Feedback-System und PayPal-Pflicht im Fall Selectronica

Das reformierte Bewertungssystem eBays hat eventuell doch was Gutes, zumindest erscheint es im vorliegenden Fall so. Die Geschäftsräume des PowerSeller Selectronica wurden in Frankfurt von der Staatsanwaltschaft durchsucht. In den zahllosen Accounts von Selectronia sammeln sich eine Unmenge von negativen Bewertungen an und das genau zu einer Zeit, als eBay sein Feedback-System geändert hat.

Durch den veränderten Bewertungsmodus werden nur noch die letzten 12 Monate aufgelistet, so dass man jetzt schneller erkennen kann, wie es um den Kundenservice bestellt ist, da sich die Kundenzufriedenheit schneller in den Bewertungen widerspiegelt.

Gleichzeitig zu den Neuerungen beim Feedback hat der Online-Marktplatz schärfere Sanktionen für Händler mit zu vielen negativen Beurteilungen eingeführt. Sie gehen von einer schlechteren Auflistung in der Suchabfolge, über Restriktionen der erlaubten Bezahlmethoden bis hin zur Sperre des Accounts und damit dem Ausschluss vom Geschäftsverkehr.

Selectronia ist diesen Sanktionen mittlerweile schon unterworfen worden, denn eBay hat den PowerSeller von der Plattform verbannt. eBay hat, so eigene Angaben, bereits am 13. Juni 2008 sämtliche Accounts der Selectronica gesperrt. Außer dem Nutzernamen „weisse-villa“ handelten sie noch unter „sanitare“ oder „Aquaways“. Selectronia wurde auch in den Bewertungsforen von Verbrauchern angeklagt im Voraus bezahlte Ware nicht geliefert zu haben und die Staatsanwaltschaft verdächtigt das Unternehmen wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung.

150 bis 200 Anzeigen sind inzwischen laut Staatsanwaltschaft beim Betrugsdezernat der Frankfurter Polizei gegen das Unternehmen eingegangen. Auch die umstrittene PayPal-Pflicht hatte hier vielleicht sein Positives: Eine eBay-Sprecherin erklärte, dass diese Menge von Negativbewertungen gemeinsam mit direkten Beschwerden von Verbrauchern eBay bereits vor einigen Monaten dazu veranlasst habe, dass Selectronica dazu angehalten wurde, seinen Kunden die Bezahlung über Paypal anzubieten. Dadurch waren die Kunden besser geschützt, da das PayPal-Käuferprogramm für bereits geleistete Zahlungen bis zu 1.000 Euro rückvergüte, sollten Problem beim Warenaustausch aufgetreten sein.

Nachdem die Klageflut nicht weniger wurde, hat man die Accounts von Selectronia gesperrt.
Sollten sich die Verdachtsmomente gegen die beiden Firmeninhaber bewahrheiten, so findet eine an sich erfolgreiche Internet-Firmensgeschichte ein jähes Ende, ähnlich wie vor etwa 2 Jahren, als auch Qentis Insolvenz anmelden musste.