nutzer gut ist und er erwartet, dass man es umsetzt oder es lässt. Damit allerdings wird er keinen Erfolg haben. Wenn es bei eBay jetzt weiter bergab geht, wird man eventuell realisieren, dass eBay nur deshalb so groß, beliebt und ein fabelhaftes Business wurde, weil sie nicht Amazon waren, sondern auch dem Normal-Verbraucher eine Chance zum Mitmachen gaben. eBay war bisher nie eine „Shopping-Seite“ im herkömmlichen Sinne. Es war ein Marktplatz, auf dem die Leute handelten, feilschten, gegeneinander Gebote abgaben, wetteiferten, plauderten und ein wenig einkauften. Mittlerweile ist die Magie des Marktplatzes zerstört, was Meg Whitman im Jahr 2006 zum ersten Mal realisierte.

Jetzt aber zurück zur Gegenwart. Eigentlich hat eBay schon einen Fehler gemacht, als sie das Sofort-Kauf-Format eingeführt haben und das nur, um mit Amazon zu konkurrieren. Zu dem Zeitpunkt hätten sie gleich stärker in die Auktionen investieren sollen. Danach folgte, das, was wir alle wissen: Reduzierung des Auktionsformates zugunsten des Festpreisformates. Und dadurch auch ein immens großer Konkurrenzkampf unter den einzelnen Verkäufern, denn der günstigste Preis siegt. Man sollte die Auktionen und das Festpreisformat gleichberechtigt nebeneinander leben lassen, dann kommt vielleicht auch wieder die Magie auf den Online-Marktplatz zurück. Denn der Zauber von eBay ging in der Hauptsache von den Versteigerungen aus.