Tiefstpreis und kostenfreier Versand – eine fast unmögliche Kombination

Die meisten von uns wissen, so Randy Smythe, dass bei Einkäufen im Internet Gebrauchsgegenstände mit dem niedrigsten Preis oft den Zuschlag erhalten. Besonders häufig geschieht dies in der Media-Kategorie von eBay. Smythe hat sich daher Gedanken darüber gemacht, was eBay sich für die Preisfindung der Artikel, gerade auch in der Vorweihnachtszeit, vorstellt.

Er erklärt: „eBay möchte den niedrigsten Preis im Internet, kostenfreien Versand und einen Weltklasse-Service.“ Die Frage ist, wie soll so etwas umgesetzt werden? Als eBay noch eine reine Auktionsseite war, standen die Niedrigpreise nicht im Vordergrund. Die meisten Versteigerungen starteten mit einem minimalen Gebot und etablierten sich zum Schluss hin zu einem faireren Preis. Das einzige was man brauchte, waren zwei Bieter, die sich um den angebotenen Artikel rissen. Heute, wo eBay leider ein Festpreis-Marktplatz geworden ist, sieht alles anders aus. Beim Festpreis-Format stehen kleine Preise im Vordergrund. Die Händler haben diesen Umstand verstanden und darauf reagiert: Mit Minimal-Preisen und hohen Verpackungs- und Lieferkosten.

Die Verbraucher schauten nur nach Niedrigpreis-Artikeln, kauften diese dann auch und beschwerten sich später dann über zu hohe Versandkosten. Für eBay wäre es perfekt, wenn Artikel zu Tiefstpreisen zusammen mit niedrigen oder besser Null-Versandkosten angeboten würden. Stattdessen jedoch setzten die Händler, die ja Geld verdienen möchten und müssen, ihre Lieferkosten herab oder boten kostenfreien Versand, schlugen diese Kosten aber auch auf ihre Verkaufspreise. Im Grunde waren die Produktpreise nun zu hoch für den Käufer – sie mochten zwar den kostenfreien Versand, ziehen allerdings niedrige Artikelpreise vor.

Wenn eBay-Händler untereinander, aber auch im Vergleich zu anderen Plattformen, keine wettbewerbsfähigen Preise ansetzen, dann verschwinden die Käufer ganz schnell auf andere Seiten, vor allem im momentanen ökonomischen Klima. Für die meisten eBay-Nutzer ist kostenfreier Versand ein gerne gesehener Nebeneffekt, wichtig jedoch ist vorrangig ein guter Preis. Das aber haben die eBay-Verantwortlichen leider noch nicht erkannt. Um seine Aussagen zu untermauern zitiert Randy Smythe die Erfahrungen eines Media-Sellers, der drei verschiedene Angebotsformen ausprobiert hat:

1. geringer Kaufpreis + $ 6.99 für Verpackung&Versand

2. einen Medium-Preis + $ 2.99 für Verpackung&Versand

3. Hoher Endpreis     +   kostenlose Lieferung

Gewonnen hat bei diesem Test die Option 1 vor unentgeltlicher Lieferung und Medium-Preis. Nach Ansicht von Smythe erkennt eBay in seinen Daten, dass es für ihren Geschmack zu wenig Schnelldreher auf der Webseite gibt und treibt nun die Niedrig-Preis-Theorie voran – eine fragwürdige Methode!

Natürlich können die Verantwortlichen bei eBay die Gewinn- und Verlustkonten lesen, aber da sich keiner von ihnen praktisch mit den Ein- und Verkäufen beschäftigt, kennen sie die Händler- und Fertigungskosten nicht und sie sind auch nicht in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung aufgeführt. Es gibt für Händler im ganzen Prozess zu wenig Geld, um Produkte einzukaufen, Artikel kostenlos zu versenden, eBay zu bezahlen und damit dann noch Profit zu machen – was natürlich der Hauptgrund dafür ist, warum Händler verkaufen – um Geld zu verdienen!

Das ganze Problem liegt in den Augen von Randy Smythe darin, dass eBay glaubt, Händler hätten keine Kosten oder eine Gewinnspanne von mindestens 80%. In der Frühzeit von eBay konnte dies durchaus mal der Fall gewesen sein, als Verkäufer Waren noch aus ihrer Garage oder aus Überhängen bezogen. Heute muss ein Händler seine Sachen teuer einkaufen, und die Gewinnspannen sind äußerst knapp. Möglicherweise sollte man sich bei eBay auch mal die Gewinn- und Verlustrechnung der Händler ansehen, um zu verstehen, dass sich der Handel auf dem Online-Marktplatz für viele nicht mehr lohnt, nach all den Rabattschlachten und der Diskussion um kostenfreien Versand.