eBay in der Welt des Kleinanzeigen-Marktes

eBay plant, den Bereich des Kleinanzeigengeschäfts stark auszubauen. Kann eBay es schaffen, die Nummer 1 in Amerika, Craigslist, zu übertrumpfen? Im September erklärte Jacob Aqraou, Leiter des Geschäftsbereichs Kleinanzeigen bei eBay, gegenüber dem Wall Street Journal, dass das Unternehmen eBay sein Kleinanzeigengeschäft verstärkt ausbauen will.

Experten stehen der Aktivität kritisch gegenüber und halten es für unwahrscheinlich, dass eBay Craiglist in den USA überflügeln oder einen wachstumsfähigen Geschäftszweig aufbauen kann. eBay jedoch erklärt, dass Kijiji und andere Akquisitionen in den nächsten 3 bis 5 Jahren die Führungsposition übernehmen können. eBay-Verantwortliche meinen, dass in schwachen ökonomischen Zeiten ein Markt für Online-Kleinanzeigen-Geschäfte vorhanden ist, da immer mehr Menschen auf der Jagd nach Schnäppchen sind. So ist Kijij momentan die Top-Webseite in Kanada.

Gegenüber Reuters erklärte eBay-CEO John Donahoe: “Kijiji ist ein nettes komplementäres Business zu allen anderen eBay-Geschäftszweigen. Und es ist eines, das ein attraktives Wachstum vorweist.” Experten hingegen warnen eBay davor, die sich im Privatbesitz befindende Seite Craiglist, nicht zu unterschätzen. Immerhin operiert sie in 50 Ländern und hat nach eigenen Angaben mehr als 40 Millionen Nutzer.

Sarah Rotman Epps von Forrester Research nennt eBays Kleinanzeigen Ziel “extrem anspruchsvoll”, da es sehr schwer sei, Craiglist in den USA vom Thron zu stoßen. Craiglist äußert sich wenig zu Umsatzzahlen und wollte auch zu den Ambitionen von eBay keinen Kommentar abgeben.

Als eBay im Jahr 2004, mit dem Kauf von mobile.de, auf den Zug der Online-Kleinanzeigen aufgesprungen ist, haben sie daraus ein ansehnliches, weltweites Business geschaffen. In über 20 Ländern auf der ganzen Welt und mit 83 Millionen Einzelbesuchern ist mobile.de durchaus erfolgreich. Außerdem suchen Leute, die große Gegenstände zu verkaufen haben oder aber Auktionen nicht mögen, Kleinanzeigen-Seiten auf. eBay betrachtet das Kleinanzeigengeschäft als eine Zusatzoption zu den Auktionen und sieht einen gewinnbringenden Vorteil in den Bereichen Job- oder Häusersuche und verschiedenen Dienstleistungen.

Doch die Fachleute sehen ebenso einen Vorteil in der Strategie von eBay. Sie haben, was den Kleinanzeigen-Markt anbelangt, ein sauberes Image und die besten technischen Möglichkeiten um Verkaufsartikel auf mehreren Webseiten gleichzeitig darzustellen. Ein anderes Plus, Craiglist wartet häufig mit Werbung für pornographische und Sex-Themen auf, wohingegen bei eBay eher ein familienfreundliches Ambiente im Vordergrund steht und stehen soll.

Das Unternehmen eBay hat inzwischen schon eine Menge Geld in die Kleinanzeigen-Formate investiert und gab etwa 829 Millionen US-Dollar dafür aus. Gumtree, die Nummer 1 in Großbritannien, Süd-Afrika und Australien, der niederländische Marktplaats oder Loquo in Spanien, um nur einen Teil zu nennen, gehören dazu. Seit letzter Woche auch noch zwei dänische Webseiten.

Craiglist ist immer noch Nummer 1 und auch Meg Whitman, so offizielle Dokumente, zeigte im Jahr 2007 schon Interesse am Kauf der Seite. Es darf auch die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Craiglist und eBay nicht außer Acht gelassen werden, bei der eBay im April 2008 Craigslist verklagte. Craigslist erhob Gegenklage und beschuldigte eBay, seinen Minderheits-Aktienanteil dazu benutzt zu haben, Geschäftsgeheimnisse zu erschleichen. eBay erwarb einen 28,4% Anteil von einem früheren Craigslist Mitarbeiter. eBay sagte, dass Craigslist seine geschäftlichen Interessen um 10% verwässert habe, während Craigslist eBay des illegitimen Wettbewerbes beschuldigte.

Es bleibt abzuwarten, ob eBay es tatsächlich schafft, seinen Platz in der Online-Welt des Kleinanzeigen-Marktes deutlich auszubauen.