eBay reagiert auf die Absichten der Software-Industrie

Seit Tagen geistert schon die Meldung durch die Presse, dass die SIIA, Software & Information Industry Association, deren Mitglieder unter vielen auch Adobe und Apple sind, darüber nachdenkt, eine Klage gegen eBay anzustreben. Keith Kupferschmid, Senior Vize Präsident der SIIA, verantwortlich unter anderem für die Reglements des geistigen Eigentums sagte: „… Wir haben die Möglichkeit diskutiert, gegen eBay Klage einzureichen, wegen Missachtung des Copyrights auf ihrer Seite, und das im Interesse unserer Mitglieder. Es wurde noch keine endgültige Entscheidung getroffen. …“

Kupferschmid sagte, dass es sich in 75% der Fälle der Software-Auktionen um 1- oder 3-Tages-Auktionen sowie Sofort-Kauf-Formate handelt und bei diesen sei es sehr schwierig, in der kurzen Zeit die Anbieter ausfindig und dingfest zu machen. Deshalb habe man eBay aufgefordert diese Formate bei Software-Verkäufen zu unterbinden. eBay-Sprecherin Catherine England erläuterte am Montag dieser Woche hierzu: „eBay hat bereits bei Luxusgütern Händler mit 1- oder 3-Tages-Laufzeiten oder Sofort-Kauf-Offerten vom Marktplatz verbannt. Momentan arbeiten wir daran, die selben Restriktionen in der Software-Kategorie einzuführen. Ich kann zwar das Vorhaben der SIIA nicht kommentieren, doch die Absicht habe die Verantwortlichen von eBay enttäuscht. Immerhin haben die beiden Organisationen bislang immer sehr gut zusammengearbeitet und das über Jahre hinweg.“

Die SIIA hat zudem von eBay gefordert, ein konzentriertes und verbessertes System zur Benachrichtigung von Verkaufsangeboten für raubkopierte Computerprogramme einzuführen, was in den Augen Kupferschmids mehr zum Schutz der Verbraucher als zum Schutz der Software-Industrie passieren sollte. Auf der anderen Seite stellt Kupferschmid klar heraus: „Wenn wir eBay auf ein Vergehen aufmerksam gemacht haben, haben sie die Listung sofort von der Seite genommen und das sehr schnell und wirkungsvoll. Also, wenn wir eBay über einen gefälschten Artikel benachrichtigt haben, reagierten sie sehr verantwortungsvoll. Doch es ist ein leichtes für die Fälscher, gleich wieder neue Artikel-Einstellungen vorzunehmen und das ist ein Problem.“

Catherine England erläutert: „eBay bemüht sich mit aller Kraft, Techniken und Hilfsmittel zu entwickeln, um den Kampf gegen Plagiate aufzunehmen. Das Unternehmen hat eine Vielzahl unterschiedlicher Technik-Tools, die erkennen, ob ein suspendierter Verkäufer auf die Plattform zurückkehrt. Zudem ist das eBay-Team durchaus in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen. Alleine letztes Jahr hat eBay 40.000 zuvor gesperrte Händler erneut blockiert.“ Sie fährt fort: „Bei allein 7 Millionen Listungen täglich auf der ganzen Welt, versucht eBay natürlich mit der SIIA, anderen Organisationen und Rechteinhabern zusammenzuwirken, um Betrügereien auf der Webseite auszuschließen.“

Die von der SIIA geforderten Änderungen zum Feedback beleuchtet C. England kritisch: „Feedback-Änderungen sind ein sensibles Thema. Bevor wir diese in Angriff nehmen, müssen wir erst einmal den Einfluss einer Neuerung auf unsere Gemeinschaft als Ganzes betrachten.“

Kupferschmid : „Software-Piraterie ist ein großes Thema und ein immenses Problem, aber nicht nur auf eBay. Auch auf Amazon, Craiglist, iOffer und vielen anderen Seiten. eBay ist dabei leider die weitest reichende Webseite.“ Bislang ist die SIIA aggressiv gegen Online-Software-Piraten vorgegangen und gerade letzte Woche wurde ein eBay-Verkäufer zu 4 Jahren Haft verurteilt. Ob die Software-Industrie jetzt die Betreiber von Plattformen ins Visier nimmt und nicht mehr lauter Einzelklagen anstrebt, diese Frage bleibt bis dato unbeantwortet.