John Donahoe zu den Renovierungsarbeiten bei eBay

In einem Bericht der neuesten Ausgabe des Manager Magazin vom 19.12.2008, erklärt der CEO von eBay, John Donahoe, dass das Auktions-Business eine grundsätzliche Veränderung und Neuausrichtung erfahren muss. Der 48-Jährige wörtlich: „Wir stecken hier mitten in einem Turnaround-Prozess, der noch 1 oder 2 Jahre dauern wird.“

Donahoe trat im April 2008 die Nachfolge von Meg Whitman an und arbeitet seit dieser Zeit daran, die Käufer-Erfahrung zu verbessern, indem die Belange der Käufer stärker als bisher einbezogen werden sollen. Im Interview antwortet Donahoe auf die Frage, warum 10% der Belegschaft entlassen werden muss und warum die Nutzerzahlen stagnieren: „Die Fragen beziehen sich eher auf das althergebrachte Auktions-Business. Damit wurde eBay groß. Jetzt allerdings steht eBay mehr für den Online-Handel mit Produkten zu Festpreisen.“ Donahoe weiter: „Das Format über das Internethandel betrieben wird, spielt immer weniger eine Rolle. eBay soll zwar auch bei den Versteigerungen weiter wachsen, aber auch bei Festpreis-Verkäufen.

Das bei den Usern der Name eBay immer noch für Auktionen steht, verwundert den CEO nicht, denn dieses Geschäftsmodell war das allererste des Unternehmens, das jedoch jetzt komplett auf- und umgearbeitet werden müsse. Donahoe erklärt, dass das Versteigerungsgeschäft sich im Jahr 2008 mehr verändert hat als in den letzten 5 Jahren und aus diesem Grund die Neuausrichtung nun vonstatten gehen muss.
Auf die Straffung der Europa-Zentralen angesprochen meint Donahoe: „Die alte dezentrale Struktur stammt noch aus der Anfangszeit des Internets. Heute jedoch ist eBay ein internationaler Konzern. Wenn eBay weiterwachsen soll, kann nicht jedes Land alles individuell machen. Wichtige Bereiche, wie die Kundenbetreuung bleiben in Berlin. Und in die Kunden wollen wir ja verstärkt investieren.“
Donahoe gibt zu bedenken, dass man sich bisher zu sehr auf die Belange der Händler konzentriert hat, obwohl in den letzten Jahren gerade auch die Käufer anspruchsvoller geworden sind. Vor allem dahingehend, dass sie die Sicherheit haben wollen, qualitativ gute Waren zu einem angemessenen Preis zu bekommen. Ziel eBays ist, gute Verkäufer für ihren Dienst am Kunden zu belohnen und diejenigen, die für schlechte Käufererfahrung auf dem Online-Marktplatz sorgen, stärker als bisher zu sanktionieren.

Der Vorstandschef rechnet trotz der ökonomisch schlechten Lage damit, dass der Internethandel weiter anwächst. „Von derzeit 5% des globalen Einzelhandelsumsatzes wird sich der Anteil des E-Commerce innerhalb der nächsten 5 bis 10 Jahre mehr als verdoppeln.“ Deshalb hat Donahoe auch keine Berührungsängste mit seinem Konkurrenten Amazon, den es bleibt in seinen Augen genug Platz für viele Gewinner – einen Unterschied zwischen eBay und Amazon fügt er noch an: „eBay wird niemals selbst Waren kaufen und Lagerhäuser betreiben.“

Zum Abschluss des Interviews geht es noch um die momentane wirtschaftliche Situation und die Auswirkung auf den Online-Marktplatz eBay. Der eBay-CEO meint, dass vor allem in Zeiten des Geldmangels eBay interessant sei, da man hier auch gebrauchte Gegenstände finden könne. Jedoch gibt er ebenfalls zu, dass auch er nicht wisse, inwieweit man sich bei eBay der allgemeinen Unsicherheit und Konsumzurückhaltung entziehen könne. Daher sei man mit den Prognosen für das vierte Quartal eher vorsichtig gewesen.