Nach Boom in Hamburg: Frischepost, der Online-Hofladen, rollt Erfolgskonzept deutschlandweit aus

Online-Bestellungen und Lieferdienste von Lebensmitteln werden in der derzeitigen Corona-Krise besonders nachgefragt. Der Online-Hofladen Frischepost erlebt gerade einen regelrechten Boom im Privatkundengeschäft, die Bestellungen haben sich in kürzester Zeit mehr als verfünffacht. Nach dem erfolgreichen Proof-of-Concept in Hamburg weiten die Unternehmerinnen Eva Neugebauer und Juliane Willing jetzt ihr Regionalkonzept des nachhaltigen digitalen Hofladens aus. Pünktlich zum 5-jährigen Jubiläum in Hamburg expandiert Frischepost mit einem Partnerprogramm ins Rhein-Main-Gebiet, als Nächstes eröffnet ein Standort in Köln. Berlin und München sollen auch noch in 2020 folgen.

Um erfolgreich zu expandieren, spielen neben der Wahl einer dicht besiedelten Region und eines ländlichen Umfelds noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle:

Erstens: Passion. „Wir verfolgen die Vision, den bewussten Konsum von nachhaltigen Lebensmitteln zum neuen Standard zu machen und zur größten Direktvermarktungsplattform für regionale Lebensmittel zu werden”, erklärt Juliane Willing, neben Eva Neugebauer Gründerin und Geschäftsführerin von Frischepost. „Unser passioniertes Team hat über fünf Jahre Frischepost zum Erfolg geführt. 2015 haben nur wenige an den Erfolg eines Online-Hofladens geglaubt. Wir sehen, wie sich das Bewusstsein stark in Richtung nachhaltigen Konsum und Online-Lebensmittel verändert.”

Zweitens: Eine intelligente Plattform. „Mit unserer selbst entwickelten Plattform ermöglichen wir Online-Direktvermarktung für regionale, nachhaltig produzierende Betriebe, die klassischen Handelsstufen werden übersprungen. Sie bestimmen den Preis für ihre Lebensmittel und können so nachhaltig wirtschaften”, erklärt Eva Neugebauer. Beim Produzenten wird nur das frisch produziert, was der Kunde bestellt. Das spart nicht nur die aufwändige Lagerhaltung, sondern garantiert gleichzeitig die Frische und beugt Lebensmittelverschwendung vor. Ein faires Geschäft ohne Preisdiktat. Und eine neuartige Transparenz in der Lebensmittelbranche. Der Kunde erfährt online ganz genau wo, von wem und wie die Produkte hergestellt werden.

Hinter Frischepost verbirgt sich nicht nur eine komplexe Plattform, sondern auch eine umfangreiche Logistik. Die Produkte werden klimafreundlich in Mehrwegverpackungen transportiert:

„Frischepost liefert die Ware per Elektroauto zum Kunden, umweltschonend. Unsere eigenen Elektro-Fahrzeuge fahren die letzte Meile in der Großstadt, gesteuert von einem intelligenten Routenplanungstool“, sagt Eva Neugebauer.

Besonderer Wert wird auch auf Müllvermeidung gelegt. Pfandretouren ersetzen das im Handel übliche Einweg-System.

Folien oder zusätzliche Plastikverpackungen sind überflüssig. Von der Lieferbox bis zur Milchflasche – alle notwendigen Verpackungen werden bei der nächsten Lieferung wieder abgeholt, das Pfand wird direkt dem Kundenkonto online gutgeschrieben. Die selbst entwickelte Pfand-App digitalisiert den Prozess.

Zu den Kunden zählen nicht nur Privathaushalte, sondern auch Kitas, Restaurants und Firmen, die sich z. B. täglich einen Frischepost Kühlschrank mit frischen Lebensmitteln befüllen, oder Obstkisten liefern lassen. Das Konzept funktioniert im B2C- und B2B-Segment.

Das Hamburger Erfolgsmodell wird ab sofort deutschlandweit in Form einer Lizenzpartnerschaft weitergegeben:

„Regionalität muss auch regional gelebt werden”, erklärt Juliane Willing. „Deshalb lizenzieren wir unsere Marke, unser Know-how und unsere Plattform an eigenständige Unternehmer mit einem eigenen, lokalen Produzentennetzwerk in den Regionen.”

Der erste Lizenzpartner, die Frischepost Rhein-Main GmbH & Co. KG, steht bereits in den Startlöchern. Der Standort wird von einem lokalen Team um Matthias Willenbacher und Anna Goedrich aufgebaut und verantwortet. Drei weitere Standorte sollen noch dieses Jahr deutschlandweit folgen. Im ersten Halbjahr 2020 ist die Eröffnung in Köln geplant, Partner in Berlin und München werden derzeit gesucht.

Seit dem Launch in Hamburg hat sich das Frischepost-Logo in der Region bereits zum Gütesiegel für fairen und frischen Handel mit nachhaltigen Lebensmitteln entwickelt. Eine Marke, die den regionalen Partnern beim Markteintritt helfen wird. Davon sind die Gründerinnen überzeugt.

Frischepost beschäftigt 70 Mitarbeiter. Zu Beginn erhielten die beiden Gründerinnen Unterstützung durch ein Social Impact Stipendium sowie das technologieorientierte Exist-Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Weiteres Kapital folgte, vor allem von privaten Investoren, die langfristig an Bord bleiben und auf das nachhaltige Geschäftsmodell setzen. 2019 hat das Unternehmen mit dem Hamburger Geschäft den Break-even erreicht. Jetzt investiert es in die Expansion und sucht Kapital für weiteres Wachstum.

Die beiden Unternehmerinnen studierten gemeinsam an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar und gründeten 2015 Frischepost. Beide kennen das Leben auf dem Land aus ihrer Kindheit. Ihr Konzept überzeugt Lieferanten, Privat- und Geschäftskunden. Dank der selbst entwickelten Plattform ist das Team in der Lage, alle Prozesse bis ins Detail zu analysieren, Strukturen zu etablieren und zu automatisieren. So werden die notwendigen Synergien geschaffen, die den Rollout des Regionalkonzepts überhaupt erst möglich machen.