Erfolgspapiere von Amazon unter die Lupe genommen

Lange Zeit sah man die Aktien von Amazon als wahre Erfolgspapiere und Überflieger an und die Geldgeber machten sich keine Gedanken über die niedrigen Margen und die hohen Einlagen, die Amazon in sein Internetgeschäft investierte. Inzwischen ist man allerdings an dem Punkt angekommen, dass sich der Online-Umsatz leicht abwärts bewegt, und die bisherige Entwicklung, die Amazon gegenüber Konkurrenten wie eBay, Google oder auch Wal-Mart genießt, könnte zeigen, wie tief die Anteile von Amazon fallen könnten.

Ein kurzer Rückblick: Im Jahr 2008 stieg der Umsatz von Amazon auf 14,8 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von etwa 39% entspricht. Das ist das, was in der Presse immer zu lesen war. Nicht so deutlich wurde hingegen, dass Amazon um dieses Wachstum zu erreichen, außergewöhnlich tief in die Tasche greifen musste: 224 Millionen Dollar, entspricht zirka 50% seines Reingewinns, steckt der Internet-Händler in sein Geschäft. Im letzten Quartal stammten 42% des Umsatzes aus der nicht den Medien zugeordneten Kategorien. Unzählige der neu offerierten Produkte sind Erzeugnisse mit einer recht dürftigen Handelsspanne. Zudem bietet Amazon fortwährend Preisnachlässe als Werbeaktion an, wodurch jedoch die Erlöse weiter gesenkt werden. Hatte man im Q3 2007 noch eine Marge von 5,7%, lag diese im Q3 2008 nur noch bei 3,6%. Betrachtet man dazu noch die gegenwärtige Situation im Internet-Handel, so steht der Online-Einzelhandel nicht besonders gut da. Selbst das sonst so gewinnbringende Weihnachtsgeschäft musste im Jahr 2008 ein Umsatz-Minus von 1% hinnehmen, so die Auswertungen von ComScore.

eMarketer hat für das Jahr 2009 dem Online-Einzelhandel ein Wachstumsanstieg von 4% vorhergesagt und das nach einem Anstieg von 20% im Jahr 2007. Was aber bedeutet dieser große Rückgang? Experten zufolge ist die Verringerung ein Zeichen dafür, dass der Online-Einzelhandel einen höheren Grad des Erwachsenseins erlangt hat, als bisher vermutet. Für die Aktien von Amazon könnte diese Wachstums-Degenration nichts Gutes verheißen. Ein direkter Vergleich mit konkurrierenden Unternehmen ist zwar oftmals nicht besonders sinnvoll, doch gibt es auf dem Markt eine Anzahl von Internet-Firmen, wie eBay, Google oder Wal-Mart, die in bestimmten Geschäftsbereichen Ähnlichkeiten zeigen.

Amazon müsste, um seiner hohen Beurteilung gerecht zu werden, in den kommenden 4 Jahren seine Gewinne um 23% schneller ansteigen lassen als Wal-Mart oder der Suchmaschinengigant Google. Geht man wie Sanford C. Bernstein davon aus, dass die Amazon-Gewinne im Jahr 2009 um etwa 12% anwachsen, ist die oben angezeigte Zunahme also sehr hypothetisch und ein Fallen der Aktie fast vorprogrammiert.