Die Info- und Convenience Shopper bestimmen zunehmend das Einkaufsverhalten

In den USA gibt eine neue Kategorie von Verbrauchern, die als „Info-Shopper“ bezeichnet wird. Hervorgegangen sind diese durch das abgeänderte Mediennutzungsverhalten in der Ära des Internets in Verknüpfung mit der andauernden Wirtschaftskrise. Besonderes Charakteristikum dieser Gruppe: Vor einem bevorstehenden Einkauf informieren sie sich im Detail über ihr Wunschobjekt und treffen dann erst die definitive Kaufentscheidung.

Das US-Marktforschungs- und Consultingunternehmens Penn, Schoen and Berland Associates (PSB) hat kürzlich durch eine Studie bestätigt, dass inzwischen etwa 70% der amerikanischen Bürger entsprechende Produktberichte und die Erfahrungen anderer Kunden lesen, bevor sie sich für oder gegen den Kauf eines Produktes entscheiden. „Zwar gib es in der Bundesrepublik den Begriff Info-Shopper noch nicht, doch jene Konsumenten, die sich hinter dieser Bezeichnung verbergen, sind aber auch hierzulande bereits in großer Zahl zu finden“, stellt Sebastian Hoeldtke, Produktmanager beim Preisverlgeichsportal eVendi gegenüber pressetext fest.

eVendi ist seit dem Jahr 1997 bereits online und bietet den Konsumenten neben der Möglichkeit des Preisvergleichs auch umfangreiche Auskünfte zum Produkt sowie Kritiken anderer Kunden. Hoeldtke fährt fort: „Seitdem ist die Nachfrage nach unserem Angebot kontinuierlich gestiegen. Hauptsächlich in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, nutzen die Menschen verstärkt das Internet, um sich vor einem Kauf über die gewünschten Produkte zu informieren. Gerade, wenn die Haushaltskasse einmal nicht so voll ist, ist es sinnvoll, sich vor einer Anschaffung im Web schlau zu machen. Auf diese Weise lässt sich der Preis sicherlich noch um einiges drücken.“

Laut der Untersuchung von Penn, Schoen and Berland halten sich inzwischen 62% der US-Verbraucher wenigstens 30 Minuten je Woche im Internet mit der Produktrecherche auf, bevor sie den Kauf dingfest machen. In der Generation der Unter-45-Jährigen sind es sogar schon 73%. Der eVendi-Produktmanager Hoeldtke ist sicher, dass die Bedeutung von Online-Portalen, die den potentiellen Kunden bei einem Einkauf bei Preis und Produktrecherchen hilfreich zur Seite stehen, in Zukunft weiter anwachsen wird.

Der Convenience-Shopper, ein neuer Typus von Käufer im Internet, sorgt angeblich dafür, dass immer mehr Auktionshäuser, auch online, Neuwaren zum Festpreis anbieten. Der sogenannte Convenience-Shopper will “einfach, sicher, schnell und unkompliziert“ im Internet einkaufen.

Das, was noch vor Jahren den Reiz des Online-Marktplatzes eBay ausmachte, nämlich der Nervenkitzel bei Versteigerungen, geht dieser Gruppe von Internet-Einkäufern ab. Das Risiko, von einem gebrauchten Produkt enttäuscht zu werden oder das Wunschobjekt in letzter Minute noch an einen anderen Bieter zu verlieren, ist ihnen zu hoch.

Auch bei eBay ist die Verschiebung zu spüren, denn das Unternehmen macht heute nur noch 50% seines internationalen Umsatzes mit Auktionen. Seit September 2008 hat eBay überdies die Bedingungen für Festpreisverkäufe deutlich verbessert und die Einstellgebühren stark gesenkt. Sehr zum Ärger der noch bestehenden „Versteigerungs-Gemeinde“, hat eBay allerdings diese Neuerungen auf der bestehenden Plattform eingeführt.

Ricardo, ebenfalls groß geworden mit Flohmarktartikeln möchte einen anderen Weg beschreiten. Hier möchte man eine eigene Plattform für Neuwaren schaffen. Ob dieses jedoch zum Erfolg führen wird ist fraglich, denn auch eBay hatte mit eBay Express eine eigene Plattform für neue Artikel, schloss diese allerdings, wegen des geringen Erfolgs. Bis Ende des Jahres will Ricardo eine Webseite für professionelle Händler und ihre neuen Produkte zu Festpreisen schaffen. Ricardo-Schweiz-Chef Heiner Kroke erklärt den Schritt wie folgt: „Auslöser ist vor allem die gestiegene Nachfrage. Die Festpreisangebote wachsen heute viel schneller als die Auktionen.“

Der Internetkonzern Amazon ist den umgekehrten Weg gegangen, da er als Bücherladen angefangen hat, heute aber bereits 30% des Umsatzes mit seinen Marktplatz-Waren einfährt. Allerdings werden die Waren nur zu festen Preisen und nicht in Versteigerungen angeboten.